Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur

Wocheninfo vom 13.11.2023

  • Ist der Zinsgipfel in den USA erreicht?
  • Aktien: Moderate Kursgewinne
  • Anleihen: Steigende Renditen
  • Devisen: Kaum veränderter Eurokurs
  • Rohstoffe: Dämpfende Konjunktursorgen
  • Industrie schließt das 3. Quartal schwach ab
  • Neuaufträge stabilisieren sich
  • Verhaltener Konjunkturausblick der Wirtschaftsweisen

Ist der Zinsgipfel in den USA erreicht?

An den Finanzmärkten blieb die Geldpolitik der US-Notenbank Fed in der zurückliegenden Woche ein zentrales Thema. Zu Wochenbeginn wirkten noch die schwachen US-Arbeitsmarktzahlen der Vorwoche nach, die die Spekulation auf ein Ende der Leitzinserhöhungen in den USA anheizten. Im weiteren Verlauf drehte sich die Erwartungshaltung aber. Grund hierfür waren Äußerungen führender US-Notenbanker. So sagte der Minneapolis-Fed-Chef Neel Kashkari am Dienstag in einem Bloomberg-Interview, dass die Notenbank wahrscheinlich noch mehr Arbeit vor sich habe, um die Inflation zu kontrollieren. Fed-Präsident Jerome Powell stellte am Donnerstag während einer Rede auf einer Konferenz des Internationalen Währungsfonds klar, dass aus seiner Sicht Zinserhöhungen weiterhin möglich seien. Powell sagte, dass die Notenbank nicht zögern werde die Geldpolitik zu verschärfen, wenn es angemessen sein sollte. Mit diesen Äußerungen stieg die Spekulation auf weitere Zinsanhebungen wieder an. Im Vergleich zu den Zinsspekulationen ist die geopolitische Entwicklung im Nahen Osten an den Märkten etwas in den Hintergrund getreten. Israelischen Truppen haben inzwischen den Gaza-Streifen in zwei Hälften geteilt. Damit weitere Flüchtlinge von den nördlichen in den südlichen Teil fliehen können, soll es tägliche Feuerpausen geben. Die Sorgen vor einer Ausweitung Konflikts ist weiterhin groß. Geschürt wurden diese Sorgen auch durch einen zweiten US-Militärschlag im Osten Syriens. Zur Wochenmitte haben dort US-Kampfjets ein Waffenlager der vom Iran unterstützte Milizen bombardiert, als Vergeltungsaktion auf Angriffe auf US-Truppen in der Region.

Von Seiten der Konjunkturnachrichten gingen in der vergangenen Woche vielfach gemischte Signale aus. In China sind die Exporte im Oktober gegenüber dem Vorjahresmonat zwar um 2,5 % gesunken, der Anstieg der Importe lässt jedoch auf eine gewisse konjunkturelle Erholung hoffen. In Deutschland ist die Industrieproduktion im September gesunken, die Neuaufträge scheinen sich jedoch zu stabilisieren.

Aktien: Moderate Kursgewinne

Die Aussicht auf ein Ende der Leitzinserhöhungen in den USA ließen die Aktienkurse zunächst steigen. Mit der Powell-Rede änderte sich aber die Stimmung und die Kursindizes gaben einen Teil ihrer Gewinne wieder ab, bevor sie sich zum Ende der Woche erneut stabilisierten. Der Deutsche Aktienleitindex DAX schloss die Handelswoche am Freitag, dem 10. November, auf einem Stand von 15.234 Punkten ab, minimale 0,3 % über seinem Vorwochenultimo. Der Dow-Jones stieg auf Wochensicht um 0,7 % auf 34.283 Punkte. Zeitweise steigernd auf die Kurse hierzulande wirket auch die am Donnerstag erzielte Einigung der Bundesregierung auf ein Maßnahmenpaket zur Entlastung der Wirtschaft von den hohen Energiekosten. Unter anderem soll die Stromsteuer in Deutschland von bisher rund 2 Prozent auf das europäische Mindestmaß von 0,05 Prozent mindert werden.

Anleihen: Steigende Renditen

Die Renditen zehnjähriger US-Staatanleihen tendierten im Zuge der schwachen US-Arbeitsmarktdaten in der ersten Wochenhälfte zunächst nach unten. Angesichts zunehmender Spekulationen auf weitere Zinsanhebungen sind sie auf Wochensicht aber um 5 Basispunkte auf 4,62 % gestiegen. Zehnjährige Bundeanleihen legten zeitgleich um 7 Punkte auf rund 2,71 % zu.

Devisen: Kaum veränderter Eurokurs

An den Devisenmärkten tendierte der Euro gegenüber dem US-Dollar in der letzten Woche unter geringen Schwankungen seitwärts. Die Gemeinschaftswährung beendet die Woche bei knapp 1,07 US-Dollar. Gegenüber dem Endstand der Vorwoche gab er damit um geringfügig um 0,5 % nach.

Rohstoffe: Dämpfende Konjunktursorgen

Die Ölpreise setzten in der vergangenen Woche ihre Abwärtsbewegung fort. An den Märkten dominierte die Erwartung einer verhaltenen globale Konjunkturentwicklung, die mit einer schwächeren Ölnachfrage einhergehen dürfte. Rohöl der Nordsee-Sorte Brent verbilligte sich im Wochenvergleich um 4,4 % auf 83,66 Euro.

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Industrie schließt das 3. Quartal schwach ab

Vor dem Hintergrund der verhaltenen weltwirtschaftlichen Gangart präsentierte sich die Industriekonjunktur in Deutschland zum Ende des dritten Quartals weiterhin schwach. Wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Angaben mitteilte, ist die Industrieproduktion im September deutlich gesunken. Sie gab gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und saisonbereinigt um 1,7 % nach. Im gesamten 3. Quartal war ein Rückgang um 2,1 % zu verzeichnen. Innerhalb der Industrie zeigten sich im September aber teilweise unterschiedliche Tendenzen. Während die Produktion in der Automobilindustrie stark rückläufig war (-5,0 % zum Vormonat), legte sie im Maschinenbau (+4,1 %) merklich zu. Im Baugewerbe stagnierte die Produktion im September auf dem Vormonatsniveau, nachdem sie im Juli sichtlich gesunken war. Über das gesamte 3. Quartal betrachtet gaben die Bauproduktion um 0,8 % nach, was angesichts der vielfältigen Belastungen (Stichworte: hohe Zinsen und Baukosten, Arbeitskräftemangel) als moderat zu bezeichnen ist.

Neuaufträge stabilisieren sich

Derzeit verdichten sich die Signale, dass mit dem Rückgang der Industrieproduktion im 3. Quartal deren Tiefpunkt erreicht sein könnte. Einer dieser Signale sind die Geschäftserwartungen der Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes, die nach jüngsten Angaben des ifo Instituts im Oktober weniger skeptisch bewertet wurden als zuvor. Ein weiteres Signal, dass auf eine allmähliche Bodenbildung schließen lässt, sind die Neuaufträge des Verarbeitenden Gewerbes. Die Auftragseingänge sind im September gegenüber dem Vormonat mit einer Verlaufsrate von 0,2 % gestiegen. Ausschlaggebend für den leichten Zuwachs waren die Bestellungen aus dem Ausland, deren Anstieg um 4,2 % den Rückgang der Inlandsorders um 5,9 % mehr als ausgleichen konnte. Im Zuge einer ungewöhnlich starken Abwärtsrevision lagen die Neuaufträge insgesamt im 3. Quartal aber noch um 3,9 % im Minus.

Verhaltener Konjunkturausblick der Wirtschaftsweisen

Die auch als Wirtschaftsweisen bezeichneten Mitglieder des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR) haben am vergangenen Mittwoch, dem 8. November, ihr neues Jahresgutachten veröffentlicht. In dem Dokument, das den Titel „Wachstumsschwäche überwinden - In die Zukunft investieren“ trägt, haben sie unter anderem auch eine Neubewertung ihrer Konjunktureinschätzung für Deutschland vorgenommen. Während die SVR-Experten im Rahmen ihres Prognose-Updates vom März dieses Jahres für 2023 und 2024 noch mit Anstiegen des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts (BIP) Deutschlands um 0,2 % und 1,3 % rechneten, gehen sie nunmehr von einer schwächeren Entwicklung aus. Demnach dürfte das BIP im laufenden Jahr um 0,4 % sinken und im kommenden Jahr um 0,7 % steigen. Die Abwärtskorrektur der BIP-Prognosewerte wird mit einigen Sondereffekten begründet, wie der Rückführung des Staatskonsums nach dem Abklingen der Coronapandemie. Nach Einschätzung des SVR ist im kommenden Jahr bei einer schwächeren Zunahme der Verbraucherpreise mit einem Anstieg der privaten Konsumausgaben zu rechnen. Hiervon dürften die konsumnahen Dienstleistungsbereiche besonders profitieren, da deren Preise im Vergleich zu den Warenpreisen weniger stark zugelegt haben. Bezüglich der Inflationsrate prognostiziert der Rat einen Rückgang von 6,1 % im Jahresdurchschnitt 2023 auf 2,6 % 2024. Belastend dürfte hingegen der Außenhandel wirken, da sich das außenwirtschaftliche Umfeld voraussichtlich nur langsam verbessern wird. Auch von den Investitionen seien keine Wachstumsimpulse zur erwarten.

Die Wirtschaftsweise sehen ihre neue Prognose mit erheblichen Abwärtsrisiken behaftet. So könnten eine ausbleibende Erholung in China, eine Verschärfung der weltpolitischen Lage, ein erneuter Anstieg der Energiepreise, eine stärkere Dämpfung der Nachfrage durch die Geldpolitik oder ein zurückhaltendes Ausgabeverhalten der Verbraucher das für 2024 wieder erwartete Wirtschaftswachstum deutlich vermindern.

Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR