Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur

Wocheninfo vom 13.03.2023

  • EZB-Sitzung ohne Signale?
  • Aktien: SVB beherrscht nervöse US-Börsen
  • Anleihen: Renditen fallen wieder zurück
  • Devisen: Euro stagniert
  • Rohstoffe: Öl fällt weiter
  • Industrie: Jahresauftakt mit höherer Produktion …
  • … und mehr Aufträgen
  • Stagnation des Euroraum-BIP
  • Inflationsrate von 8,7 % bestätigt

EZB-Sitzung ohne Signale?

Am kommenden Donnerstag, dem 16. März, wird die Europäische Zentralbank (EZB) über ihren geldpolitischen Kurs entscheiden. Jedoch hat sie sich auf den vergangenen Sitzungen bereits vorfestgelegt. Demnach steht eine Erhöhung um weitere 50 Basispunkte auf einen Hauptrefinanzierungszins von 3,5 % und einen Einlagezins von 3 % bevor. Dies dürfte auch eintreten.

Zwar behielt sich die EZB auf den vergangenen Sitzungen Anpassungen dieser Entscheidung in Abhängigkeit der Datenlage vor. Die Kerninflation im Euroraum liegt für einen geringeren Schritt allerdings weiterhin zu hoch. Zudem deuten auch die US-Daten eher auf einen längeren Inflationsdruck hin. Stimmen aus der Fed deuteten daher sogar die Option an, ihren zuletzt verlangsamten Zinsstraffungskurs wieder zu beschleunigen. Daher bleibt eine Erhöhung der EZB um 50 Basispunkte das erwartete Szenario.

Doch die EZB hat sich nicht nur in Bezug auf die Zinsen festgelegt. Anfang März begann sie zudem, ihre Staatsanleihenportfolios nicht mehr vollständig zu reinvestieren. Derzeit werden monatlich 15 Milliarden Euro an fällig werdenden Anleihen nicht erneut angelegt, wodurch die Bilanz der EZB um diesen Wert sinkt. Dieser langsamen Geschwindigkeit hatte sich die EZB bis Ende Juni verschrieben.

Die Notenbank könnte also lediglich bereits ein beschleunigtes Tempo des Bestandsabbau ab Juli verkünden. Angesichts der mehrere Billionen Euro schweren Bestände wäre das eine sinnvolle Maßnahme. Zudem hatte auch Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel in einer Rede vor der Money Market Contact Group Anfang März einen deutlichen Bilanzabbau der EZB angekündigt.

Eine entsprechende Entscheidung ist denkbar, um mittelfristige Markterwartungen zu beeinflussen. Ebenso könnte die EZB, wie in ihrer vergangenen Sitzung, einen wahrscheinlichen – aber wie bisher datenabhängigen – Zinspfad für die nächste Sitzung am 4. Mai erwähnen.

Eine Komplikation stellt, jedoch mehr für die USNotenbank Fed, die Zahlungsunfähigkeit der Silicon Valley Bank (SVB) dar. Das für Startups wichtige Unternehmen musste festverzinsliche Anleihen verkaufen, die durch die Zinswende an Wert verloren hatten. Denn die Einlagekunden, zumeist Investoren, und die Kreditkunden, meist eben Startups, hatten Geld abgezogen. Das fehlende Kapital konnte SVB nicht ersetzen.

Aktien: SVB beherrscht nervöse US-Börsen

Positive Nachrichten zur Auftragslage, zum robusten Arbeitsmarkt und weiterhin relativ solide Unternehmenszahlen hielten die Aktienkurse auf hohem Niveau. Aber die Nervosität ob einer möglichen Rezession bleibt spürbar und drückte sich insbesondere in den deutlichen Verlusten von USAktien zum Wochenschluss aus, die Reaktion auf SVB. Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq verloren in der letzten Woche 4,44 bis 4,71 %. Die, zur SVBKrise bereits geschlossenen, europäischen Indizes schlossen höher und verloren in Form des Euro- Stoxx 50 nur 1,52 %. Der Dax sogar nur 0,97 %.

Anleihen: Renditen fallen wieder zurück

Der Anstieg der vorletzten Woche, eine Reaktion auf wieder höhere Erwartungen an die Leitzinsen, löste sich in der vergangenen Woche wieder auf. Der Ertrag der zehnjährigen deutschen Bundesanleihe fiel um 21,8 Basispunkte auf 2,50 %. Die Renditen der gleichlangen US-Anleihen gingen um 26,8 Basispunkte auf 3,70 % zurück. Die Volatilität bleibt also hoch.

Devisen: Euro stagniert

In der vergangenen Woche hielt sich der Wechselkurs der Gemeinschaftswährung bei 1,06 Dollar (+ 0,09 %). Damit bleibt der Euro zum Dollar historisch eher schwach. Er hielt sich aber auch gegenüber dem Index der größten Handelspartner des Euroraums stabil. Von der kommenden Sitzung der EZB dürften keine großen Impulse ausgehen, da die Zinserhöhung um 50 Basispunkte bereits erwartet wird.

Rohstoffe: Öl fällt weiter

Der Preis für den Barrel Brent fiel in der vergangenen Woche um 4,01 % auf 82,3 Dollar. Gegenüber den hohen Preisen nach Beginn des russischen Angriffskrieges vor einem Jahr ist Brent-Öl damit um 28,15 % günstiger.

Anders hingegen zeigt sich der Preis für Erdgas. Der Tagesfuture der Megawattstunde kostete Ende der Vorwoche 54 Euro am niederländischen Terminmarkt (+ 15,5 % in der Vorwoche). Zum Hochpunkt der Krise im vergangenen Jahr waren es allerdings 330 Euro gewesen.

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Industrie: Jahresauftakt mit höherer Produktion …

Trotz der Belastungen durch die Energiekrise fielen die amtlichen Daten zur Industriekonjunktur in Deutschland zu Jahresbeginn 2023 überwiegend positiv aus. Im Verarbeitenden Gewerbe ist die Produktion im Januar gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und saisonbereinigt um kräftige 1,9 % gestiegen. Damit konnte der deutliche Rückgang vom Dezember (-1,5 %) mehr als ausgeglichen werden. Zum kräftigen Produktionszuwachs trug nicht zuletzt der für die Gesamtentwicklung wichtige Maschinenbau bei. In diesem Bereich wurde der Ausstoß um überdurchschnittliche 2,3 % gesteigert, offenbar befördert durch rückläufige Lieferengpässe bei weiterhin hohen Auftragsbeständen. Im Gegensatz dazu wurde die Erzeugung im ebenfalls wichtigen Bereich Kfz und Kfz-Teile um spürbare 5,2 % gedrosselt, was insbesondere aus der zum Jahreswechsel eingetretenen Verschlechterung der staatlichen Förderung für Hybrid- und E-Fahrzeuge resultieren dürfte. Nicht nur im Verarbeitenden Gewerbe, auch im Baugewerbe legte die Produktion im Januar zu. Begünstigt durch eine vergleichsweise milde Witterung expandierte die Bauproduktion um starke 12,6 % und konnte damit die merklichen Rückgänge vom November (-1,8 %) und Dezember (-7,5 %) wettmachen.

… und mehr Aufträgen

Die amtlichen Angaben zu den Auftragseingängen des Verarbeitenden Gewerbes haben sich, nach der Talfahrt vom vergangenen Jahr, zum Jahreswechsel 2022/23 merklich stabilisiert. Die Neuaufträge sind im Januar um 1,0 % gestiegen, nachdem sie bereits im Dezember um 3,4 % zugelegt hatten. Die Wachstumsimpulse gingen zu Jahresbeginn vor allem von der Nachfrage aus dem Ausland aus: Die Auslandsorders erhöhten sich um 5,5 %, während die Orders aus dem Inland um 5,3 % nachgaben. Auch innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes tendierten die Aufträge vielfach uneinheitlich. In dem gewichtigen Bereich Kfz & Kfz-Teile kam es zu einem deutlichen Anstieg um 6,7 %, während der Maschinenbau (- 3,9 %), die Metallerzeugnisse (-5,7 %) sowie die Chemischen Erzeugnisse (-5,9 %) merkliche Rückgänge hinnehmen mussten. Der erneute Anstieg des Industrie-Auftragseingangs steht im Einklang mit der jüngsten Aufhellung wichtiger Stimmungsindikatoren. Mit dem Auftragszuwachs verdichten sich hierzulande die Signale für eine baldige Überwindung der milden gesamtwirtschaftlichen Rezession des Winterhalbjahres.

Stagnation des Euroraum-BIP

Eurostat hat nunmehr erste Angaben zur Entwicklung der Konsum- und Investitionsausgaben sowie des Außenbeitrags für den Euroraum im 4. Quartal veröffentlicht. Im Zuge dessen wurde die Verlaufsrate des Bruttoinlandsproduktes (BIP) leicht abwärtsrevidiert. Während zuvor noch mit einem geringfügigen Anstieg des preis, kalender und saisonbereinigten BIP gegenüber dem Vorquartal um 0,1 % gerechnet wurde, hat das BIP nach aktuellem Rechenstand im Wesentlichen auf dem Vorquartalsstand stagniert (-0,03 %). Zwar lieferte der Außenhandel als Ganzes einen positiven Wachstumsbeitrag von 0,9 Prozentpunkten, da die Exporte leicht um 0,1 % stiegen, während die Importe um deutliche 1,9 % zurückgingen. Dem positiven Außenbeitrag standen jedoch negative Wachstumsbeiträge von den Konsum- und Investitionsausgaben in gleichem Umfang gegenüber. So sind die Konsumausgaben der privaten Haushalte, angesichts der hohen Inflation, um deutliche 0,9 % gesunken. Die Bruttoanlageinvestitionen gaben im Zuge der hohen Unsicherheiten und der verschlechterten Finanzierungsbedingungen sogar um 3,6 % nach. Angesichts der merklichen Aufhellung von Stimmungsindikatoren zu Jahresbeginn zeichnet sich für das Euroraum dennoch eine gesamtwirtschaftliche Belebung ab.

Inflationsrate von 8,7 % bestätigt

Das Statistische Bundesamt hat detaillierte Angaben zur Entwicklung der Verbraucherpreise im Februar vorgelegt und dabei das zentrale Ergebnis seiner vorläufigen Schätzungen bestätigt. Demnach ist die Inflationsrate Deutschlands, basierend auf der jährlichen Veränderungsrate des Verbraucherpreisindexes (VPI), in diesem Monat unverändert auf dem Januarstand von 8,7 % geblieben. Bemerkenswert ist, dass der Preisanstieg bei Nahrungsmitteln (+21,8 %) erstmals seit Langem den Preisanstieg bei Energie (19,1 %) übertraf. Die Verbraucher mussten im Februar insbesondere für Molkereiprodukte und Eier (+35,3 %) sowie Brot und Getreideerzeugnisse (+24,3 %) deutlich mehr Geld aufwenden. Die Kerninflationsrate, ohne Berücksichtigung der schwankungsanfälligen Energie- und Nahrungsmittelpreise, stieg leicht von 5,6 % im Januar auf 5,7 % im Februar. In den nächsten Monaten ist von der Tendenz her mit einem langsamen Rückgang der Inflationsrate zu rechnen. Hierfür sprechen Faktoren wie die jüngste Entspannung der Energiepreise, die Folgen der nachlassende Lieferengpässe, entlastende Basiseffekte und die geplante bundesweite Einführung eines 49 Euro-Tickets für den öffentlichen Personennahverkehr.

Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR