Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur

Wocheninfo vom 19.05.2025

  • Strukturelle Dollarschwäche
  • Aktien: Zoll-Entspannung bringt Gewinne
  • Anleihen: Renditen steigen leicht
  • Devisen: Nur kurze Dollar-Stärke
  • Rohstoffe: Gold überbewertet, Öl im Plus
  • Konjunkturerwartungen hellen sich auf
  • Rückgang der Inflationsrate bestätigt
  • Euroraum-Industrieproduktion legt zu
  • BIP-Zuwachs leicht abwärtsrevidiert

Strukturelle Dollarschwäche

Die zumindest vorübergehende Beruhigung im US-chinesischen Handelskonflikt wurde von den Märkten sehr positiv aufgenommen. Die amerikanischen Börsen konnten ihre aktuellen Verluste ausgleichen und stehen auf Jahressicht wieder im Plus.

Die positiven Aussichten aus der Realwirtschaft haben die jüngsten Rezessionssorgen in den USA beruhigt. Die verbesserten Aussichten dämpfen zugleich die Erwartungen an Zinssenkungen der amerikanischen Notenbank Fed, obwohl die Inflation im April den dritten Monat in Folge gesunken ist. Bis zum Jahresende werden zwei Zinssenkungen eingepreist. Der Zinsabstand der USA zu anderen großen Volkswirtschaften weitet sich weiter aus. Auch bei längeren Fristen, beispielsweise bei zweioder zehnjährigen Anleihen, steigt der Zinsaufschlag amerikanischer Titel gegenüber deutschen Anleihen weiter an. Dies müsste eigentlich für einen stärkeren US-Dollar sorgen. Diese Stärkung setzt jedoch nicht ein: Der Dollar-Index liegt nach wie vor deutlich im Minus. Hier zeigt sich der Vertrauensverlust in die Reservewährung, verursacht durch eine Politik, die auf die Umkehrung der von Freihandel und Globalisierung geprägten Weltordnung abzielt. Eine mögliche Folge könnte eine Verschiebung der Marktanteile einzelner Währungen sein. So könnte weniger Welthandel dazu führen, dass der Bedarf, Reservewährung zu halten, weiter zurückgeht und die internationale Nachfrage nach amerikanischen Schuldpapieren entsprechend sinkt.

Doch droht tatsächlich der Verlust des Status als Reservewährung? Davon ist gegenwärtig nicht auszugehen – nicht zuletzt aufgrund mangelnder Alternativen. Es wird jedoch einige Zeit dauern, bis der Vertrauensverlust in den US-Dollar, der unter anderem durch Angriffe auf das Rechtssystem in den USA bedingt ist, vollständig behoben ist. Somit ist es gut möglich, dass es in den kommenden Jahren – unabhängig von kurzfristigen Schwankungen – bei einem schwächeren Dollar mit abnehmenden Marktanteilen bleibt.

Aktien: Zoll-Entspannung bringt Gewinne

Die Nachricht von einer Annäherung zwischen den USA und China im Handelskonflikt sorgte zu Beginn der vergangenen Handelswoche für Euphorie an den Aktienmärkten. Im weiteren Wochenverlauf setzten jedoch Gewinnmitnahmen ein. Gefragt waren US-Titel mit KI-Bezug, nachdem Saudi-Arabien Investitionen in diesem Bereich angekündigt hatte. Der DAX schloss fester bei 23.767 Punkten, der technologielastige Nasdaq Composite konnte um über 7 % zulegen.

Anleihen: Renditen steigen leicht

Die Beruhigung im Handelskonflikt und die Euphorie an den Aktienmärkten sorgen für eine geringere Nachfrage nach sicheren Häfen. Entsprechend folgte auf den Anleihemärkten die Gegenbewegung: Die Kurse fielen und die Renditen stiegen. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen schließt bei 2,59 %.

Devisen: Nur kurze Dollar-Stärke

Die Verhandlungen zwischen den USA und China sorgten über das Wochenende für hohe Gewinne beim US-Dollar. Im weiteren Wochenverlauf kam es jedoch zu einer Gegen-bewegung. Die geringere Inflation in den USA macht Zinssenkungen wahrscheinlicher und ein schwächerer US-Dollar passt zu dieser Aussicht, verbesserte Konjunkturaussichten wirken hingegen gegenläufig und sollten den US-Dollar stärken. Für den Euroraum verdichten sich gleichzeitig die Hinweise auf eine weitere Zinssenkung im Juni. Auf Wochensicht bleibt beim US-Dollar gegenüber dem Euro eine leichte Aufwertung auf 1,116.

Rohstoffe: Gold überbewertet, Öl im Plus

Auch beim Goldpreis macht sich die geringere Nachfrage nach sicheren Häfen in Form von Verkäufen bemerkbar. Laut einer Umfrage unter Fondsmanagern ist der Goldpreis derzeit so überbewertet wie seit mindestens der Finanzkrise nicht mehr. Es scheint, als ginge man davon aus, dass die Flucht aus dem US-Dollar zumindest in Teilen übertrieben war. Die Ölpreise legten angesichts der verbesserten Aussichten für den Welthandel zunächst zu, erlitten dann aber im weiteren Verlauf Verluste angesichts der Aussicht auf ein höheres Angebot aus dem Iran. Die Sorte Brent schließt bei 65,45 US-Dollar leicht im Plus.

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Konjunkturerwartungen hellen sich auf

Von Finanzmarktfachleuten wurden die wirtschaftlichen Aussichten Deutschlands zuletzt besser bewertet. Die auf einer monatlichen Umfrage unter diesen Fachleuten beruhenden ZEW-Konjunkturerwartungen sind im Mai um deutliche 39,2 Punkte auf 25,2 Punkte gestiegen. Damit konnte ein Großteil des Rückgangs vom April wieder ausgeglichen werden.

Hauptgründe für die Stimmungsaufhellung dürfen die Bildung der neuen Bundesregierung, die zeitweise Aussetzung von US-Importzöllen und die zuletzt weiter gesunkene Inflationsrate in Deutschland sein. Die aktuelle Wirtschaftslage wurde von den Umfrageteilnehmern hingegen ähnlich pessimistisch beurteilt wie zuvor. Der ZEW-Lage-Indikator sank im Mai geringfügig um 0,8 Punkte auf einen Stand von -82,0 Punkte.

Insgesamt stehen die jüngsten Umfrageergebnisse im Einklang mit der allgemeinen Erwartung einer in der zweiten Jahreshälfte an Fahrt aufnehmenden Konjunktur. Die hartnäckige Wirtschaftsflaute dürfte bald überwunden werden, befördert von den vorgesehenen staatlichen Mehrausgaben für Verteidigung, Infrastruktur und Klimaschutz.

Rückgang der Inflationsrate bestätigt

Nach jüngsten Angaben des Statischen Bundesamtes ist die Inflationsrate Deutsch-lands, gemessen an der jährlichen Veränderung des Verbraucherpreisindex (VPI), von 2,2 % im März auf 2,1 % im April gesunken. Die Wiesbadener Statistiker bestätigten damit das zentrale Ergebnis ihrer Ende April veröffentlichten vorläufigen Schätzungen.

Maßgeblich für die Verminderung der Teuerungsrate waren die Energiepreise, die sich im Zuge rückläufiger Rohölnotierungen und der Euro-Aufwertung stärker verbilligten als zuvor (-5,4 % nach -2,8 % im März). Vor allem die Preise für leichtes Heizöl (-12,8 %) und Kraftstoffe (-8,3 %) gaben im April deutlich nach. Dämpfend auf die Gesamtentwicklung wirkten sich auch die Nahrungsmittelpreise aus, die sich etwas weniger stark verteuerten (+2,8 % nach +3,0 %). Die Dienstleistungspreise stiegen allerdings stärker als zuvor (+3,9 % nach +3,5 %), was nicht zuletzt aus dem im Vorjahresvergleich späteren Osterfest resultierte. Vor dem Hintergrund, dass in diesem Jahr alle Osterfeiertage im April waren, erhöhten sich beispielsweise die Preise für Pauschalreisen (+9,2 %) und für Flugtickets (+19,1 %) merklich.

Da die Sondereffekte des späteren Osterfests wegfallen und die Rohölpreise auf Eurobasis noch immer vergleichsweise niedrig notieren, zeichnet sich für Mai eher ein weiterer Rück-gang als ein Anstieg der Inflationsrate ab.

Euroraum-Industrieproduktion legt zu

Im Euroraum hat sich die Industriekonjunktur etwas belebt. Wie Eurostat anhand vorläufiger Angaben mitteilte, legte die preis-, kalender- und saisonbereinigte Industrieproduktion des Währungsraums im März gegenüber dem Vor-monat um kräftige 3,6 % zu. Die Produktion war bereits im Januar und Februar gestiegen, nachdem sie zuvor einem leichten Abwärtstrend aufgewiesen hatte. Zum Wachstum dürften Vorzieheffekte im Zusammenhang mit den neuen US-Zöllen beigetragen haben. So verhängte US-Präsident Trump Anfang April generelle Zölle von 20 % für Einfuhren aus der EU, die jedoch zwischenzeitlich für 90 Tage auf einen pauschalen Mindestsatz von 10 % vermindert wurden.

BIP-Zuwachs leicht abwärtsrevidiert

Eurostat hat inzwischen neue Daten zur ge-samtwirtschaftlichen Entwicklung des Euro-raums für das 1. Quartal vorgelegt. Demnach ist das preis-, kalender- und saisonbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal nicht wie Ende April gemeldet um 0,4 %, sondern um 0,3 % gestiegen. Gegenüber dem Wachstum vom Jahresendquartal 2024 (+0,2 %) war jedoch weiterhin eine leichte Beschleunigung zu verzeichnen. Angaben zu den BIP-Verwendungskomponenten (Konsum, Investitionen, Außenhandel) liegen derzeit für das 1. Quartal noch nicht vor. Diese werden am 6. Juni veröffentlicht.

Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR