Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur
Wocheninfo vom 24.02.2025
- EZB mit erneuten Verlusten
- Aktien: Turbulente Handelswoche
- Anleihen: Erhöhte Volatilität
- Devisen: Dollar zeigt Stärke
- Rohstoffe: Gold steigt weiter
- ZEW-Indikator sprunghaft gestiegen
- Etwas höherer Industrie-Auftragsbestand
- Schwächerer Anstieg der Erzeugerpreise
- Verbrauchervertrauen leicht aufgehellt
EZB mit erneuten Verlusten
Die EZB weist für das Jahr 2024 einen Verlust von knapp 8 Mrd. Euro aus. Während der Verlust im vergangenen Jahr durch die vollständige Auflösung von Rückstellungen deutlich reduziert werden konnte, schlägt er in diesem Jahr voll zu Buche. Die Verluste verbleiben in der Bilanz und sollen mit künftigen Überschüssen verrechnet werden. Ursache sind frühere geldpolitische Entscheidungen, konkret der Ankauf langfristiger festverzinslicher Wertpapiere. Diesen stehen variabel verzinsliche Einlagen bei der Zentralbank gegenüber, die aufgrund der Zinserhöhungen entsprechend höhere Kosten verursachen. Bis zu den Zinserhöhungen verdienten die Zentralbanken jedoch gut an den Käufen bei gleichzeitig niedrigen Zinsen und schütteten regelmäßig Gewinne aus.
Grundsätzlich sind Verluste von Zentralbanken zunächst unproblematisch, da die Erfüllung des Mandats nicht unmittelbar betroffen ist. Sie verfügen über unbegrenzte Liquidität und können auch mit negativem Eigenkapital geldpolitisch handlungsfähig bleiben. Entscheidend ist, dass die Verluste weder die politische Unabhängigkeit noch die Glaubwürdigkeit der Geldpolitik beeinträchtigen. Der Anstieg des Goldpreises und die Aufwertung des US-Dollars führten zu einer Erhöhung der Ausgleichsposten aus Neubewertungen. Trotz des Jahresfehlbetrags und des kumulierten Verlustvortrages erhöhte sich dadurch sogar das Nettoeigenkapital der EZB im Vergleich zum Vorjahr.
Für die Mitgliedstaaten der Eurozone sind diese Verluste mit Einbußen bei den Einnahmen verbunden, dies ist für die Zentralbank aber auch kein relevantes Ziel. Die Deutsche Bundesbank wird in dieser Woche ebenfalls ihren Jahresabschluss vorlegen – und voraussichtlich auch erneut einen Milliardenverlust ausweisen. Für die kommenden Jahre wird ebenfalls mit Verlusten gerechnet, wenn auch in geringerem Umfang. Auch Notenbanken anderer Länder, wie die Fed in den USA, weisen derzeit Verluste aus.
Aktien: Turbulente Handelswoche
Die Verhandlungen über den Krieg in der Ukraine und Äußerungen der US-Regierung, die amerikanische Unterstützung für Europa im Verteidigungsfall in Frage zu stellen, bestimmten die Entwicklung an den Börsen. Schätzungen zufolge könnten sich die zusätzlich erforderlichen Verteidigungsausgaben in Europa auf etwa 3,5 bis 4 % des BIP belaufen. Dementsprechend konnten zuletzt vor allem Unternehmen mit Bezug zu Rüstung und Verteidigung zulegen. Der DAX beendete die Handelswoche nach anfänglichen Gewinnen vor der Wahl in Deutschland durch Gewinnmitnahmen mit einem Minus von 1 % gegenüber der Vorwoche bei 22.288 Punkten. Der Euro Stoxx 50 Index konnte auf Schlusskursbasis mit 5.533 Punkten einen neuen Höchststand erreichen, schloss aber ebenfalls leicht im Minus. Auch die US-Märkte gaben zum Wochenschluss deutlich nach. Die Unsicherheiten über das Vorgehen der neuen Regierung stand hier im Vordergrund.
Anleihen: Erhöhte Volatilität
Auch die Anleihemärkte zeigten sich volatil. Nach einem anfänglichen Anstieg der Renditen war in der zweiten Wochenhälfte eine verstärkte Nachfrage nach sicheren Anlagen zu beobachten und die Renditen gaben wieder nach. Zum Wochenschluss notierte die zehnjährige Bundesanleihe bei 2,46 %. Die amerikanische fiel auf 4,43 %.
Devisen: Dollar zeigt Stärke
Auch an den Devisenmärkten zeigte sich der Trend zur Sicherheit. Der Dollar konnte zulegen. Zum Euro notierte er zuletzt bei 1,045 US-Dollar.
Rohstoffe: Gold steigt weiter
Auch Gold konnte in der abgelaufenen Handelswoche seinen Aufwärtstrend fortsetzen und schloss bei 2.931 US-Dollar und damit auf Wochensicht mit einem Plus von gut 1 %. Rohöl der Sorte Brent stieg zunächst, notierte am Freitag aber insgesamt niedriger bei 74,72 US-Dollar. Versorgungsunterbrechungen in Russland, eine sinkendende Risikoprämie für den Nahen Osten und die Unsicherheit über den Ukrainekrieg bestimmten den Preis.
ZEW-Indikator sprunghaft gestiegen
Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland sind im Februar so stark gestiegen wie seit zwei Jahren nicht mehr. Der auf einer monatlichen Umfrage unter Finanzmarktfachleuten basierende Indikator legte gegenüber Januar um 15,7 auf 26,0 Punkte zu.
Hauptgrund für den kräftigen Anstieg des Stimmungsindikators dürfte die Hoffnung sein, dass sich bald eine handlungsfähige neue Bundesregierung bilden wird, die Maßnahmen zur Überwindung der hartnäckigen Wirtschaftsflaute ergreift. Stimmungsaufhellend dürfte zudem die jüngste EZB-Zinssenkung gewirkt haben, die tendenziell zu niedrigen Finanzierungskosten für Unternehmen und Privathaushalte führt.
Erfreulich ist, dass sich jüngst nicht nur die Konjunkturerwartungen, sondern auch die Lageeinschätzungen verbessert haben. Der entsprechende ZEW-Lageindikator stieg leicht um 1,9 Punkte auf -88,5 Punkte.
Insgesamt stehen die jüngsten Umfrageergebnisse im Einklang mit der Konjunkturprognose des BVR, die nach einer Stagnation in der ersten Jahreshälfte für das zweite Halbjahr 2025 eine moderate gesamtwirtschaftliche Belebung erwarten lässt.
Etwas höherer Industrie-Auftragsbestand
Der Auftragsbestand des hiesigen Verarbeitenden Gewerbes ist im Februar erneut etwas gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, legten die offenen Aufträge gegenüber dem Vormonat kalender- und saisonbereinigt um 0,2 % zu. Der Auftragsbestand tendiert bereits seit seinem im August 2024 erreichten lokalen Tiefstand leicht nach oben. Für den jüngsten Anstieg war vor allem ein deutlicher Zuwachs des Bestands an Aufträgen aus dem Inland (+2,0 %) verantwortlich. Die Entwicklung folgt damit den Neuaufträgen. Diese expandierten im Februar um 6,9 %, in erster Linie befördert durch kräftig zunehmenden Inlandsorders (+14,6 %).
Innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes trug insbesondere der Sonstige Fahrzeugbau zum Anstieg des Auftragsbestands bei. Hier führte ein hohes Volumen an Großaufträgen zu einem überdurchschnittlichen Zuwachs um 3,0 %. Alles in allem deuten die jüngsten Auftragsdaten auf eine allmähliche Stabilisierung der Industriekonjunktur hin.
Schwächerer Anstieg der Erzeugerpreise
Zu Jahresbeginn hat der Auftrieb bei den Erzeugerpreisen gewerblicher Güter in Deutschland etwas nachgelassen. Der amtliche Erzeugerpreisindex übertraf im Januar seinen entsprechenden Vorjahresmonatswert um 0,5 %. Im Dezember waren die Erzeugerpreise noch um 0,8 % gestiegen. Haupttreiber des Anstiegs waren die Preise für Verbrauchsgüter, die sich im Januar um 3,0 % verteuerten. Aber auch bei den Investitions- (+1,9 %) und Gebrauchsgütern (+1,1 %) kam es zu merklichen Preisanhebungen. Die Erzeugerpreise für Vorleistungsgüter (-0,1 %) und Energie (-1,0 %) wirkten hingegen dämpfend auf die Gesamtentwicklung.
Von den Erzeugerpreisen geht damit weiterhin nur eine leichte Steigerungswirkung auf die Preise auf der Verbraucherstufe aus. Diese werden derzeit vor allem durch die Dienstleistungspreise nach oben getrieben, die ihrerseits merklich durch die allgemeine Lohnentwicklung beeinflusst werden. So mussten die Verbraucher im Januar für Dienstleistungen 4,0 % mehr aufwenden, während sich die Verbraucherpreise insgesamt um 2,3 % verteuerten.
Verbrauchervertrauen leicht aufgehellt
Im Euroraum hat sich die wirtschaftliche Stimmung unter den Verbrauchern etwas aufgehellt. Nach vorläufigen Angaben der EU-Kommission ist der Indikator des Verbrauchervertrauens im Februar um 0,6 Punkte auf -13,6 Punkte gestiegen. Der Indikator war bereits im Januar etwas nach oben geklettert, nachdem er zum Jahresende 2024 angesichts der gestiegenen politischen Unsicherheiten (Stichworte: Trump-Wiederwahl in den USA, Ampel-Aus in Deutschland) sichtlich nachgegeben hatte. Zur Aufhellung des Verbrauchervertrauens dürften die jüngsten Lohnsteigerungen beigetragen haben, die vielfach stärker als die Inflation ausfielen.
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR