Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur

Wocheninfo vom 19.02.2024

  • EZB-Zinssenkungen – Meinungen auseinander
  • Aktienmarkt bleibt in Rekordlaune
  • Aktien: Neues Allzeithoch
  • Anleihen: Wenig Bewegung
  • Devisen: Euro nach Auf und Ab kaum verändert
  • Rohstoffe: Gas auf tiefsten Stand seit Juli
  • Erneuter Anstieg der ZEW-Konjunkturerwartungen
  • Mehr Insolvenzen
  • Höhere Euroraum-Industrieproduktion
  • BIP-Stagnation bestätigt

EZB-Zinssenkungen – Meinungen auseinander

Vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments warnte Christine Lagarde erneut vor einer vorzeitigen Zinssenkung und entsprach damit der Markterwartung eines ersten Zinsschritts frühestens im Juni. In die gleiche Richtung gingen Äußerungen von Direktorin Isabel Schnabel sowie der spanische Notenbankchef Hernandez de Cos. Doch brachte einen Tag danach erstmals ein Ratsmitglied den Vorschlag einer Zinssenkung schon im März im Spiel. Der Vorschlag des maltesischen Notenbankchefs dürfte auf der kommenden geldpolitischen Sitzung am Donnerstag, dem 7. März, zwar nicht mehrheitsfähig werden. Doch illustrieren seine Äußerungen, dass der Druck in Richtung einer Zinssenkung im EZBRat steigt. Der französische Notenbankchef Villeroy de Galheau hatte am Donnerstag ebenso vor einer zu späten Zinssenkung gewarnt. Auch erklärte der italienische Notenbankchef Fabio Panetta zum Wochenbeginn, die Inflationsgefahr sei weitgehend gebannt.

Aktienmarkt bleibt in Rekordlaune

Mit einem neuen Rekordhoch zeigte sich der DAX unbeeindruckt von der wirtschaftspolitischen Debatte über den Standort Deutschland, den geringen Wachstumsaussichten oder auch der Debatte über Immobilienrisiken. Die Bundesregierung geht in ihrem Jahreswirtschaftsbericht offenbar von einem geringen Wirtschaftswachstum von 0,2 % in diesem Jahr aus, 2025 soll das Wachstum dann mit 1,0 % etwas höher ausfallen.

Der Aktienkursanstieg der teilweise stark international ausgerichteten Unternehmen spiegelt eher Wachstumshoffnungen der Absatzmärkte wider. Angesichts des noch moderaten Kurs-Gewinn-Verhältnisses ist der DAX aktuell auch für internationale Investoren attraktiv. Zinssenkungen der EZB ab Juni sind bereits eingepreist. Aus Sicht von Analysten dürfte die Aktienrallye derzeit noch fundamental unterlegt sein.

Aktien: Neues Allzeithoch

Mit 17.198,45 Punkten erreichte der DAX am Freitag ein neues Allzeithoch. Treiber waren vor allem positive Quartalsergebnisse der Unternehmen in ganz Europa. Unterstützend wirken die robuste Wirtschaft in den USA und die hohe Gewissheit von Zinssenkungen im Verlauf des Jahres. Zum Handelsschluss notierte der DAX mit 17.117,44 Punkten um 1,1 % höher als eine Woche zuvor. Der Dow Jones legte eine Wachstumspause ein und notierte mit 38.627,99 Punkten um 0,1 % unter seinem Vorwochenstand.

Anleihen: Wenig Bewegung

Wenig Dynamik erlebten im Wochenverlauf die Anleihekurse. Zum Ende der Woche lag die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihen bei 2,40 %, ein Zuwachs um 2 Basispunkte gegenüber dem Wochenstart. Demgegenüber legte die 10-jährige US-Bundesanleihe um 12 Basispunkte auf 4,29 % zu. Renditesteigernd wirkten in den USA im Wochenverlauf höhere Verbraucherpreise als erwartet (3,1 % im Januar statt 2,9 %). Auch erhöhten sich die Erzeugerpreise deutlicher als prognostiziert.

Devisen: Euro nach Auf und Ab kaum verändert

Der Euro lag am Ende der Woche mit 1,077 Dollar praktisch unverändert zu seinem Vorwochenstand (-0,1 %). Zwischenzeitlich hatte der Euro von schwachen US Einzelhandelsdaten und einem Rückgang der US-Industrieproduktion profitiert, die eine baldige Zinssenkung der Fed wahrscheinlicher erscheinen ließen. Höhere Daten zum Verbraucher- und Erzeugerpreisanstieg wirkten in die entgegengesetzte Richtung.

Rohstoffe: Gas auf tiefsten Stand seit Juli

Der Preis für europäisches Erdgas ist auf den tiefsten Stand seit über einem halben Jahr gefallen. Der richtungweisende Terminkontrakt TTF lag zum Ende der Woche bei 24,55 Euro und war damit so günstig wie seit Juni nicht mehr. Im Oktober hatte der Krieg im Nahen Osten den Preis über 50 Euro steigen lassen. Eine zentrale Ursache des Preisrückgangs ist die schwache Konjunktur im Euroraum. Rohöl der Sorte Brent lag am Freitag bei 83,21 Dollar pro Barrel und damit 1,8 % höher als eine Woche zuvor.

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Erneuter Anstieg der ZEW-Konjunkturerwartungen

Finanzmarktexperten blickten den wirtschaftlichen Perspektiven Deutschlands zuletzt mit mehr Zuversicht entgegen als zuvor. Die auf einer Umfrage unter diesen Experten beruhenden ZEW-Konjunkturerwartungen sind im Februar gegenüber dem Vormonat um 4,7 Punkte auf 19,9 Punkte gestiegen. Der Indikator legte damit bereits den siebten Monat in Folge zu. Hauptgrund für die Aufhellung der Konjunkturerwartungen sind Zinsspekulationen. So gingen zuletzt mehr als zwei Drittel der Befragten davon aus, dass die EZB in den nächsten sechs Monaten ihre Leitzinsen vermindern wird, was angesichts der hohen Inflationsrisiken aber keineswegs sicher ist. Im Gegensatz zu den Perspektiven wurde die aktuelle Wirtschaftslage von den Umfrageteilnehmern erneut kritischer bewertet. Der entsprechende ZEW-Lageindikator sank um 4,4 Punkte auf -81,7 Punkte. Er befindet sich damit auf den niedrigsten Stand seit Juni 2020. Insgesamt untermauern die jüngsten ZEW-Daten die Einschätzung des BVR, dass sich die deutsche Wirtschaft in einer milden technischen Rezession befindet, die erst langsam überwunden werden dürfte.

Mehr Insolvenzen

Angesichts der hartnäckigen Konjunkturschwäche, der vielfach deutlich gestiegenen Kosten und der Rückführung staatlicher Hilfen hält in Deutschland der Trend zu steigenden Insolvenzzahlen an. Von den Amtsgerichten wurden im November 1.513 beantragte Unternehmensinsolvenzen gemeldet, 15,3 % mehr als im entsprechenden Vorjahresmonat. Im längeren Zeitraum von Januar bis November legten die Firmenpleiten gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 23,2 % auf 16.264 Fälle zu. Die monatlichen Fallzahlen tendieren bereits seit ihrem im August 2021 mit 1.029 Fällen markierten lokalen Tiefpunkt nach oben. Der Aufwärtstrend dürfte sich in naher Zukunft fortsetzten. Hierauf deutet unter anderem der amtliche Schnellindikator für die beantragten Regelinsolvenzen hin, der im Januar seinen Vorjahresmonatswert um 26,2 % übertraf. Für das gesamte Jahr 2024 rechnet der BVR in seiner aktuellen Insolvenzprognose mit einem Anstieg der Unternehmensinsolvenzen um 7,8 % auf etwa 19.300 Fälle. Die Verbraucherinsolvenzen tendieren seit ihrem im April 2023 mit 4.906 Fällen erreichten lokalen Tiefstwert ebenfalls aufwärts. Im Zeitraum der Monate Januar bis November stiegen die Verbraucherpleiten um 1,1 % auf 61.460 Fälle. Der aktuellen Insolvenzprognose des BVR zufolge wird die Zahl der Verbraucherinsolvenzen 2024 weiter steigen, um 6,5 % auf rund 71.400 Fälle.

Höhere Euroraum-Industrieproduktion

Zum Jahresende 2023 hat die Industrieproduktion im Euroraum spürbar angezogen. Nach vorläufigen Angaben von Eurostat stieg die industrielle Erzeugung im Dezember gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und saisonbereinigt um 2,6 %. Allerdings dürfte das Wachstum durch einen statistischen Sondereffekt überzeichnet sein. So legte die Industrieproduktion in Irland um außerordentliche 23,5 % zu, was offenbar aus einer unzureichenden Saisonbereinigung resultierte. Das verwendete Saisonbereinigungsverfahren wird derzeit überprüft. Möglicherweise wird es hier in naher Zukunft zu merklichen Abwärtsrevisionen kommen. Zu Jahresbeginn dürfte die Industrieproduktion eher sinken als steigen. Hierauf lässt zumindest der Order-Indikator schließen, der sich bereits seit einigen Monaten auf einem im langjährigen Vergleich niedrigen Niveau befindet.

BIP-Stagnation bestätigt

Eurostat hat inzwischen neue Angaben zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung des Euroraums für das 4. Quartal vorgelegt. Das zentrale Ergebnis der ersten amtlichen Schätzungen von Ende Januar wurde dabei bestätigt: So verharrte das preis-, kalender- und saisonbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahresendquartal auf dem Stand des Vorquartals (+0,0 %). Im gesamten Jahr 2023 expandierte das preis- und kalenderbereinigte BIP gegenüber dem Vorjahr um 0,5 %. Zwischen den größten Euroraum- Volkswirtschaften zeigten sich zum Jahresende teilweise recht unterschiedliche BIP-Verläufe. Während die Wirtschaftsleistung in Deutschland (-0,3 %) sank und in Frankreich (+0,0 %) stagnierte, legte sie in Italien (+0,2 %) und Spanien (+0,6 %) zu.

Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR