Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur
Wocheninfo vom 17.02.2025
- Neue Woche, neue Zölle
- US-Inflationssorgen
- Aktien: Hoffen auf Kriegsende
- Anleihen: Leicht fallende Renditen
- Devisen: Verhandlungen stärken Euro
- Rohstoffe: Hoffnung senkt Ölpreis
- Weiter zunehmende Insolvenzzahlen
- Rückgang der Inflationsrate bestätigt
- Euroraum-BIP leicht gestiegen
- Niedrigere Euroraum-Industrieproduktion
Neue Woche, neue Zölle
Neben neuen Importzöllen auf Stahl und Aluminium, die als wichtige Rohstoffe für die Energieerzeugung die Öl- und Gaspreise beeinflussen können, kündigte der neue USPräsident die Einführung reziproker Importzölle an, die auch die Mehrwertsteuer umfassen. Trotz dieses fundamentalen Schrittes zeigten sich die Märkte bisher relativ unbeeindruckt und scheinen dem US-Präsidenten nicht mehr zu glauben, dass es ihm um einen großen Handelskrieg geht. Vielmehr scheint Trump vor allem an Zugeständnissen seiner Handelspartner interessiert zu sein. Ziel der neuen Zölle dürfte es insgesamt sein, das Leistungsbilanzdefizit der USA auszugleichen.
US-Inflationssorgen
In den USA wurden letzte Woche überraschend hohe Inflationszahlen für Januar veröffentlicht, die kurzzeitig für Unruhe an den Märkten sorgten. Zudem stiegen die längerfristigen Inflationserwartungen der Verbraucher auf 3 %. Nach der Veröffentlichung der Inflationszahlen wurde die Zinsstrukturkurve in den USA steiler. Die Renditen der zehn- und dreißigjährigen Anleihen stiegen stärker als die der zweijährigen, was in Erwartung einer restriktiveren Geldpolitik auf den ersten Blick nicht intuitiv erscheint. Eine mögliche Erklärung ist, dass die Märkte zwar weniger Zinssenkungen, aber keine Zinserhöhungen der Fed erwarten, gleichzeitig aber von einer länger anhaltenden und höheren Inflation in den USA ausgehen bzw. von einem erhöhten Inflationsrisiko. Dies erhöht die Risikoaufschläge für Anleihen mit längeren Laufzeiten. Die Erwartung einer länger anhaltenden höheren US-Inflation scheint sich auch an den Märkten durchzusetzen. Die Breakeven-Inflationsraten, d. h. die Inflationserwartungen, die sich aus der Differenz zwischen nominalen und inflationsindexierten Anleiherenditen ergeben, sind deutlich gestiegen. Die zweijährigen Breakeven-Inflationsraten liegen bei über 3 %, und auch die zehnjährige Rate ist auf dem höchsten Stand seit zwei Jahren.
Aktien: Hoffen auf Kriegsende
Trotz hoher Inflationszahlen aus den USA tendierten die Märkte in der vergangenen Handelswoche überwiegend aufwärts. Grund dafür dürften die Gespräche zwischen US-Präsident Trump und dem russischen Präsidenten Putin über Friedensverhandlungen im Ukraine-Krieg gewesen sein. Der DAX beendete die Woche bei 22.513 Punkten, was einem Wochenplus von 3,3 % entspricht. Der Euro Stoxx 50 schloss ebenfalls mit einem Plus von über 3 %. Auch die US-Märkte konnten insgesamt zulegen. Die Erleichterung insbesondere an den europäischen Märkten ist mit Vorsicht zu genießen. Verhandlungen mit größeren Zugeständnissen an Russland dürften einen fragilen Frieden bedeuten. Ob dieser zu einer dauerhaften Entspannung führt, ist mindestens fraglich.
Anleihen: Leicht fallende Renditen
Nachdem die Renditen an den Anleihemärkten zu Wochenbeginn noch angestiegen waren, sorgten die Gespräche zwischen Trump und Putin auch hier für eine gewisse Entspannung. Die zehnjährige Bundesanleihe notierte zum Wochenschluss bei 2,42 % und damit leicht über dem Schlusskurs der Vorwoche. Ein ähnliches Bild zeigte sich bei den anderen europäischen Titeln.
Devisen: Verhandlungen stärken Euro
Auf den Devisenmärkten konnte der Euro gegenüber dem US-Dollar aufgrund der Hoffnung auf einen Waffenstillstand in der Ukraine leicht zulegen und notierte am Freitagabend bei 1,0508 US-Dollar. Während der Euro auch gegenüber anderen Währungen zulegen konnte, verzeichnete der Dollar eine schwache Woche und verlor gegenüber den meisten Währungen an Wert.
Rohstoffe: Hoffnung senkt Ölpreis
Bei den Öl- und Gaspreisen sorgten die amerikanisch-russischen Gespräche für Entspannung und einen Rückgang. Der Ölpreis schloss die Woche bei 75,36 US-Dollar pro Barrel. Der Goldpreis kletterte weiter über die Marke von 2.900 US-Dollar pro Feinunze und konnte diese bis zum Handelsschluss halten. Die Preise für Kaffee und Kakao steigen weiter deutlich an.
Weiter zunehmende Insolvenzzahlen
Vor dem Hintergrund der anhaltenden Wirtschaftsflaute in Deutschland hat sich die Aufwärtsbewegung in den amtlichen Daten zum Insolvenzgeschehen fortgesetzt. Von den Amtsgerichten wurden im November 1.787 Unternehmens- und 5.971 Verbrauchinsolvenzen gemeldet. Die Fallzahlen sind damit gegenüber dem Vorjahresmonat um 18,1 % beziehungsweise 2,8 % gestiegen.
Bezogen auf 1.000 Unternehmen waren die meisten Pleiten in den Abschnitten Verkehr und Lagerei (9 Fälle), Baugewerbe (7,5 Fälle) und Gastgewerbe (6,9 Fälle) zu verzeichnen.
Da eine gesamtwirtschaftliche Belebung weiter auf sich warten lässt, zeichnet sich für die nahe Zukunft noch keine Trendwende im Insolvenzgeschehen ab. Auch der amtliche Schnellindikator zu den Regelinsolvenzen lässt auf weiter steigende Fallzahlen schließen. Dem Indikator zufolge lagen die Regelinsolvenzen im Januar um 14,1 % über ihrem entsprechenden Vorjahresmonatswert.
Rückgang der Inflationsrate bestätigt
Nach jüngsten Daten des Statistischen Bundesamtes sank die Inflationsrate Deutschlands, gemessen an der jährlichen Veränderung des Verbraucherpreisindex (VPI) von 2,6 % im Dezember auf 2,3 % im Januar. Die Wiesbadener Statistiker bestätigten damit das zentrale Ergebnis ihrer Ende Januar veröffentlichten vorläufigen Schätzung.
Der Preisauftrieb hat sich gegenüber dem Vorjahresmonat vor allem bei Nahrungsmittelpreisen abgeschwächt. Diese verteuerten sich im Januar um 0,8 %, nachdem sie im Dezember noch um 2,0 % gestiegen waren. Auch die etwas weniger dynamische Preisentwicklung bei Dienstleistungen verminderte die Inflationsrate (+4,1 % nach +4,0 %). Die dämpfende Wirkung der Energiepreise blieb hingegen unverändert (-1,6 % nach -1,6%).
Im Vormonatsvergleich sanken die Verbraucherpreise um 0,2 %, wobei saisonbedingt merklichen sinkenden Preisen für Flugtickets (-17,9 %), Pauschalreisen (-15,7 %) sowie für Bekleidungsartikel (-5,7 %) und Schuhe (-2,7 %), deutlich höheren Preisen für leichtes Heizöl (+8,2 %) und Kraftstoffe (+4,3 %) gegenüberstanden, im Zuge der CO2-Preiserhöhung. Auch für den Personennahverkehr (+4,2 %) und Verbundfahrkarten (+10,4 %) mussten die Verbraucher angesichts der Deutschlandticket- Verteuerung spürbar mehr Geld aufwenden.
Euroraum-BIP leicht gestiegen
Eurostat hat inzwischen neue Daten zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung des Euroraums für das 4. Quartal vorgelegt. Demnach expandierte das preis-, kalender- und saisonbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) minimal um 0,1 %, nachdem es im 3. Quartal um 0,4 % gestiegen war. Ende Januar hatte das Statistikamt für das 4. Quartal noch mit einer BIP-Stagnation (0,0 %) gerechnet. Im gesamten Jahr 2024 stieg das BIP um 0,7 %. Unter den großen Staaten musste im 4. Quartal neben Deutschland (-0,2 %) auch Frankreich (-0,1 %) einen BIP-Rückgang hinnehmen. In Italien (0,0 %) stagnierte das BIP während Spanien (+0,8 %) erneut einen kräftigen Zuwachs erfuhr. Angaben zum Verlauf der BIP-Verwendungskomponenten (Konsum, Investitionen, Außenhandel) liegen derzeit für das 4. Quartal noch nicht vor. Diese plant Eurostat am 7. März zu veröffentlichen.
Niedrigere Euroraum-Industrieproduktion
Die Industriebetriebe des Euroraums haben ihre Produktion zum Jahresende vermindert. Nach vorläufigen Angaben von Eurostat gab die preis-, kalender- und saisonbereinigte Erzeugung im Dezember gegenüber November um 1,1 % nach. In den Vormonaten war die Industrieproduktion noch leicht gestiegen.
Innerhalb der Industrie fiel der Rückgang bei den Herstellern von Investitionsgütern am deutlichsten aus. Offenbar schlugen hier die Warnstreiks und die Kurzarbeit in einigen Automobilbetrieben Deutschlands auf die Gesamtentwicklung durch. In naher Zukunft dürfte die Industrieproduktion insgesamt gedämpft bleiben. Hierauf lässt zumindest der Order-Indikator schließen, der — ausgehend von einem niedrigen Niveau — im Januar erneut zurückgegangen ist.
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR