Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur
Wocheninfo vom 10.03.2025
- Turbulente Woche mit Hochs und Tiefs
- Aktien: Politische Börsen haben kurze Beine?
- Anleihen: Historischer Renditeanstieg
- Devisen: Starker Euro
- Rohstoffe: Öl fällt, Gold legt deutlich zu
- Industriekonjunktur bleibt schwach
- Euroraum-Inflationsrate auf 2,4 % gesunken
- Euroraum-BIP minimal aufwärtsrevidiert
Turbulente Woche mit Hochs und Tiefs
Es war eine turbulente Woche an den Finanzmärkten, in der sich die Ereignisse überschlugen. Zum einen sorgten verschiedene Zollankündigungen aus dem Weißen Haus für Verunsicherung. Die Einführung von Zöllen gegen Kanada und Mexiko zu Beginn der Woche, aber auch deren Aussetzung zum Ende der Handelswoche führten jeweils zu deutlichen Kursverlusten an den amerikanischen, aber auch an den europäischen Aktienmärkten. Neben schlechten Wirtschaftsnachrichten mögen die Märkte keine Unsicherheiten und plötzliche Politikwechsel.
Auf der anderen Seite des Atlantiks stand das Thema der zusätzlichen Verschuldung im Mittelpunkt. Neben zusätzlichen europäischen Verschuldungskapazitäten sorgten vor allem die Nachrichten aus den Sondierungsgesprächen von CDU/CSU und SPD für Aufsehen. 500 Mrd. Sondervermögen für Infrastruktur und de facto unbegrenzte Schuldenaufnahme für Verteidigung wurden angekündigt. Die Dimension dieser Ankündigung lässt sich am besten an den Anleihemärkten ablesen. Die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen verzeichneten am Mittwoch mit einem Anstieg von 30 Basispunkten die größte Tagesveränderung seit der Wiedervereinigung. Damit befinden sich die deutschen Renditen derzeit zwar auf einem höheren, aber nicht auf einem historisch hohen Niveau. Die konjunkturellen Auswirkungen dieser Pläne sind noch schwer abzuschätzen. Zumindest kurzfristig ist durchaus mit positiven Wachstumseffekten zu rechnen. Allerdings ist auch mit einem zusätzlichen Preisdruck aufgrund begrenzter Kapazitäten zu rechnen. Die Zinssenkung der EZB um 25 Basispunkte ist fast etwas untergegangen. In der Diskussion um den Restriktionsgrad hat die EZB einen Kompromiss gefunden. Man ist deutlich weniger restriktiv, wollte sich aber nicht darauf festlegen, dass die Geldpolitik nicht mehr restriktiv wirkt. Die Märkte rechnen für dieses Jahr weiterhin mit Zinssenkungen bis auf 2,0 %, wenn auch nicht mehr bei jeder Ratssitzung.
Aktien: Politische Börsen haben kurze Beine?
Zu den großen Gewinnern an den Aktienmärkten zählten in der vergangenen turbulenten Handelswoche die deutschen Werte. Getrieben von der Hoffnung auf kräftige Wachstumsimpulse durch die anstehenden großen fiskalischen Maßnahmen legten DAX und Co. unter dem Strich deutlich zu. Vor allem Unternehmen aus der Rüstungs- und Baubranche, aber auch Banken profitierten. Der DAX erreichte ein neues Allzeithoch und schloss die Woche bei 23.009 Punkten. Die europäischen Börsen zeigten sich unter dem Strich weitgehend stabil, während die US-Börsen aufgrund der politischen Unsicherheiten deutlich verloren.
Anleihen:Historischer Renditeanstieg
Deutsche Bundesanleihen verzeichneten einen historischen Renditeanstieg. Während die zehnjährige Anleihe in der Vorwoche noch bei 2,39 % schloss, lag sie zum Ende der vergangenen Handelswoche bei 2,84 %. Auch weltweit stiegen die Renditen in der vergangenen Woche deutlich an. Vor allem in Europa sorgte die Erwartung zusätzlicher Anleiheemissionen aufgrund höherer Verschuldung für den An-stieg. In den USA führten Sorgen um zusätzlichen Preisdruck zu Erwartungen eines höheren Zinsumfelds.
Devisen: Starker Euro
Der Euro konnte in der vergangenen Woche gegenüber dem Dollar deutlich zulegen und schloss bei 1,09 US-Dollar. Dabei profitierte der Euro zum einen von den positiven Wachstumserwartungen durch die geplanten deutschen Fiskalpakete, zum anderen aber auch von einem schwachen Dollar, der durch die unklare politische Ausrichtung der USA vor allem im Bereich der Zölle unter Druck geriet. Auch die weiteren Aussichten für den Euro wurden deutlich nach oben revidiert.
Rohstoffe: Öl fällt, Gold legt deutlich zu
Die Ölpreise sind stark gefallen, die OPEC+ setzt laut einem Reuters-Bericht die schritt-weise Rücknahme der Förderkürzungen fort. Weitere Rückgänge werden erwartet. Gold legt zu, unterstützt vom schwachen Dollar und der Aussicht auf höhere Schulden in Europa. Gold wird oft als Inflationsschutz nachgefragt.
Industriekonjunktur bleibt schwach
Zu Jahresbeginn hat sich die Flaute in der deutschen Industrie fortgesetzt. Nach vorläufigen amtlichen Angaben ist die Industrieproduktion zwar im Januar gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und saisonbereinigt um 2,6 % gestiegen. Hauptgrund für den Anstieg war jedoch nicht das aktuelle konjunkturelle Umfeld, das sich Stimmungsindikatoren zufolge weiterhin schwach zeigt, sondern ein Sondereffekt: So hatten im Dezember Warnstreiks in der Automobilindustrie die Produktion im wichtigen Kfz-Bereich merklich gedämpft. Mit dem Ende dieser Streiks hat im Januar die Erzeugung in diesem Bereich wieder zugenommen. In dem weniger von kurzfristigen Schwankungen geprägten und daher aussagekräftigeren Dreimonatsvergleich lag die Industrieproduktion um 0,8 % im Minus. Im Baugewerbe ist die Produktion im Januar ebenfalls gestiegen. Sie legte um 0,4 % zu, nachdem sie bereits im Dezember – durch das milde Winterwetter begünstigt – um 0,8 % expandiert war.
Dass die Industrieflaute noch immer andauert, unterstreichen auch die neuen Auftragszahlen. Die Neuaufträge des Verarbeitenden Gewerbes Deutschlands sanken im Januar um deutliche 7,0 %, wobei der Rückgang vor allem auf einen Sondereffekt im Sonstigen Fahrzeugbau beruhte. Hier hatten Großaufträge im Dezember zu einem kräftigen Anstieg um 54,6 % geführt, auf den nun eine erwartbare Gegenreaktion (-17,6 %) erfolgte. Auch im Dreimonatsvergleich gaben die Bestellungen insgesamt noch nach, um 2,4 %. Dabei sanden einem deutlichen Zuwachs von 5,8 % bei den Inlandsorders einem kräftigen Nachfrageeinbruch aus dem Ausland von 7,3 % gegenüber.
Eine nachhaltige Verbesserung der Industriekonjunktur ist erst im Sommer zu erwarten. Voraussetzung ist, dass die Bildung einer neuen Koalitionsregierung bis dahin abgeschlossen ist und neben den geplanten Mehrausgaben für Infrastruktur und Verteidigung die Wachstumskräfte insgesamt deutlich gestärkt werden.
Euroraum-Inflationsrate auf 2,4 % gesunken
Im Euroraum hat der Preisauftrieb auf der Verbraucherstufe im Februar etwas nachgelassen. Nach vorläufigen amtlichen Angaben übertraf der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) seinen entsprechenden Vorjahres-monatswert um 2,4 %. Im Januar hatte die Inflationsrate noch bei 2,5 % gelegen. Sie befindet sich damit aber weiterhin über der mittelfristig von der Europäischen Zentralbank angestrebten Zielmarke von 2 %.
Zum Rückgang der Gesamtrate trugen die Dienstleistungspreise bei, die sich mit +3,7 % im Februar zwar erneut deutlich überdurch-schnittlich verteuerten, aber weniger stark als im Vormonat (+3,9 %). Auch der nachlassende Anstieg der Energiepreise verminderte die Inflationsrate (+0,2 % nach +1,9 % im Januar). Bei Nahrungsmitteln (+2,7 % nach +2,3 %) hat die Preisdynamik hingegen zugenommen. Die Kerninflationsrate, ohne Berücksichtigung der Energie- und Nahrungsmittelpreise) sank im Zuge dessen nur geringfügig von 2,7 % im Januar auf 2,6 % im Februar.
Euroraum-BIP minimal aufwärtsrevidiert
Eurostat hat inzwischen detaillierte Angaben zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung des Euroraums im Jahresendquartal 2024 vorgelegt. Demnach hat sich die Quartals-Veränderungsrate des preis-, kalender- und saisonbereinigten BIP von 0,4 % im 3. Quartal auf 0,2 % im 4. Quartal abgeschwächt. Das europäische Statistikamt hat damit das zentrale Ergebnis seiner vorherigen Schätzungen (Rückgang der BIP-Verlaufsrate auf 0,1 %) geringfügig nach oben revidiert.
Für die Abschwächung des Wirtschaftswachstums waren vor allem die Investitionen verantwortlich. Allein die rückläufigen Lagerinvestitionen verminderte das BIP-Wachstum um 0,2 Prozentpunkte, nachdem sie zuvor noch steigernd wirkten. Zudem legten die Bruttoanlageinvestitionen im 4. Quartal mit 0,6 % deutlich schwächer zu als im Vorquartal (+1,8 %). Aber auch die privaten und staatlichen Konsumausgaben expandierten mit jeweils 0,4 % schwächer als zuvor (+0,6 % und +0,9 %). Der Außenbeitrag schließlich wirkte neutral, weil sowohl die Exporte als auch die Importe um 0,1 % sanken.
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR