Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur
Wocheninfo vom 11.09.2023
- Die EZB wirft den Blick auf die Krisen der Zukunft
- Aktien: Zurück auf dem Stand von Herbst 2021
- Anleihen: Wenig Bewegung vor EZB-Entscheid
- Devisen: Euro fällt auf 1,07 zum Dollar
- Rohstoffe: Ölpreise nach Förderkürzungsversprechen über 90 Dollar
- Produktionsrückgang in der Industrie
- Auftragseingang weiterhin durch Großaufträge geprägt
- Trübe Exportdaten
- Euroraum-BIP leicht abwärtsrevidiert
Die EZB wirft den Blick auf die Krisen der Zukunft
Die EZB dürfte am kommenden Donnerstag, dem 14. September, ein letztes Mal in diesem Zyklus ihre Leitzinsen erhöhen. Die Hauptrefinanzierungsfazilität würde damit auf 4,5 % steigen, die Einlagefazilität auf 4 %. Zugleich dürfte die EZB warnen, dass die Zinsen erst dann wieder sinken könnten, wenn die Inflation nachhaltig auf das mittelfristige Ziel von 2 % zurückkehrt. Schwache Konjunkturdaten und –aussichten, siehe Konjunkturteil, unterstützen die Sicht, dass der Zinszyklus mit dieser Erhöhung enden wird. Doch auch die Kommunikation der EZB weist in diese Richtung: Sie widmet sich den Lehren aus der jetzigen Inflationsphase und den Herausforderungen der Zukunft. Damit rückt die Notenbank von der Krisenhaltung des letzten Jahres ab. EconomEZB-Präsidentin Christine Lagarde sprach etwa auf einem Seminar des European ics & Financial Centres davon, dass die Notenbank anders kommunizieren müsse. Andernfalls würde sie nicht gehört werden und könne verlorenes Vertrauen nicht zurückgewinnen. Das gelte vor allem für die weitere Öffentlichkeit, die sich mit der EZB und ihrer Politik nur in Krisenzeiten auseinandersetze. Selbstkritisch müsse die EZB Prognosefehler in der jetzigen Inflationsphase einräumen, aber auch erläutern, dass sie die Prognosen zur Orientierung brauche. Damit deutet Lagarde auch an, dass sich die EZB auf eine unruhigere, schwer ausrechenbare Welt einstellt, in der sie im öffentlichen Fokus bleibt. Zu den Ursachen für diese Unruhe zählt sie offensichtlich den Klimawandel. Am 5. September warnte Isabel Schnabel in einer Rede in Frankfurt, Klima und Umweltrisiken seien unumkehrbar und aufgrund ihrer Größe, ihrer globalen Dimension sowie Nichtlinearität besonders zu betrachten. Am 6. September veröffentlichte die EZB die Ergebnisse ihres Stresstests, nach dem eine verspätete Transformation mit hohen Kosten für die Volkswirtschaft verbunden sei, inklusive Instabilität an den Finanzmärkten. Zu den Risiken zählt die Notenbank nicht nur Klimafolgen wie Extremwetter mit gesundheitlichen oder logistischen Folgen, sondern auch transitorische Risiken wie Neubewertungen, nicht mehr tragfähige Geschäftsmodelle oder neuerliche Energiepreisschocks. Der Bedarf an guter Kommunikation dürfte also hoch bleiben.
Aktien: Zurück auf dem Stand von Herbst 2021
Der DAX beendete die vergangene Börsenwoche mit 15.740,3 Punkten, ein Minus von 0,63 % zum Wochenauftakt. Zugleich liegt er damit ungefähr auf dem Niveau von vor zwei Jahren, nach der Hochphase der Coronaimpfkampagne 2021. Internationale Indizes wie Euro Stoxx und S&P 500 liegen ähnlich, Nasdaq und Shanghai Composite sogar tiefer als vor zwei Jahren. Die erhoffte Dynamik des Endes der Coronapandemie konnte sich nicht durchsetzen.
Anleihen: Wenig Bewegung vor EZB-Entscheid
Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe stieg in der letzten Woche nur etwas, um 5 Basispunkte, auf 2,6 %. Eine Leitzinserhöhung könnte einen leichten Anstieg auslösen, da die Märkte auch eine Pause der EZB handelten. Devisen: Euro fällt auf 1,07 zum Dollar Der Euro verliert weiter langsam, aber stetig gegenüber dem Dollar und fiel Ende der Woche auf 1,07 Dollar. Dahinter stehen die schwächeren Wachstumsaussichten der EU.
Devisen: Euro fällt auf 1,07 zum Dollar
Der Euro verliert weiter langsam, aber stetig gegenüber dem Dollar und fiel Ende der Woche auf 1,07 Dollar. Dahinter stehen die schwächeren Wachstumsaussichten der EU.
Rohstoffe: Ölpreise nach Förderkürzungsversprechen über 90 Dollar
Der Ölpreis gewann in der vergangenen Woche erneut. Der Preis pro Barrel Brent stieg um 1,31 % auf 91,16 Dollar. Die Stimmung am Ölmarkt hob sich, nachdem Saudi-Arabien seine Ölförderkürzungen bis Jahresende verlängerte. Zwar hielt sich das Königreich eine Kursänderung offen, wenn der Markt (oder die politische Lage) es erfordere. Doch bietet die Zusage zusammen mit der weiterhin robuster als erwarteten Lage der USWirtschaft genügend Raum, die Preise steigen zu lassen. Zudem kündigte auch Russland an, seine Ölexporte zu reduzieren – womöglich auch wegen der Sanktionen und der unsicheren Lage im Schwarzen Meer, nachdem Russland das Getreideabkommen aufkündigte. Die höheren Preise könnten daher vorerst anhalten.
Produktionsrückgang in der Industrie
In Deutschland präsentiert sich die Industriekonjunktur zu Beginn der zweiten Jahreshälfte weiterhin gedämpft. Wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Angaben mitteilte, sank die preis-, kalender- und saisonbereinigte Produktion des Verarbeitenden Gewerbes im Juli gegenüber dem Vormonat um 1,8 %. Die Industrieproduktion hatte bereits im Juni nachgegeben, um 1,0 %. Maßgeblich für den jüngsten Rückgang waren die beiden für die Gesamtentwicklung besonders bedeutsamen Bereiche Kfz/Kfz- Teile und Maschinenbau. Vor dem Hintergrund der schwachen Weltkonjunktur und der noch immer nicht gänzlich beseitigten Lieferengpässe, vor allem bei einigen elektronischen Komponenten, verminderte sich die Herstellung in diesen Bereichen um 9,4 % und 1,6 %. Im Gegensatz zum Verarbeitenden Gewerbe nahm die Produktion im Baugewerbe im Juli aber zu. Sie expandierte trotz hoher Baukosten und gestiegener Zinsen um 2,6 %, befördert vor allem durch einen überdurchschnittlichen Zuwachs im Ausbaugewerbe (+3,5 %).
Auftragseingang weiterhin durch Großaufträge geprägt
Beim Auftragseingang des Verarbeitenden Gewerbe hat sich die überaus positive Entwicklung der Vormonate im Juli nicht fortgesetzt. Die Neuaufträge brachen gegenüber dem Vormonat um 11,7 % ein. Zum Auftragsschwund trugen die Auslandsorders (-12,9 %) in etwas stärkerem Umfang bei als die Inlandsbestellungen (-9,7 %). Im Mai und im Juni war der Auftragseingang insgesamt um kräftige 6,2 % und 7,6 % gestiegen. Wie bereits im Vormonat wurde die Gesamtentwicklung im Juli erheblich durch einen Sondereffekt im sonstigen Fahrzeugbau beeinflusst. Ein Großauftrag im Luft- und Raumfahrzeugbau hat die Bestellungen in diesem Bereich im Juli um 54,5 % einbrechen lassen, nachdem sie im Juni um 72,4 % gestiegen waren. Ohne Großaufträge hätten die Bestellungen um 0,3 % zugelegt. In dem von kurzfristigen Schwankungen weniger stark betroffenen und daher für konjunkturelle Analysezwecke besser geeignetem Zweimonatsvergleich Juni/Juli gegenüber April/Mai lagen die Aufträge alles in allem um 4,4 % im Plus. Trotz dieses Orderzuwachses zeichnet vor dem Hintergrund der schwachen Weltkonjunktur und der Eintrübung des Geschäftsklimas vorerst keine durchgreifende Belebung der Industriekonjunktur ab.
Trübe Exportdaten
Auch das Exportgeschäft der deutschen Wirtschaft ist schwach in das 3. Quartal gestartet. Nach vorläufigen amtlichen Angaben wurden von Deutschland im Juli kalender- und saisonbereinigt Waren im Wert von 130,4 Mrd. Euro ausgeführt und Waren im Wert von 114,5 Mrd. Euro eingeführt. Die Warenexporte sanken gegenüber dem Vormonat um 0,9 %, nachdem sie im Juni noch leicht um 0,2 % gestiegen waren. Maßgeblich für den Rückgang war das Geschäft mit den Nicht-EU-Staaten, das um 2,5 % nachgab. Demgegenüber legte die Ausfuhren in die EUPartnerländer um 0,5 % zu. Die Warenimporte nach Deutschland sind im Juli insgesamt um 1,4 % gestiegen. Damit konnte das deutliche Importminus vom Vormonat (-3,2 %) aber noch nicht wieder ausgeglichen werden. Die jüngsten Daten sprechen dafür, dass der Außenhandel auch im 3. Quartal keinen positiven Beitrag zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum in Deutschland leisten wird. Im 2. Quartal hatte der Außenbeitrag den BIPZuwachs rechnerisch um 0,6 Prozentpunkte vermindert.
Euroraum-BIP leicht abwärtsrevidiert
Eurostat hat inzwischen detaillierte Angaben zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung des Euroraums im 2. Quartal veröffentlicht und dabei das zentrale Ergebnis seiner ersten Schätzungen leicht nach unten korrigiert. So ist das preis-, kalender- und saisonbereinigte BIP gegenüber dem Vorquartal nicht um 0,3 %, sondern um 0,1 gestiegen. Verantwortlich für den minimalen Zuwachs waren vor allem die zunehmenden Lager- und Anlageinvestitionen. Vom Privatkonsum gingen angesichts der hartnäckigen Inflation hingegen kaum Wachstumsimpulse aus und der Außenbeitrag war auch im Euroraum negativ.
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR