Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur

Wocheninfo vom 15.04.2024

  • EZB: Leitzins dürfte im Juni sinken
  • Iranischer Angriff treibt Unsicherheit
  • Aktien: Leichte Verluste setzen sich fort
  • Anleihen: US-Anleihen verlieren, Euroraum stabil
  • Devisen: Euro verliert
  • Rohstoffe: Turbulenzen nach ruhiger Vorwoche erwartet
  • 27,6 % mehr Unternehmensinsolvenzen
  • Rückgang der Inflationsrate bestätigt
  • Ausfuhren deutlich zurückgegangen
  • Höherer Dienstleistungsumsatz

EZB: Leitzins dürfte im Juni sinken

Schon im Vorfeld der Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank am 11. April waren sich die Märkte weitgehend einig, dass deren Leitzinsen im Juni sinken werden. Die EZB bestätigte diesen Ausblick. Sie beobachte eine moderierende Inflation, nachlassenden Lohndruck und zurückgehende Profitmargen. Entsprechend sinke der Inflationsdruck. Sollte sich dieser Prozess bestätigen, empfände es die EZB als angemessen, eine weniger restriktive Geldpolitik zu betreiben.

Damit spricht die EZB Zinssenkungen zum ersten Mal explizit an. Gleichzeitig erklärt sie, dass sie sich nicht auf einen Zinspfad vorfestlege. Damit widerspricht die EZB nicht der für Juni erwarteten Zinssenkung, sondern den Prognosen der Märkte, dass darauf mindestens zwei weitere folgen werden. Die Notenbank möchte sich offenhalten, bei Verschlechterung der Inflationsdaten nach einer Zinssenkung pausieren zu können.

Die Märkte dürften an ihren Prognosen jedoch vorerst festhalten: Insgesamt 75 Basispunkte an Zinssenkungen in drei Schritten, beginnend im Juni. Möglich bleiben auch vier Schritte a 25 Basispunkte. Die Einschätzung des BVR deckt sich mit diesen Markterwartungen.

Damit könnte die EZB ihre Zinsen vor der Fed senken. Das ist ob der unterschiedlichen Konjunkturlage folgerichtig. Denn die robuste US-Konjunktur bremst die Inflation anders als die schwache europäische kaum aus. So bleiben Lohn- und Preissteigerungen möglich. Würde die EZB auf die Fed warten, könnte sie damit ihr 2%-Ziel überschießen.

Iranischer Angriff treibt Unsicherheit

Am Wochenende griff der Iran mit über 300 Drohnen und Raketen Israel an. Mit Unterstützung der USA und anderer Partner konnte Israel die meisten Flugkörper abwehren. Die Dimension des Angriffs lässt Analysten vermuten und israelische Offizielle aussprechen, dass Israel einen Gegenschlag ausführen könnte; trotz US-Bemühungen, dies nicht zu tun. Dies birgt Eskalationsgefahren für die Weltkonjunktur und insbesondere für den Ölmarkt, der maßgeblich von funktionierender Förderung und Logistik im mittleren Osten, Irans Nachbarschaft, abhängt.

Aktien: Leichte Verluste setzen sich fort

Der Dax verlor in der Vorwoche 1,35 % für einen Endstand von 17930,32 Punkten. Damit entfernt er sich weiter, wenn auch mit sehr kleinen Schritten, von den Rekordständen des ersten Quartals. Der Nasdaq verlor parallel 0,45 %, der S&P 500 1,56 %. Die Jahreseinstandsrallye scheint damit vorerst beendet. Die beschriebenen Eskalationssorgen um den Iran dürften hierzu ebenfalls beitragen. Positive globale Impulse fehlen, da die Bewertung der USA durch den Wahlkampf schwerer zu berechnen wird und China sich weiterhin in einer Schwächephase befindet.

Anleihen: US-Anleihen verlieren, Euroraum stabil

Die Rendite zehnjähriger deutscher Staatsanleihen fiel letzte Woche um 4 Basispunkte auf 2,36 %. Ähnlich entwickelten sich die Titel anderer Euroraumstaaten. Auch hier zeigt sich, dass die EZB-Entscheidung an den Märkten erwartet worden war. Die US-Staatsanleihen hingegen erlitten Kursverluste. Die Rendite stieg um 12 Basispunkte auf 4,52 %. Darin spiegeln sich die robusten Wirtschaftsdaten der USA. Diese führen zur Erwartung länger höherer Zinsen in den Vereinigten Staaten, weil sie den Inflationsdruck aufrecht erhalten. Die Inflation in den USA kühlt sich anders als im Euroraum bisher nicht klar in Richtung des Zielwerts ab.

Devisen: Euro verliert

Die EZB steht also vor ihrer ersten Zinssenkung, die Fed verschiebt sie. Entsprechend verschiebt sich auch das Zinsdifferential in Richtung der USA, weshalb der Dollar gegenüber dem Euro gewann. Die Gemeinschaftswährung beendete die Woche mit Verlusten von 1,73 % bei 1,06 Euro, dem niedrigsten Stand seit über drei Monaten.

Rohstoffe: Turbulenzen nach ruhiger Vorwoche erwartet

Der Ölpreis blieb in der letzten Woche fast unverändert bei 91,61 Dollar pro Barrel. Durch den Angriff des Irans auf Israel dürfte er in dieser Woche steigen, weil Unsicherheit über die Versorgung in die Märkte dringen dürfte. Hinzu kommen mögliche Verknappungen russischer Ölexporte, weil die Ukraine deren Infrastruktur erfolgreich angriff. Dadurch steigt das Risiko neuerlicher Energiepreisinflation.

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27,6 % mehr Unternehmensinsolvenzen

Vor dem Hintergrund der hartnäckigen Konjunkturschwäche und hoher Kosten, sowie des Auslaufens von Sondereffekten hat sich die Aufwärtsbewegung bei den Insolvenzen in Deutschland zu Jahresbeginn fortgesetzt. Von den Amtsgerichten wurden im Januar 1.622 Unternehmens- und 5.655 Verbraucherinsolvenzen gemeldet. Die Zahl der Firmenpleiten stieg damit gegenüber dem Vorjahresmonat um deutliche 27,6 %. Der Anstieg bei den Verbraucherpleiten fiel demgegenüber mit 6,3 % weniger stark aus. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen liegt mit der jüngsten Zunahme nun in der Nähe des entsprechenden Vergleichsmonats vor dem Ausbruch der Coronakrise, die von staatlichen Hilfsmaßnahmen begleitet war: Für den Januar 2020 wurden 1.609 Insolvenzfälle gemeldet. In den kommenden Monaten ist sowohl bei den Unternehmens- als auch bei den Verbraucherinsolvenzen vom Trend her mit weiter steigenden Fallzahlen zu rechnen. Für weiter steigende Firmenpleiten spricht auch der amtliche Schnellindikator zu den beantragten Regelinsolvenzen. Dieser weist bereits seit Juni 2023 im Vorjahresmonatsvergleich durchgängig zweistellige Zuwachsraten auf und stieg im März 2024 um 12,3 %.

Rückgang der Inflationsrate bestätigt

Das Statistische Bundesamt hat inzwischen das zentrale Ergebnis seiner Anfang April veröffentlichten vorläufigen Angaben zur jüngsten Preisentwicklung bestätigt. Die Inflationsrate, gemessen an der jährlichen Veränderung des Verbraucherpreisindex (VPI), ist von 2,9 % im Januar auf 2,5 % im Februar und dann auf 2,2 % im März gesunken. Hauptgrund für den jüngsten Rückgang waren die Nahrungsmittel, die sich im März um 0,7 % verbilligten. Vor allem für frisches Gemüse und Molkereiprodukte (-20,1 % und -5,5 %) mussten die Verbraucherinnen und Verbraucher spürbar weniger bezahlen als ein Jahr zuvor. Auch für Energieprodukte (-2,7%) mussten sie weniger Geld aufwenden. Dienstleistungen (+3,7 %) verteuerten sich aber erneut merklich, befördert unter anderem durch die Preise für Gaststätten- und Beherbergungsdienstleistungen (+6,4 %). Angesichts der Normalisierung des Umsatzsteuersatzes für Gas und Fernwärme und der anziehenden Rohölpreise könnte der Abwärtstrend der Inflationsrate im April vorübergehend durch einen leichten Anstieg unterbrochen werden.

Ausfuhren deutlich zurückgegangen

Nach einem fulminanten Jahresauftakt hat das Exportgeschäft der deutschen Wirtschaft im Februar spürbar nachgelassen. Von Deutschland wurden kalender- und saisonbereinigt Waren im Wert von 132,9 Mrd. Euro ausgeführt, 2,0 % weniger als im Vormonat. Im Januar waren die Ausfuhren überraschend um kräftige 6,3 % gestiegen, trotz des insgesamt eher noch verhaltenen weltwirtschaftlichen Umfelds. Im Gegensatz zu den Warenexporten legte die -Importe im Februar erneut zu. Sie erhöhten sich um 3,2 % auf 111,5 Mrd. Euro. Die Außenhandelsbilanz, als Saldo von Warenexporten und -Importen, schloss den Monat mit einem Überschuss von 21,4 Mrd. Euro ab. Der Außenhandelsüberschuss hat sich damit gegenüber Januar um 6,2 Mrd. Euro vermindert. Im weiteren Jahresverlauf dürfte die Weltwirtschaft an Fahrt aufnehmen und der hiesigen Exportwirtschaft Impulse liefern.

Höherer Dienstleistungsumsatz

Der Dienstleistungssektor ist hierzulande dynamisch in das Jahr 2024 gestartet. Nach amtlichen Angaben legte der Dienstleistungsumsatz im Januar gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und saisonbereinigt um 2,3 % zu. Haupttreiber des Anstiegs dürften die konsumnahen Dienstleistungsunternehmen sein, deren Geschäfte durch die langsam wieder steigenden Realeinkommen und die noch immer robusten Arbeitsmarktlage befördert werden. Der Umsatzzuwachs legt nahe, dass von den privaten Konsumausgaben im 1. Quartal erneut ein Wachstumsimpuls auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung ausgehen könnte. Der Privatkonsum hatte bereits im 4. Quartal leicht zugelegt, um 0,2 %, und damit den Rückgang des preis-, kalender- und saisonbereinigten Bruttoinlandsprodukts (BIP) etwas vermindert. Das BIP war im 4. Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,3 % gesunken. Im 1. Quartal dürfte das BIP wegen der noch schwachen Auslandsnachfrage und dem insgesamt trüben Investitionsklima bestenfalls stagniert haben.

Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR