Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur

Wocheninfo vom 21.10.2024

  • EZB-Zinsen sinken wie erwartet
  • Zinssenkungen treiben Aktienkurse
  • Aktien: DAX erreicht neues Hoch
  • Anleihen: Kurse auf hohem Niveau
  • Devisen: Euro unter Druck
  • Rohstoffe: Ölpreis geht zurück
  • Leicht aufgehellte Konjunkturerwartungen
  • Auftragsbestand wieder zurückgegangen
  • Euroraum-Inflationsrate leicht abwärtsrevidiert
  • Deutlicher Anstieg der Euroraum-Industrieproduktion

EZB-Zinsen sinken wie erwartet

Mit ihrer Senkung des Einlagesatzes von 3,5 % auf 3,25 % hat die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag, dem 17. Oktober, den Markterwartungen entsprochen. Es handelte sich um den dritten Zinsschritt seit Beginn des Zinssenkungszyklus im Juni. Ein weiterer Zinsschritt wird für den Dezember erwartet. Anfang November wird zudem ein Zinsschritt der US-Notenbank Fed um 25 Basispunkte erwartet, der zu einem Gleichschritt bei den Zinssenkungen führen würde.

Mit Blick auf die schwache Konjunktur und die zuletzt deutlich rückläufige Inflation erscheint der EZB-Zinsschritt schlüssig. Doch spielen beim Inflationsrückgang auch Sondereffekte eine Rolle. In den kommenden Monaten dürfte die Inflation wieder leicht zulegen. Auch ist die weniger schwankungsanfällige Kernrate der Inflation unverändert deutlich oberhalb der 2- Prozentmarke, dem Inflationsziel der EZB. Auch bleibt das Lohnwachstum noch dynamisch. Zusammengenommen ist die EZB-Zinssenkung daher vertretbar, aber nicht zwingend. Die EZB sollte in den kommenden Wochen auf eine frühzeitige Festlegung für eine weitere Zinssenkung im Dezember verzichten und datenabhängig entscheiden.

Zinssenkungen treiben Aktienkurse

Der DAX erreichte im Oktober neue Jahreshöchststände, trotz der weiterhin mauen Konjunktur in Deutschland. Hierfür ist nicht nur die internationale Ausrichtung der großen Aktienunternehmen verantwortlich, sondern auch der geldpolitische Rückenwind. Die Richtung der Leitzinsen der großen Volkswirtschaften bleibt abwärts gerichtet.

Doch die globalen Risiken dürfen nicht aus dem Blick geraten. Weiter bleibt eine Eskalation des Nahostkriegs, die zu einem deutlichen Anstieg der Ölpreise führt, eine Möglichkeit. Mindestens genauso wichtig ist der Ausgang der Präsidentenwahl in den USA. Sollte der Sieger Trump heißen, wäre ein massiver Anstieg des Protektionismus die Folge mit der Gefahr eines erneuten Inflationsschubs in den USA.

Aktien: DAX erreicht neues Hoch

Das Klima am Aktienmarkt blieb grundsätzlich freundlich. Die Aussicht auf sinkende Leitzinsen dies- wie jenseits des Atlantiks trieb die Kurse. Der DAX erreichte neue Höchststände oberhalb der Marke von 19.600 Punkten. Am Freitag, dem 18. Oktober, schloss der DAX mit 19.657 Punkten, im Vorwochenvergleich entspricht dies einem Zuwachs um 1,5 %. Der Dow Jones ging mit 43.275 Punkten aus dem Handel, dies entspricht einem Plus von 1,0 %.

Anleihen: Kurse auf hohem NiveauNicht

Nicht nur die Aktienkurse, auch die Anleihen erhielten von der Geldpolitik Rückenwind. Gestützt wurden die Anleihekurse im Wochenverlauf auch von Preisabschlägen beim Rohöl. Am Freitag, dem 18. Oktober, lag die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen bei 2,18 %, das waren 9 Basispunkte weniger als eine Woche zuvor. In den USA blieben die die Renditen demgegenüber mit 4,07 % nahezu unverändert (-0,4 Basispunkte).

Devisen: Euro unter Druck

Der Zinsschritt der EZB hat mit der Vergrößerung des Zinsdifferentials erwartungs-gemäß zu Abgabedruck auf den Euro geführt. Belastend wirkten auch eher robuste US-Konjunkturdaten. Zum Ende der Woche konnte sich der Euro dann wieder etwas erholen. Am Freitag, dem 18. Oktober kostete er knapp 1,09 US-Dollar, dies entspricht einem Kursrückgang zur Vorwoche um 0,8 %.

Rohstoffe: Ölpreis geht zurück

Der Rohölpreis ging in der vergangenen Woche merklich zurück. Die Ängste vor einer weiteren Zuspitzung des Nahostkonflikts, die die Preise zuvor nach oben getrieben hatten, entspannten sich wieder. Israel hatte dem Iran Vergeltungsschläge angekündigt, nachdem dieser Israel mit Raketen angegriffen hatte. Israel hat nach Medienangaben aber versichert, keine Atom- oder Ölanlagen anzugreifen. Rohöl der Sorte Brent kostete am Freitag, dem 18. Oktober, 72,65 US-Dollar, das waren 8,3 % weniger als eine Woche zuvor.

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Leicht aufgehellte Konjunkturerwartungen

Finanzmarktfachleute blicken den wirtschaftlichen Perspektiven Deutschlands wieder mit mehr Zuversicht entgegen. Die auf einer monatlichen Umfrage unter diesen Fachleuten basierenden ZEW-Konjunkturerwartungen sind im Oktober um 9,5 Punkte auf 13,1 Punkte gestiegen. Zuvor war der Stimmungsindikator drei Monate in Folge gesunken. Zur leichten Aufhellung der Konjunkturerwartungen trugen die weiter gesunkene Inflation, die Aussicht auf neuerliche Zinssenkungen im Euroraum und die jüngsten Stützungsmaßnahmen der chinesischen Regierung bei. Die aktuelle Lage wurde allerdings von den Umfrageteilnehmern nochmals kritischer beurteilt. Der entsprechende ZEW-Lageindikator sank um 2,4 auf -86,9 Punkte. Die leichte Aufhellung der ZEW-Konjunkturerwartungen im Oktober gibt Anlass zur Hoffnung, dass der konjunkturelle Tiefpunkt in Deutschland bald durchschritten wird.

Auftragsbestand wieder zurückgegangen

Im Verarbeitenden Gewerbe Deutschlands hat sich die Auftragslage noch nicht ausreichend gefestigt. Darauf deuten unter anderem die jüngsten Daten des Statistischen Bundesamtes zum Auftragsbestand hin. Demnach sank der Bestand an offenen Aufträgen im August gegenüber dem Vormonat saison- und kalenderbereinigt um 1,0 %, nachdem er im Juli im gleichen Umfang gestiegen war. Der Auftragsbestand folgt damit der Entwicklung der Neuaufträge. Diese waren im August preis-, kalender- und saisonbereinigt um 5,8 % eingebrochen, wobei die Auftragseingänge aus dem Inland (-10,9 %) stärker nachgaben als die Bestellungen aus dem Ausland (-2,2 %). In naher Zukunft dürfte die Industriekonjunktur zunächst noch auf Talfahrt bleiben. Hierauf lässt auch der ifo Geschäftsklimaindex für das Verarbeitende Gewerbe schließen, der im September bei einem verschärften Auftragsmangel auf den niedrigsten Stand seit Juni 2020 gesunken ist.

Euroraum-Inflationsrate leicht abwärtsrevidiert

Eurostat hat neue Daten zur Entwicklung der Verbraucherpreise im September veröffent-licht und dabei das zentrale Ergebnis seiner ersten Schätzungen nach unten korrigiert. So ist die Inflationsrate des Euroraums nicht wie Anfang Oktober gemeldet von 2,2 % im August auf 1,8 %, sondern auf 1,7 % im September gesunken. Sie befindet sich damit erstmals seit Juni 2021 wieder unter der Marke von 2 %, bei der die EZB mittelfristig das Ziel der Preisniveau-stabilität als erfüllt ansieht. Hauptgrund für den Rückgang der Gesamtrate waren die Energiepreise, die sich stärker verbilligten als zuvor (-6,1 % nach -3,0 % im August). Zum Rückgang der Inflationsrate trugen aber auch die Dienstleistungspreise bei, deren kräftiger Anstieg etwas nachließ (+3,9 % nach +4,1 %). Vor diesem Hintergrund hat sich auch die Kerninflationsrate, ohne die Energiepreise, leicht abgeschwächt. Sie sank von 2,7 % im August auf 2,6 % im September. Wegen des Basiseffekts der bereits Ende 2023 merklich gesunkenen Energiepreise dürfte die Inflationsrate zum Jahresende wieder anziehen.

Deutlicher Anstieg der Euroraum-Industrieproduktion

Im August haben die Industriebetriebe des Euroraums ihre Produktion spürbar erhöht. Nach vorläufigen Angaben von Eurostat legte die Industrieproduktion gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und saison-bereinigt um 1,8 % zu. Damit konnte der Rückgang vom Juli (-0,5 %) mehr als aus-geglichen werden. Für das Produktionsplus war unter anderem die Entwicklung in der deutschen Automobilindustrie verantwortlich. Hier legte die Erzeugung im August kräftig zu, nachdem sie im Juli angesichts von Produktionsferien bei einigen Herstellen deutlich zurückgegangen war. Trotz des jüngsten Anstiegs zeichnet sich bei der Industrieproduktion des Euroraums angesichts der Auftragslage noch keine Trendwende nach oben ab. So ist der Order-Indikator der EU-Kommission im September erneut gesunken. Der Indikator ging gegenüber dem Vormonat um 1,9 Punkte auf -25,5 Punkte zurück.

Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR