Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur

Wocheninfo vom 20.03.2023

  • Vertrauen fiel rapide ab
  • Aktien: DAX verliert deutlich, USA stabil
  • Anleihen: Deutlicher Renditerückgang
  • Devisen: Euro erneut unverändert
  • Rohstoffe: Im Sog der Nervosität
  • 2022 rund 4 % mehr Firmenpleiten
  • Einbruch der Baugenehmigungen
  • Euroraum-Industrieproduktion tendiert weiter seitwärts
  • Euroraum-Inflationsrate bestätigt

Vertrauen fiel rapide ab

Nach der Silicon Valley Bank (SVB) am vergangenen Wochenende fiel an diesem Wochenende die Credit Suisse (CS). Wie die SVB war auch die Schweizer Bank ein leichtes Ziel für unruhige Märkte: Stockende strategische Umstellung, Verwicklung in Finanzskandale (z. B. Geldwäsche, Greensill), Abhängigkeit von flüchtigen Einlagekunden. Am Sonntagabend, dem 19. März, verkündeten die CS und die Schweizer Konkurrenzbank UBS die Übernahme der CS durch die UBS. Der Preis beläuft sich auf 3 Mrd. Schweizer Franken, circa ein Drittel des letzten, schon arg geschrumpften Marktwertes der Credit Suisse.

Doch selbst für diesen geringen Preis musste der Schweizer Staat der UBS eine Garantie im Umfang von 9 Mrd. Franken gewähren. Diese soll potenzielle Verluste versichern, die die UBS mit der Fusion übernimmt. Wenngleich sich der Schweizer Staat mit Risiko- und Bereitstellungsprämien kompensieren lässt, zeugt die Garantievergabe von der Dringlichkeit auf Regierungsseite, eine Lösung zu finden.

Die Schweizer Nationalbank unterstützt dieses Bemühen, die Vertrauenskrise hier zu stoppen. Auf Basis einer Notverordnung des Schweizer Bundesrates kann die Schweizer Nationalbank zudem, 2 bis zu 100 Mrd. Franken schwere Liquiditätshilfen zusätzlich zu ihren regulären Fazilitäten bereitstellen, um UBS und CS zu stabilisieren.

Die internationalen Notenbanken schlossen sich diesem Bemühen an. Fed und EZB sowie die Notenbanken Kanadas, Großbritanniens, Japans und der Schweiz erhöhten die Frequenz ihrer US-Dollar Swap-Linien von wöchentlich auf täglich. EZB-Chefin Christine Lagarde begrüßte zudem die Intervention der Schweizer Institutionen und versicherte erneut die Widerstandsfähigkeit des europäischen Bankensektors.

Dabei geriet die Zinserhöhung der EZB zur Nebensache. Am Donnerstag, dem 16. März, hatte sie ihren Leitzins um 50 Basispunkte auf 3,5 % erhöht, nachdem sie dies auf ihrer vorherigen Sitzung bereits angekündigt hatte. Hätte sie den Schritt nun unterlassen, hätte sie die bereits hohe Nervosität am Markt noch verstärkt, da unterstellt worden wäre, die EZB halte den Finanzsektor für instabil. Stattdessen erklärte die EZB, er sei stabil und sie habe zudem die Mittel, die Finanzstabilität zu sichern.

Das wird sich in den kommenden Tagen zeigen, wenn an den Märkten nach SVB und Credit Suisse ein möglicher dritter bedeutender Schwächefall gesucht werden wird. Ob dieser existiert, wird über den weiteren Verlauf dieser Krise entscheiden.

In diese Zeit fällt auch die nächste Zinsentscheidung der Fed an diesem Mittwoch, dem 22. März. Sie könnte ob der großen Nervosität an den Finanzmärkten auf eine weitere Erhöhung verzichten. Doch die Kerninflation ist auch in den USA weiterhin zu hoch (zuletzt 5,5 %), was für eine weitere Erhöhung spräche. Daher könnte sich die Notenbank für eine weitere Erhöhung um 25 Basispunkte entscheiden, gestützt auf die nach der SVB-Pleite aufgesetzten günstigen Liquiditätshilfen, die Swap-Linien und die CS-Rettung.

Aktien: DAX verliert deutlich, USA stabil

Der DAX verlor im Wochenverlauf 4,28 % auf 14.768,2 Zähler, eine Folge der aus den USA überschwappenden Nervosität. Ähnlich erging es dem Euro Stoxx 50. Die US-Indizes selbst allerdings erwiesen sich als robuster, obwohl die Unruhe bei ihnen begann. Der S&P 500 konnte mit +1,43 % leicht zulegen. Der Nasdaq gewann sogar 4,40 %, auch eine Folge der verringerten Leitzinserwartungen infolge der Bankenturbulenzen.

Anleihen: Deutlicher Renditerückgang

Die SVB fiel unter anderem Kursverlusten ihrer Anleihebestände zum Opfer. Doch im Zuge des Fallouts ihrer Pleite flüchteten die Investoren in Staatsanleihen und trieben deren Kurse deutlich an. Die Renditen fielen analog. Geringere Leitzinserwartungen wirkten in die gleiche Richtung. Die Rendite zehnjähriger deutscher Staatsanleihen notierte zum Wochenschluss 37,3 Basispunkte niedriger als zu Wochenanfang bei 2,12 %. Die gleichlange US-Anleihe verminderte ihre Rendite um 29,8 Basispunkte auf 3,40 %.

Devisen: Euro erneut unverändert

Die Gemeinschaftswährung hatte Ende vergangener Woche einen Gegenwert von 1,067 Dollar, eine Veränderung von +0,23 % zur Vorwoche. Auch gegenüber dem breiten Korb der Währungen der wichtigsten 41 Handelspartner blieb der Euro nahezu unverändert (-0,04 %).

Rohstoffe: Im Sog der Nervosität

Der Preis für Rohöl der Marke Brent fiel in der Vorwoche im Sog der Finanzmarktturbulenzen um deutliche 11,15 % auf 73,12 Dollar pro Barrel. Damit sank der wichtige Energieträger auf seinen niedrigsten Wert seit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine.

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2022 rund 4 % mehr Firmenpleiten

Wie vom BVR im Rahmen seiner Anfang März veröffentlichten Insolvenzprognose erwartet, ist die Zahl der beantragten Unternehmensinsolvenzen im Zuge der Energiekrise 2022 gegenüber dem Vorjahr in einer Größenordnung von 4 % gestiegen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes legte die Fallzahl exakt um 4,3 % auf 14.590 zu. Dies war der erste Anstieg eines Jahreswertes seit dem Rezessionsjahr 2009. Trotz der Zunahme der Fallzahl ist die Summe der voraussichtlichen Gläubigerforderungen aus den Insolvenzen stark zurückgegangen. Die Forderungssumme sank gegenüber dem Vorjahr von 48,3 Mrd. Euro auf 14,8 Mrd. Euro, da 2021 offensichtlich mehr wirtschaftliche bedeutsame Unternehmen Insolvenz beantragten als 2022. Ähnlich wie in den Vorjahren wurden die meisten Fälle im Baugewerbe mit 2.698 Verfahren (+11,3 % gegenüber 2021) und im Handel (einschließlich Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen) mit 2.239 Verfahren (+5,5 %) verzeichnet. Die Verbraucherinsolvenzen sind hingegen 2022 gesunken. Sie gaben im Vorjahresvergleich um 16,6 % auf 66.355 Fälle nach. Grund für den Rückgang waren die Spätfolgen der 2020 in Kraft getretenen schrittweisen Verkürzung von Restschuldbefreiungsverfahren von sechs auf drei Jahren. Dies Neuregelung führte zunächst zu einem starken Anstieg der Fallzahlen, auf die dann eine Abwärtsbewegung folgte, die nun aber allmählich auslaufen dürfte. Der BVR rechnet in seiner aktuellen Insolvenzprognose wegen der schwachen Konjunktur und des im historischen Vergleich niedrigen Ausgangsniveaus im Jahr 2023 mit einem weiteren Anstieg der Unternehmensinsolvenzen, um rund 12 % auf etwa 16.300 Fälle.

Einbruch der Baugenehmigungen

Angesichts der hohen Baupreissteigerungen und der verschlechterten Finanzierungsbedingungen setzt sich die Abwärtsbewegung bei den Baugenehmigungen in Deutschland fort. Gemäß jüngsten amtlichen Angaben wurde im Januar bundesweit der Bau von 21.900 Wohnungen genehmigt. Dies waren 26,0 % weniger als im entsprechenden Vorjahresmonat. Der deutliche Rückgang lässt für die nahe Zukunft trotz des bestehenden Genehmigungsüberhangs eine weitere Abkühlung der Baukonjunktur erwarten. Die Produktion des Baugewerbes war im Januar zwar gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und saisonbereinigt um kräftige 12,6 % gestiegen. Maßgeblich hierfür dürfte aber weniger das konjunkturelle Umfeld, sondern viel mehr die vergleichsweise milde Witterung zu Jahresbeginn gewesen sein. Für die nächsten Monaten zeichnet sich von der Tendenz her eine spürbar rückläufige Produktionsentwicklung ab.

Euroraum-Industrieproduktion tendiert weiter seitwärts

Im Euroraum dauert die Seitwärtsbewegung der Industrieproduktion an. Wie Eurostat anhand vorläufiger Daten mitteilte, legte die Produktion im Januar gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und saisonbereinigt um 0,7 % zu, nachdem sie im Dezember um 1,3 % nachgegeben hatte. Ausschlaggebend für den Zuwachs waren die Vorleistungsgüterproduzenten, die ihren Ausstoß um 1,5 % erhöhten. In den übrigen industriellen Hauptgruppen ging die Erzeugung hingegen zurück, besonders deutlich bei den Herstellern von Verbrauchsgütern (-2,1 %). In den kommenden Monaten dürfte sich der Seitwärtstrend der Gesamtproduktion zunächst fortsetzen. Hierauf lässt zumindest der Order-Indikator schließen. Der anhand einer monatlichen Umfrage der EU-Kommission unter europäischen Industrieunternehmen ermittelte Indikator ist jüngst zwar leicht gestiegen, von -2,2 Punkten im Januar auf -1,6 Punkte im Februar. Er befindet sich damit aber weiterhin im negativen Bereich.

Euroraum-Inflationsrate bestätigt

Eurostat hat inzwischen detaillierte Angaben zur jüngsten Entwicklung der Verbraucherpreise im Euroraum vorgelegt. Das zentrale Ergebnis seiner ersten Schätzungen wurde dabei bestätigt. Die Inflationsrate des Währungsraums, gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), ist leicht von 8,6 % im Januar auf 8,5 % im Februar gesunken. Merklich senkend auf die Gesamtrate wirkten die Energiepreise. Energie verteuerte sich im Februar um 13,7 % und damit schwächer als zuvor (+18,9 %).

In naher Zukunft ist insgesamt mit einer von der Tendenz her nachlassenden Preisdynamik zu rechnen. Hierfür spricht unter anderem der abnehmende Druck von Seiten der Industrie-Erzeugerpreise. Die Teuerungsraten auf der Erzeugerstufe sind bereits seit ihrem im August 2022 mit 43,5 % erreichten lokalem Höchststand rückläufig. Im Januar waren die Erzeugerpreise um 15,0 % gestiegen. Dennoch dürfte die Inflation hartnäckig bleiben, denn für die Kernrate wichtige Faktoren wie die Dienstleistungen (+ 4,8 % nach + 4,4 % im Januar) verteuerten sich mehr als zuvor.

Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR