Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur

Wocheninfo vom 22.04.2025

  • Europäische Potenziale
  • Aktien: EU-US Divergenz setzt sich fort
  • Anleihen: leichter Renditerückgang
  • Devisen: Dollarschwäche setzt sich fort
  • Rohstoffe: Ölpreis erholt sich leicht
  • US-Handelspolitik lässt Konjunkturerwar-tungen einbrechen
  • Industrie-Auftragsbestand etwas gestiegen
  • Rückläufige Erzeugerpreise
  • Zunehmende Euroraum-Industrieproduktion

Europäische Potenziale

Die Auswirkungen der (handels-)politischen Entscheidungen der US-Regierung zeigen sich nicht nur in der Realwirtschaft, sondern auch an den Finanzmärkten. Nach der erstmaligen Wahl von Donald Trump stiegen die Aktienmärkte etwa ein Jahr nahezu kontinuierlich an, der S&P 500 z.B. um rund 40 %. Seit der Wiederwahl im vergangenen Jahr liegen die US-Aktienmärkte mit über 8 % im Minus. Der Euro Stoxx 50 liegt im gleichen Zeitraum noch leicht im Plus, der DAX hat trotz der jüngsten Kurseinbrüche sogar über 10 % zugelegt. Gleichzeitig sind europäische Aktien gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis immer noch deutlich günstiger als amerikanische. Die Anleger verlagern derzeit ihr Kapital von den USA in andere Regionen. Dies wurde besonders deutlich, als nach den jüngsten Zollturbulenzen die Renditen von US-Staatsanleihen stiegen und der US-Dollar gleichzeitig abwertete. Die Flucht in den sicheren Hafen und die höheren Renditen hätten erwartungsgemäß zu einer Aufwertung des US-Dollars führen müssen.

Stattdessen wertete beispielsweise der Euro auf. Dieser ist so stark wie seit drei Jahren nicht mehr. Die Renditen zehnjähriger USAnleihen stiegen innerhalb einer Woche um rund 50 Basispunkte, während die Renditen deutscher Papiere in etwa unverändert blieben. Dies ist die stärkste Underperformance der USA seit mindestens 1989. Damit dürften deutsche Anleihen einen Teil des "sicheren Hafen„-Status des US-Anleihemarktes übernehmen. Gleichzeitig könnte der Euro als Reservewährung an Bedeutung gewinnen. Diese Entwicklung dürfte insbesondere angesichts der Verschuldungspläne in Deutschland von Bedeutung sein, da sie dem Renditeanstieg infolge der Ankündigung der expansiven Fiskalpolitik entgegenwirkt.

Auch wenn die US-Handelspolitik auch die europäischen Volkswirtschaften belasten wird, erscheinen die Aussichten hierzulande zumindest relativ besser. Die bisherigen Entwicklungen an den Finanzmärkten könnten daher eher der Beginn einer strukturellen Verschiebung als einer kurzfristigen Outperformance sein.

Aktien: EU-US Divergenz setzt sich fort

Dank weiterer Rück- und Ausnahmen von den neuen Zöllen starteten die Aktienmärkte zunächst gestärkt in die neue Handelswoche. Aussagen von Vertretern der US-Notenbank, die ein Stagflationsszenario andeuteten, sorgten insbesondere an den amerikanischen Aktienmärkten erneut für Verkäufe und wurden vom US-Präsidenten sehr kritisch kommentiert. Zum Wochenschluss lagen die US-Aktienmärkte leicht im Minus, deutsche und europäische Aktien gewannen etwa 3 bis 4 %.

Anleihen: leichter Renditerückgang

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auf ihrer Ratssitzung in der vergangenen Woche eine weitere Zinssenkung um 25 Basispunkte beschlossen. Der wichtige Einlagensatz liegt nun bei 2,25 % und damit im von der EZB definierten neutralen Bereich. Begründet wurde die Zinssenkung insbesondere mit den konjunkturellen Belastungen durch die jüngsten handelspolitischen Spannungen. Der Inflationsausblick hat sich verbessert, und der EZB-Rat sieht die Inflation auf dem Weg zum Inflationsziel, wenngleich die erhöhte Unsicherheit eine große Herausforderung darstellt. Die Anleiherenditen im Euroraum gingen nach dem Zinsentscheid leicht zurück. Zum Wochenschluss lag die Bundrendite bei 2,47 %, das amerikanische Pendant notierte mit 4,33 % ebenfalls etwas niedriger als in der Vorwoche.

Devisen: Dollarschwäche setzt sich fort

Die Abwertung des US-Dollars setzte sich in der vergangenen Handelswoche fort. Die Wetten auf einen schwächeren US-Dollar stiegen auf den höchsten Stand seit fast zwei Jahrzehnten. Gegenüber dem Euro schloss der US-Dollar bei 1,135.

Rohstoffe: Ölpreis erholt sich leicht

Die OPEC geht in ihrer Prognose für das Wachstum der Ölnachfrage im laufenden Jahr von einem leichten Rückgang aus. Auch hier wirken sich die US-Importzölle aus. Gleichzeitig sind die Rohöllagerbestände in den USA weiter gestiegen. Der Ölpreis zeigte sich davon bisher unbeeindruckt und schloss etwas höher bei 67,98 US-Dollar. Der Goldpreis erreichte als sicherer Hafen erneut neue Höchststände bei 3.309 US-Dollar.

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US-Handelspolitik lässt Konjunkturerwar-tungen einbrechen

Im April sind die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland deutlich eingebrochen. Der anhand einer monatlichen Umfrage unter Finanzmarktfachleuten ermittelte Frühindikator fiel um 65,6 Punkte auf -14,0 Punkte. Er sank damit so stark wie seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 nicht mehr. Grund für den Einbruch der Konjunkturerwartungen sind die jüngsten Zollerhöhungen des US-Präsidenten Donald Trump und die Unberechenbarkeit von dessen Handelspolitik. In den Vormonaten waren die ZEW-Konjunkturerwartungen noch gestiegen, befördert durch Leitzinssenkungen und das große Fiskalpaket von CDU/CSU und SPD.

Im Gegensatz zu den Konjunkturerwartungen haben sich die Lagebeurteilungen der Umfrageteilnehmer etwas aufgehellt. Der ZEW-Lageindikator ist im April um 6,4 Punkte gestiegen. Er befindet sich mit -81,2 Punkten aber noch immer tief im negativen Bereich.

Insgesamt sprechen die jüngsten Umfrageergebnisse für eine Fortsetzung der hartnäckigen Wirtschaftsschwäche in den kommenden Monaten. Erst zum Jahresende könnte eine moderate Belebung einsetzen, wenn die enormen Unsicherheiten nachlassen und die geplanten staatlichen Mehrausgaben erste Wachstumsimpulse liefern dürften.

Industrie-Auftragsbestand etwas gestiegen

Der Auftragsbestand des hiesigen Verarbeitenden Gewerbes ist im Februar leicht gestiegen. Die offenen Aufträge legten gegen-über dem Vormonat preis- und kalenderbereinigt um 0,3 % zu, wobei der Bestand an Aufträgen aus dem Ausland (+0,4 %) etwas stärker stieg als der Inlandsbestand (+0,2 %). Die Bestandsdaten folgen damit grob den jüngsten Tendenzen der Neuaufträge. So waren die Auslandsaufträge im Februar mit einer Verlaufsrate von 0,8 % gestiegen, während die Inlandorders um 1,2 % nach-gaben. Alles in allem mehren sich damit die Zeichen für eine Bodenbildung der Aufträge.

Rückläufige Erzeugerpreise

In Deutschland hat die Preisdynamik auf der Erzeugerstufe im März nachgelassen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist der Erzeugerpreisindex gewerblicher Güter um 0,2 % unter seinem entsprechenden Vorjahres-monatswert gesunken. Im Februar hatten sich die Erzeugerpreise noch um 0,7 % verteuert. Hauptgrund für den Rückgang des Preisindex waren die Energiepreise, die sich um 3,6 % verbilligten. Besonders deutlich gaben die Preise für Mineralölerzeugnisse (-5,8 %) nach, was angesichts der sinkenden Rohölpreise nicht verwundert.

Die jüngsten Angaben zu den Erzeugerpreisen legen einen weiter nachlassenden Preisdruck auf der Verbraucherstufe nahe. Der Verbraucherpreisindex (VPI) hat im März seinen Vorjahrsmonatswert um 2,2 % übertroffen. Im Januar und Februar waren die Verbraucher-preise noch um 2,3 % gestiegen. Im April könnte die VPI-Inflationsrate unter die Marke von 2 % sinken. So haben sich die Rohölpreise im Zuge zollbedingt zunehmender Sorgen um die globale Nachfrage zuletzt weiter verbilligt. Da Rohöl üblicherweise in US-Dollar fakturiert wird, verstärkte die Aufwertung des Euro-Wechselkurses den Rückgang der Ölnotierungen noch.

Zunehmende Euroraum-Industrieproduktion

Die Industrieproduktion des Euroraums hat sich im Februar weiter vom Rückgang vom Jahresende 2024 erholt. Nach vorläufigen Angaben von Eurostat legte die industrielle Erzeugung gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und saisonbereinigt um 1,1 % zu, nachdem sie bereits im Januar um 0,6 % gestiegen war. Innerhalb der Industrie zeigten sich unterschiedliche Tendenzen: Während die Hersteller von Verbrauchs- (+2,8 %) und Investitions- (+0,8 %) und Vorleistungsgütern (+0,3 %) ihre Produktion steigern konnte, mussten die Hersteller von Gebrauchsgütern (-0,3 %) und Energie Rückgänge hinnehmen.

Ob die jüngsten Produktionszuwächse eine Trendwende markieren, ist fraglich. So spricht unter anderem der Orderindikator der EU-Kommission gegen eine nachhaltige Belebung der Industriekonjunktur. Der Indikator blieb im März gegenüber dem Vormonat nahezu unverändert bei niedrigen -26,7 Punkten.

Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR