Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur

Wocheninfo vom 17.03.2025

  • Unsicherheit bestimmt die Märkte
  • Aktien: USA ziehen Aktienmärkte runter
  • Anleihen: Rezessionssorgen in den USA
  • Devisen: Dollar weiter schwach
  • Rohstoffe: Ölpreis stabilisiert, Gold steigt
  • 22,4 % mehr Unternehmensinsolvenzen
  • Inflationsrate von 2,3 % bestätigt
  • Warenexporte weiterhin rückläufig
  • Lkw-Fahrleistung gesunken

Unsicherheit bestimmt die Märkte

Die politischen Entscheidungen der USRegierung bestimmen weiterhin das Geschehen an den Finanzmärkten. Der US-Präsident sorgte für große Verunsicherung, als er in einem Interview mit Fox News eine mögliche Rezession in den USA nicht ausschließen wollte. Auch immer neue Ankündigungen von Zöllen, die kurz darauf wieder verworfen werden, halten die allgemeine Verunsicherung auf hohem Niveau. Gleichzeitig zeigen sich erste Auswirkungen der Handelskonflikte sowohl in den USA selbst als auch in den betroffenen Ländern. So senkte die kanadische Notenbank in der vergangenen Woche die Leitzinsen mit direktem Verweis auf den Handelskonflikt mit den USA, der zu deutlich schwächeren Konsumausgaben und Unternehmensinvestitionen geführt hat.

Die hohe Unsicherheit war auch Thema der Konferenz "The ECB and its Watchers" in Frankfurt. EZB-Präsidentin Christine Lagarde wies auf das außergewöhnlich hohe Maß an Unsicherheit hin. Dies könne beispielsweise zu einer erhöhten Volatilität der Inflationszahlen und damit zu kurzfristigen Abweichungen vom Preisziel führen. Schon wegen der langen Wirkungsverzögerungen geldpolitischer Entscheidungen könne die Geldpolitik aber nicht direkt auf diese kurzfristigen Schwankungen reagieren.

Für die EZB, die derzeit an einer Überarbeitung ihrer geldpolitischen Strategie arbeitet, gilt es zum einen sicherzustellen, dass die Inflationserwartungen trotz zunehmender kurzfristiger Zielverfehlungen fest verankert bleiben. Zum anderen werden die Grenzen der Forward Guidance, also der Ankündigung geldpolitischer Entscheidungen im Vorfeld, deutlicher. Die EZB verfolgt seit einiger Zeit den Ansatz, ihre Entscheidungen von Sitzung zu Sitzung in Abhängigkeit von neu veröffentlichten Daten zu treffen. Sollte die Unsicherheit längerfristig hoch bleiben, dürfte diese Form der kurzfristigeren Entscheidungsfindung auch stärker in der geldpolitischen Strategie verankert werden.

Aktien: USA ziehen Aktienmärkte runter

Anzeichen einer Schwäche der bislang robusten US-Wirtschaft verunsichern die Anleger weiter. Die Hoffnung, dass die republikanische Regierung für mehr Wachstum und höhere Unternehmensgewinne sorgen wird, wird zunehmend in Frage gestellt. Die Abwendung eines Regierungsstillstands in den USA sorgte zum Wochenschluss noch für leichte Erholung. Der DAX schloss die Woche fast unverändert bei 22.987 Punkten, die amerikanischen Börsen wieder mit deutlichen Verlusten um die 3 %.

Anleihen: Rezessionssorgen in den USA

Die Handelskonflikte zeigen erste realwirtschaftliche Auswirkungen. Die Wachstumsprognosen für die USA wurden von einigen Instituten nach unten korrigiert, während die Prognosen für Europa angehoben wurden. Die Wahrscheinlichkeit für Zinssenkungen der Fed ist zuletzt gestiegen. An den Anleihemärkten kam es trotz Schwankungen zu wenig Veränderung. Zehnjährige Bundesanleihen schlossen leicht höher bei 2,87 %, amerikanische fast unverändert bei 4,32 %.

Devisen: Dollar weiter schwach

Auch in der vergangenen Handelswoche gab der Dollar aufgrund der Sorgen der Marktteilnehmer zunächst weiter nach, konnte sich in der zweiten Wochenhälfte aber wieder etwas erholen. Zum Euro schloss er bei 1,087.

Rohstoffe: Ölpreis stabilisiert, Gold steigt

Der Ölpreis fiel zunächst weiter, erholte sich dann aber leicht auf 70,99 US-Dollar. Aus Sicht von Bundesbankpräsident Nagel könnte der Ölpreisverfall zu einem früheren Erreichen des Inflationsziel von 2% in diesem Jahr beitragen. Damit kassiert Nagel die erst kürzlich veröffentlichten EZB-Projektionen, in denen die Inflation für dieses Jahr nach oben korrigiert wurde. Druck der US-Regierung, die Rücknahme der Förderkürzungen der Opec+ und die Aussichten auf einen Waffenstillstand in der Ukraine tragen zum Preisrückgang bei.

Gold profitiert weiterhin von der Unsicherheit und der schwächeren US-Konjunktur und erreichte in der vergangenen Woche ein neues Allzeithoch. Zum Wochenschluss notierte das Edelmetall bei 2.988 US-Dollar.

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22,4 % mehr Unternehmensinsolvenzen

Die Insolvenzzahlen sind im Jahr 2024 erneut gestiegen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes legten die Unternehmensinsolvenzen gegenüber dem Vorjahr um 22,4 % auf 21.812 zu. Die Verbraucherinsolvenzen übertrafen ihren Vorjahreswert um 6,5 % und kletterten auf 71.207. Somit erreichten die Fallzahlen ähnliche Größenordnungen wie vom BVR im Rahmen der jüngsten Insolvenzprognose erwartet (rund 22.000 bzw. 71.800 Fälle). Auch nach den Anstiegen befinden sich die Insolvenzzahlen auf im langjährigen Vergleich moderaten Niveaus. Beispielsweise kam es im weltweiten Rezessionsjahr 2009 mit 32.687 beziehungsweise 101.102 Fällen zu weitaus mehr Unternehmens- und Verbraucherpleiten. Mit den neuerlichen Anstiegen ist der „Normalisierungsprozess“ nach den Sondereffekten zu Beginn der 2020er Jahre (Corona- Hilfen, Rechtsänderungen) zum Ende gekommen.

Im laufenden Jahr dürften die Insolvenzen wegen der noch anhaltenden Wirtschaftsflaute noch einmal zunehmen. Das von der CDU/CSU und SPD angestrebte Konjunkturpaket dürfte daran nichts ändern, da das Insolvenzgeschehen der Konjunktur allgemein nachläuft. Der BVR prognostiziert für 2025 rund 16 % mehr Unternehmens- und etwa 6 % mehr Verbraucherinsolvenzen.

Inflationsrate von 2,3 % bestätigt

Im Februar ist die Inflationsrate in Deutschland unverändert geblieben. Gemäß den nunmehr bestätigten amtlichen Angaben lag der Verbraucherpreisindex (VPI) gegenüber dem Vorjahresmonat um 2,3 % im Plus, wie bereits zuvor im Januar. Im Dezember hatte die Inflationsrate noch bei 2,6 % gelegen.

In den kommenden Monaten dürfte der Preisauftrieb unter Schwankungen zunächst weiter nachlassen, bei rückläufigem Lohndruck. In der zweiten Jahreshälfte ist dann mit einem zunehmenden Preisdruck durch die geplante Ausweitung der Verteidigungs- und Infrastrukturausgaben zu rechnen. Auch die US-Handelspolitik birgt hohe Aufwärtsrisiken für die Preisentwicklung.

Warenexporte weiterhin rückläufig

Der Jahresauftakt fiel für das Exportgeschäft der deutschen Wirtschaft schwach aus. Im Januar wurden von Deutschland kalender- und saisonbereinigt Waren im Wert von 129,2 Mio. Euro exportiert. Die Warenausfuhren sanken damit gegenüber dem Vormonat um 1,4 %, nachdem sie bereits im 4. Quartal nachgegeben hatten (-0,1 %).

Maßgeblich für den jüngsten Rückgang war der Handel mit den EU-Partnerstaaten, der um deutliche 4,2 % zurückging. Die Warenexporte in den Staaten außerhalb der EU (Drittstaaten) sanken demgegenüber mit einer Verlaufsrate von 0,4 % weniger stark.

Im Gegensatz zu den Ausfuhren sind die Wareneinfuhren nach Deutschland im Januar erneut gestiegen. Sie legten um 1,2 % auf 113,1 Mrd. Euro zu, was als Zeichen für eine weiterhin aufwärtsgerichtete inländische Konsumgüternachfrage interpretiert werden kann. Insgesamt signalisieren die jüngsten Daten, dass vom gesamten Außenhandel im 1. Quartal erneut eine dämpfende Wirkung auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ausgehen könnte. Im 4. Quartal hatten die Nettoexporte mit -1,2 Prozentpunkten maßgeblich zum Rückgang des preis-, kalender- und saisonbereinigten BIP um 0,2 % beigetragen.

Lkw-Fahrleistung gesunken

Die Flaute in der deutschen Industrie dürfte sich im Februar fortgesetzt haben. Darauf deuten zumindest die jüngsten Daten zur Lkw- Fahrleistung hin. Der amtliche Lkw-Maut- Fahrleistungsindex lag im Februar kalender- und saisonbereinigt um 2,5 % unter seinem Vormonatswert. Erfasst wird hier die Fahrleistung mautpflichtiger Lastkraftwagen auf Bundesautobahnen, die ein gute Frühindikator für die Industrieproduktion ist.

Die Industrieproduktion war jüngst, im Januar, gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und saisonbereinigt zwar um 2,6 % gestiegen. Hauptgrund für den Zuwachs war jedoch nicht das aktuelle konjunkturelle Umfeld, sondern der Sondereffekt des Wegfalls von Warnstreiks in der Automobilindustrie.

Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR