Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur

Wocheninfo vom 16.12.2024

  • EZB-Zinssenkung gibt geringe Impulse
  • Weniger Wachstum von EZB erwartet
  • Leitzinssenkung in der Schweiz
  • Aktien: DAX reißt nächste Marke
  • Anleihen: Renditen entfernen sich von Tiefstand
  • Devisen: Euro seitwärts
  • Rohstoffe: Öl zeitweise auf Drei-Monatstief
  • Wirtschaftsforscher vermindern BIP-Prognosewerte
  • 2,2 % Inflationsrate bestätigt
  • Stagnation der Euroraum-Industrieproduktion

EZB-Zinssenkung gibt geringe Impulse

Die EZB hat mit ihrem „kleinen“ Zinsschritt um 25 Basispunkte auf 3,0 % für den Einlagesatz den Markterwartungen entsprochen. Zuvor war unter Mitgliedern des EZB-Rats auch über eine stärkere Zinssenkung um 50 Basispunkte diskutiert worden. EZB-Präsidentin, Christine Lagarde, sagte auf der Pressekonferenz nach der Entscheidung, dass die Lockerung um 25 Basispunkte einstimmig beschlossen worden sei. Sie deutete aber einen weiteren kleinen Zinssenkungsschritt auf der kommenden Sitzung am 30. Januar 2025 hin.

Weniger Wachstum von EZB erwartet

Anlässlich ihrer geldpolitischen Ratssitzung hat die EZB ihre Konjunkturprognose für den Euroraum aktualisiert. Sie rechnet nun 2025 mit einem Wirtschaftswachstum in Höhe von 1,1 % und 1,4 % im Jahr 2026. Zuvor hatte sie mit etwas höheren 1,3 % und 1,5 % gerechnet. Die konjunkturelle Erholung soll vor allem vom privaten Konsum getragen werden, der wiederum von steigenden Reallöhnen und mehr Beschäftigung profitiert. Zunehmend stützend auf die Wirtschaft wirken sich auch die niedrigeren Zinsen aus.

Nur geringfügig angepasst hat die EZB ihre Inflationsprognose. Sie liegt für 2025 bei 2,1 % und für 2026 bei 1,9 % (zuvor: 2,2 % und 1,9 %). Damit wird das mittelfristige Inflationsziel von 2 % in diesem Zeitraum wieder erreicht. Die Prognosen liegen in der Nähe anderer Prognosen von Forschungsinstituten und von Banken.

Leitzinssenkung in der Schweiz

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat parallel zur EZB ebenfalls ihren Leitzins gesenkt. Allerdings wählte sie einen „großen“ Zinsschritt von 50 Basispunkten und der Leitzins befindet sich mit nun nur noch 0,5 % wieder nahe an der Marke von null. Die SNB rechnet für 2025 auch unter Berücksichtigung der jüngsten Zinssenkung nur mit einer Teuerung von 0,3 %, weit unten in ihrem Zielband von 0 % bis 2 %. Im kommenden Jahr könnte bei den Leitzinsen die Nulllinie wieder unterschritten werden.

Aktien: DAX reißt nächste Marke

Am Freitag, dem 13. Dezember, hat der DAX seine Rekordjagd fortgesetzt und erstmals die Marke von 20.500 Punkten überschritten, bevor seine Tagesgewinne dann wieder abbröckelten. Positiv wirkte nicht so sehr die aktuelle Zinssenkung der EZB als vielmehr die Hoffnung auf eine Fortsetzung des Zinssenkungskurses. In dieser Woche dürfte die Fed einen Zinssenkungsschritt beschließen. Vom Ausblick der US-Währungshüter hängt es auch ab, ob die Luft für den DAX nach oben hin dünner wird. Zum Ender der Woche lag der DAX bei 20.405 Punkten, in Wochenvergleich ein Plus von 0,1 %. Der Dow Jones stank hingegen um 1,8 % auf 43.828 Punkte.

Anleihen: Renditen entfernen sich von Tiefstand

Die Renditen der deutschen Anleihen entfernen sich zunehmend von ihren Tiefständen. Zum Ende der Woche lag die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen bei gut 2,24 %, das waren 13 Basispunkte mehr als eine Woche zuvor. Anfang Dezember hatte sie noch ein Tief bei 2,03 % erreicht. Die Zinssenkung der EZB führte zu Kursverlusten, Anleger hatten klarere Hinweise auf weitere Zinssenkungen erwartet. In den USA stieg die Rendite noch stärker um 25 Basispunkte auf gut 4,39 %.

Devisen: Euro seitwärts

Der Euro pendelt im mehrwöchigen Trend seitwärts in der Nähe der Marke von 1,05 US-Dollar. Zum Ende der Woche lag der Kurs bei 1,048 US-Dollar und damit um 0,7 % niedriger als eine Woche zuvor. Belastet wurde der Euro durch die schwache Konjunktur, während für den US-Dollar steigende US-Erzeugerpreise und die Unsicherheit über den Zinssenkungskurs der Fed sprachen.

Rohstoffe: Öl zeitweise auf Drei-Monatstief

Der Brent-Ölpreis ist in der vergangenen Handelswoche zeitweise gesunken und bewegte sich in Richtung der Marke von 70 US-Dollar pro Barrel. Darunter hatte er zuletzt im September notiert. Die schwache Konjunktur, insbesondere auch in China, drückten auf die Preise. Am Freitag setzte aber eine Gegenbewegung ein. Auf Wochensicht legte der Ölpreis um 2,7 % auf 74,16 US-Dollar zu.

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Wirtschaftsforscher vermindern BIP-Prognosewerte

In der vergangenen Woche haben viele Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Winter-Konjunkturprognosen veröffentlicht. Der Wachstumsausblick für Deutschland wurde dabei übereinstimmend nach unter korrigiert.

Beispielsweise rechnen die Fachleute des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in ihrer aktuellen Prognose damit, dass das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) hierzulande 2025 lediglich um 0,2 % steigen wird. Im September hatten sie noch einen BIPZuwachs um 0,9 % prognostiziert. Begründet wird die Abwärtskorrektur mit dem derzeitigen Mix aus konjunktureller Flaute und strukturellen Problemen. Dieser Mix mache vor allem dem exportstarken Verarbeitenden Gewerbe zu schaffen: Hier drohten neben erhöhten Energie- und Materialkosten und einer immer stärkeren Konkurrenz aus China jetzt noch Zölle des künftigen US-Präsidenten. Auch das politische Vakuum nach dem Ende der Ampel- Regierung belaste die Konjunktur.

Das DIW befindet sich mit seiner neuen Wachstumseinschätzung im Mittelfeld des derzeitigen Prognosespektrums. Etwas pessimistischer sind die Konjunkturexperten des IfW, die für 2025 eine Stagnation des BIP erwarten. Nach ihrer Einschätzung werden die hohen wirtschaftspolitischen Unsicherheiten die inländischen Investitionen und den Konsum stärker dämpfen. Optimistischer sind die Experten des RWI, die ein BIP-Wachstum von 0,6 % erwarten, bei einer günstigeren Investitions- und Konsumentwicklung.

Der BVR geht in seiner aktuellen Konjunkturprognose ebenfalls davon aus, dass das preisbereinigte BIP 2025 lediglich um 0,2 % steigen wird (nach einem prognostizierten Rückgang um 0,2 % im zu Ende gehenden Jahr 2024). Das verhaltene Wachstum dürfte in erster Linie von steigenden Konsumausgaben getragen werden. Von den Investitionen werden erst wieder stärkere Impulse erwartet, wenn sich die Rahmenbedingungen für Investitionen nach der Bundestagswahl im Februar 2025 geklärt haben.

2,2 % Inflationsrate bestätigt

Das Statistische Bundesamt hat inzwischen detaillierte Angaben zur jüngsten Entwicklung der Verbraucherpreise in Deutschland veröffentlicht. Die Wiesbadener Statistiker haben dabei das zentrale Ergebnis ihrer Ende November veröffentlichten vorläufigen Angaben bestätigt. Demnach ist die Inflationsrate, gemessen an der jährlichen Veränderung des Verbraucherpreisindex (VPI), von 2,0 % im Oktober auf 2,2 % im November gestiegen.

Maßgeblich für den leichten Anstieg der Gesamtrate waren die Energiepreise, die wegen des Basiseffektes der Ende 2023 gesunkenen Energiepreise weniger deutlich sanken als zu-vor (-3,7 % nach -5,5 % im Oktober). Der Preisdruck von Seiten der Dienstleistungspreise blieb hingegen unverändert hoch (+4,0 % nach +4,0 % im Oktober). Bei Nahrungsmittel hat der Preisauftrieb etwas nachgelassen (+1,8 % nach +2,3 %). Die Verbraucherinnen und Verbraucher mussten im November unter anderem für Schokolade (+9,5 %) deutlich mehr bezahlen als im entsprechenden Vorjahresmonat.

Im Dezember und Januar dürfte die Inflationsrate weiter anziehen, auch wegen der Sonder-effekte der sich abzeichnenden Preisanhebungen bei den nationalen CO2-Zertifikaten und beim Deutschland-Ticket.

Stagnation der Euroraum-Industrieproduktion

Nach einem deutlichen Rückgang im September hat sich die Industrieproduktion des Euro-raums gefestigt. Gemäß vorläufigen Angaben von Eurostat stagnierte die preis-, kalender- und saisonbereinigte Produktion im Oktober gegenüber dem Vormonat. Im September hatte sie noch um 1,5 % nachgegeben.

Angesichts der schwachen Auftragslage zeichnet sich für die nahe Zukunft eher ein Rück-gang als eine Zunahme der Industrieproduktion ab. Zwar ist der Order-Indikator im November etwas gestiegen. Der auf einer monatlichen Umfrage der EU-Kommission unter Industrieunternehmen basierende Indikator kletterte gegenüber dem Vormonat um 2,3 auf -25,4 Punkte. Er befindet sich damit aber noch immer auf einem im langjährigen Ver-gleich sehr niedrigen Niveau.

Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR