Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur
Wocheninfo vom 16.08.2021
- 3G-Regeln bleiben zentraler Baustein des Infektionsschutzes
- Wiederaufbaufond nach Flutkatastrophe
- DAX erstmals über 16.000 Punkten
- US-Verbrauchervertrauen stützen Euro
- Kapitalmarktzinsen unverändert
- Rohölpreise kaum verändert
- ZEW-Konjunkturerwartungen geben erneut nach
- Deutlich weniger Unternehmensinsolvenzen im Mai
- Außenhandel legt weiter zu
- Euroraum-Industrieproduktion leicht gesunken
3G-Regeln bleiben zentraler Baustein des Infektionsschutzes
Am Dienstag, dem 10. August haben sich Bund und Länder auf die Eckpunkte des zukünftigen Infektionsschutzes in Deutschland verständigt. Zentral bei der Infektionsbekämpfung sollen die 3G-Regeln (geimpft, genesen oder getestet) bleiben. Der Nachweis einer Immunisierung oder eines negativen Testergebnisses (ausgenommen sind Kinder unter sechs Jahren und Schüler) soll ab spätestens dem 23. August die Voraussetzung für den Besuch von etwa Krankenhäusern und Veranstaltungen im Innenbereich sein. Bei einer stabilen 7-Tage-Inzidenz von unter 35 Fällen je 100.000 Einwohner können die Länder die Anwendung der 3G-Regeln aussetzen. Zur Einschätzung der Infektionslage dürfen darüber hinaus zusätzliche Indikatoren wie die Zahl der Hospitalisierungen miteinbezogen werden. Da mittlerweile allen Bürger ein Impfangebot gemacht wurde, soll die Kostenübernahme des Bundes für Coronatests ab dem 11. Oktober entfallen.
Auch in der vergangenen Woche deutet die gestiegene 7-Tage-Inzidenz auf einen Anstieg des Infektionsgeschehens hin. Am Wochenende lag die 7-Tage-Inzidenz bei rund 35 Fällen je 100.000 Einwohner. Auch die Zahl der erwachsenen COVID-19-Patienten in intensivmedizinischer Behandlung hat auf 511 Personen angezogen. In der Vorwoche lag der Wert bei 429 Erwachsenen. Die Zahl der Impfungen ging nur noch leicht zurück. Im Tagesdurchschnitt wurden in der vergangenen Woche rund 338.000 Dosen verabreicht, darunter rund 67.000 Erstimpfungen am Tag. Mittlerweile haben 57,0 % der Bevölkerung alle für eine Immunisierung notwendigen Impfdosen empfangen. 63,1 % der Bevölkerung wurde eine Impfdosis verabreicht. Allerdings deuteten zuletzt Umfragen auf eine Unterzeichnung der durch das RKI ausgewiesenen Impfquoten hin.
Wiederaufbaufond nach Flutkatastrophe
Ebenfalls am 10. August haben sich Bund und Länder auf einen Wiederaufbaufond mit einem Volumen von 30 Mrd. Euro zur Beseitigung der Schäden der Flutkatastrophe geeinigt. Dabei sollen 28 Mrd. Euro auf Wiederaufbaumaßnahmen der Länder entfallen, welche jeweils zur Hälfte von Bund und Ländern getragen werden. 2 Mrd. Euro entfallen auf die Infrastruktur des Bundes, welche dieser allein trägt.
DAX erstmals über 16.000 Punkten
Die Aktienmärkte haben ihren Höhenflug auf breiter Front fortsetzen. Die am Mittwoch veröffentlichte US-Inflation für Juli lag wie im Vormonat bei 5,4 %. Die Kerninflation ging um 0,2 Prozentpunkte auf 4,3 % zurück. Dies nährte die Hoffnung, die Federal Reserve könnte den Zeitpunkt der geldpolitischen Straffung nach hinten verschieben. Am Freitag überstieg der DAX mit 16.030 erstmals die Marke von 16.000 Punkten. In Europa kletterte der STOXX EUROPE 600, in den USA der S&P 500 Index auf ein neues Allzeithoch. Zum Wochenausklang belastete jedoch eine deutliche Eintrübung der US-Konsumentenstimmung nach Angaben der Universität von Michigan die Märkte. Der DAX schloss mit 15.977 Punkten 1,4 % fester als vor Wochenfrist. In Europa legte der STOXX EUROPE 600 rund 1,2 % zu. In den USA schloss der S&P 500 Index 0,7 % höher.
US-Verbrauchervertrauen stützen Euro
Nach leichten Verlusten zum Wochenbeginn gewann der Euro zum Wochenende deutlich gegenüber dem US-Dollar an Wert. Insbesondere das überraschend schwache US-Verbrauchervertrauen am Freitag belastete die Nachfrage nach US-Dollar und stütze den Außenwert des Euro. Zum Wochenende notierte der Euro bei 1,18 USDollar rund 0,3 % fester als vor Wochenfrist.
Konjunkturdaten stützen US-Währung
Der Euro hat in der vergangenen Woche deutlich an Außenwert gegenüber dem US-Dollar verloren. Insbesondere die positiven Arbeitsmarktzahlen in den USA am Freitag steigerten die Nachfrage nach der US-Währung. Im Wochenverlauf verlor der Euro 0,9 % an Wert gegenüber dem US-Dollar und notierte zum Wochenultimo bei 1,18 US-Dollar. Gegenüber den Währungen der 42 wichtigsten Handelspartner des Euroraums verlor der Euro 0,5 % an Wert. Gegenüber dem Britischen Pfund wertete der Euro nach der Ankündigung der Bank von England, die Geldpolitik in den kommenden zwei Jahren restriktiver gestalten zu wollen, um 0,4 % ab.
Kapitalmarktzinsen unverändert
Nach deutlichem Aufwärtsdruck zum Wochenbeginn gaben die US-Zinsen nach einem enttäuschenden Verbrauchervertrauen am Freitag wieder deutlich nach. Zum Wochenende rentierten US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Restlaufzeit bei 1,30 %. Dies war allerdings noch 1 Basispunkt mehr als zum Ende der Vorwoche. Zehnjährige deutsche Bundesanleihen notierten zum Wochenende mit -0,47 %, 1 Basispunkt schwächer als eine Woche zuvor.
Rohölpreise kaum verändert
Aufgrund der Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus korrigiert die Internationale Energieagentur den erwarteten Ölverbrauch für die zweite Jahreshälfte nach unten. Die OPEC hält hingegen an ihrer Nachfrageprognose fest. Zum Wochenschluss notierten Rohölpreise in etwa auf dem Niveau zum Ende der Vorwoche. In Europa kostete ein Fass Rohöl der Sorte Brent zum Wochenschluss 70,9 US-Dollar. Dies waren 0,2 % weniger als vor Wochenfrist. In den USA notierte ein Fass Leichtöl der Sorte WTI mit 68,4 US-Dollar 0,1 % höher als eine Woche zuvor.
ZEW-Konjunkturerwartungen geben erneut nach
Der Optimismus in den Einschätzungen von Finanzmarktexperten zu den konjunkturellen Perspektiven Deutschlands hat sich weiter vermindert. Die auf einer monatlichen Expertenumfrage beruhenden ZEW-Konjunkturerwartungen sind im August um deutliche 22,9 Punkte auf 40,4 Punkte zurückgegangen. Maßgeblich für den Rückgang dürfte sein, dass die Konjunktur bereits deutlich an Fahrt aufgenommen hat und dass eine weitere Zunahme der Dynamik vor diesem Hintergrund eher unwahrscheinlich geworden ist. Zudem haben die gesamtwirtschaftlichen Risiken in den zurückliegenden Monaten zugenommen, nicht zuletzt wegen der gestiegenen Materialknappheiten in weiten Teilen der Wirtschaft und wegen der seit einigen Wochen wieder höheren Coronainfektionszahlen. Trotz des nunmehr dritten Rückgangs in Folge befinden sich die ZEW-Konjunkturerwartungen aber nach wie vor merklich über ihren langjährigen Mittelwert von knapp 23 Punkten, was für die nächsten Monate auf eine Fortsetzung des kräftigen Wirtschaftswachstums schließen lässt.
Deutlich weniger Unternehmensinsolvenzen im Mai
In Deutschland spiegelt sich die wirtschaftliche Notlage, in die viele Unternehmen im Zuge der Coronakrise geraten sind, noch immer nicht in den amtlichen Insolvenzdaten wider. Der langjährige Abwärtstrend der Firmenpleiten hat sich im Mai zunächst noch fortgesetzt, obwohl die krisenbedingte Aussetzung der Insolvenzantragspflicht zum 1. Mai 2021 vollumfänglich ausgelaufen ist. Die Zahl der beantragten Unternehmensinsolvenzen sank gegenüber dem Vorjahresmonat um deutliche 25,8 % auf 1.116 Fälle. Hierzu dürfte unter anderem beigetragen haben, dass die Antragsbearbeitung durch die Insolvenzgerichte eine gewisse Zeit benötigt und sich daher die zu erwartende Zunahme der Fallzahlen erst in späteren Berichtsmonaten zeigen wird. Auf eine bevorstehende Trendwende hin zu mehr Fällen deutet bereits seit einiger Zeit der Schnellindikator für Regelinsolvenzen hin, der in der Vergangenheit eine ähnliche Entwicklung wie die Unternehmensinsolvenzen zeigte. Dieser Indikator war während der Monate des Winterhalbjahres 2020/21 unter großen Schwankungen kräftig gestiegen und scheint seit April 2021 auf erhöhtem Niveau einer Seitwärtsbewegung zu folgen. Im Juli lag die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen um 0,4 % über ihrem Vorjahresmonatswert. Im Gegensatz zu den Unternehmensinsolvenzen sind die Verbraucherinsolvenzen zuletzt erheblich gestiegen. Sie übertrafen im Mai mit 6.159 Fällen ihren Vorjahresmonatsstand um 42,1 %, weiterhin befördert durch das im Oktober 2020 in Kraft getretene Gesetz zur schrittweisen Verkürzung von Restschuldbefreiungsverfahren von sechs auf drei Jahre.
Außenhandel legt weiter zu
Die Erholung des deutschen Außenhandels vom virusbedingten Einbruch des Frühjahrs 2020 setzt sich fort. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, wurden von der deutschen Wirtschaft im Juni Waren im Wert von 118,7 Mrd. Euro exportiert und Waren im Wert von 102,4 Mrd. Euro importiert. Die Ausfuhren sind gegenüber dem Vormonat saison- und kalenderbereinigt um 1,3 % gestiegen und damit deutlich stärker als im Mai (+0,4 %). Dank des jüngsten Zuwachses befinden sich die Warenexporte erstmals über dem Stand, den sie im Februar 2020 vor dem Ausbruch der Coronakrise erreicht hatten. Die Einfuhren expandierten, nach einem kräftigen Anstieg um 3,4 % im Mai, im Juni um moderate 0,6 %. Sie liegen inzwischen um knapp 10 % über dem Wert vom Februar 2020. Im gesamten ersten Halbjahr übertrafen die Ausfuhren ihren entsprechenden Vorjahreswert um 16,7 %. Maßgeblich für den kräftigen Anstieg war der Handel mit den EU-Partnerländern, der um 20,6 % zulegte. Das Geschäft mit den Drittstaaten (außerhalb der EU) legte demgegenüber mit 12,4 % weniger dynamisch zu. Die Ausfuhren in das Vereinigte Königreich, das Anfang 2021 aus dem EU-Binnenmarkt und der Zollunion ausgetreten ist, stiegen im ersten Halbjahr lediglich um 2,6 %.
Euroraum-Industrieproduktion leicht gesunken
Angesichts der anhaltenden globalen Engpässe bei wichtigen Vorprodukten wie Holz, Plastik und Halbleitern ist die Industrieproduktion im Euroraum erneut gesunken. Nach vorläufigen Angaben von Eurostat gab die Erzeugung gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und saisonbereinigt leicht um 0,3 % nach. Im Mai war der Ausstoß ebenfalls zurückgegangen, sogar um deutliche 1,1 %. Für die zweite Jahreshälfte lässt die Auftragsentwicklung eher einen Anstieg als einen Rückgang der Industrieproduktion erwarten. So klettert der Order-Indikator der EU-Kommission weiterhin nach oben. Er legte jüngst von 11,7 Punkten im Juni auf 14,5 Punkte im Juli zu.
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR