Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur
Wocheninfo vom 24.06.2024
- EZB forciert Europäische Einlagensicherung
- Aktien: Wenig Bewegung
- Anleihen: Leichte Renditeanstiege auf stabilem Niveau
- Devisen: Euro bleibt unter 1,07 Dollar
- Rohstoffe: Ölpreis steigt auf Basis stärkerer US-Nachfrage
- Konjunkturerwartungen nur noch leicht gestiegen
- Auftragsbestand abermals zurückgegangen
- Erzeugerpreise geben weiter nach
- Verbessertes Euroraum-Verbrauchervertrauen
EZB forciert Europäische Einlagensicherung
Die Europäische Einlagensicherung, EDIS, sollte weit oben auf der Agenda der neuen Europäischen Kommission stehen. Das forderte Luis de Guindos, Vizepräsident der Europäischen Zentralbank (EZB), in seiner Rede vor der gemeinsamen Konferenz von EUKommission und EZB zur Integration der europäischen Finanzmärkte am 18. Juni.
De Guindos verknüpfte hierzu die Kapitalmarktunion klar mit der Europäischen Einlagensicherung. Da der Euroraum einen bankgetriebenen Kapitalmarkt aufweise, brauche es mehr grenzüberschreitendes Geschäft des Bankensektors. Dafür brauche es die europäische Einlagensicherung. Ähnlich folgert der parallel veröffentlichte Bericht der EZB zur finanziellen Integration und Struktur des Euroraumes. Die Banken müssten aber auf gleichem Fundament stehen, um fair konkurrieren zu können. Die Nationalität der Sicherungssysteme erzeuge jedoch den Eindruck, Einlagen in bestimmten Staaten seien sicherer als in anderen. Die Harmonisierung sei nötig, um diesen Reputationsverzerrungen zu begegnen.
Zudem könnten nationale Sicherungssysteme jene Banken, die in mehreren Staaten tätig sind, nicht wirksam regulieren. Risiken, Liquidität und Kapital würden nicht europaweit bewertet, sondern jeweils – und teils abweichend – national. Das erschwere grenzüberschreitende Geschäftstätigkeit. Auch hier sieht die EZB die Lösung in einem europäischen Sicherungssystem.
Diese gewünschte Vereinheitlichung verknüpft die EZB mit dem größtmöglichen Aufhänger: Der Kapitalbedarf des Euroraumes für Klima-, Digital- und Sicherheitstransformation. Nur mit effektiverem Kapitaleinsatz könne er gestillt werden. Dafür brauche es die Kapitalmarktunion und diese brauche die Bankenunion wegen der großen Wichtigkeit der Banken für die europäische Wirtschaft.
Diese Verknüpfung verleiht dem Vorschlag einen höheren Handlungsdruck, ungeachtet berechtigter Zweifel. Zu befürchten ist, dass die Einführung einer europäischen Einlagensicherung von der neuen EUKommission mit Nachdruck angegangen wird.
Aktien: Wenig Bewegung
Die Aktienmärkte zeigten sich in der Vorwoche eher unbewegt. Der zuletzt sehr aktive Nasdaq beschloss die Vorwoche mit einer Veränderung von 0 %. Auch für den breiteren S&P 500 ging es in den USA nur 0,61 % aufwärts. Der DAX konnte immerhin 0,9 % zulegen, blieb damit objektiv aber auch auf der Stelle. Die stärkste Bewegung verzeichnete noch der französische Leitindex CAC40, der aber zuvor nach Ankündigung der Parlamentswahlen deutlich verloren hatte.
Anleihen: Leichte Renditeanstiege auf stabilem Niveau
Sowohl die Rendite deutscher zehnjähriger Anleihen als auch die Rendite amerikanischer zehnjähriger Anleihen legte in der Vorwoche um rund 5 Basispunkte zu. Die deutschen Anleihen werfen damit 2,41 % ab, die US-amerikanischen 4,25 %. Damit sind die Renditeniveaus seit drei Monaten weitgehend stabil.
Devisen: Euro bleibt unter 1,07 Dollar
Die Verluste der vorletzten Woche konnte der Euro in der vorherigen nicht aufholen. Er blieb unverändert bei 1,068 Dollar. Dahinter stehen weiterhin die Unsicherheiten über Europas politische und wirtschaftliche Entwicklung, die Abhängigkeit des Kontinents von Rohstoffimporten und umgekehrt die Wachstumsstärke der USA.
Rohstoffe: Ölpreis steigt auf Basis stärkerer US-Nachfrage
Der Preis pro Barrel Rohöl der Referenzsorte Brent stieg in der Vorwoche um 4,04 % auf 85,92 Dollar. Damit folgte er einer steigenden US-Nachfrage und möglicherweise auch der bald beginnenden Urlaubssaison. Gleichzeitig halten geopolitische Risiken und Angebotsverknappung der OPEC+ den Preis nach unten hin stabil.
Konjunkturerwartungen nur noch leicht gestiegen
Im Juni sind die ZEW-Konjunkturerwartungen erneut gestiegen. Die Aufwärtsbewegung des wichtigen Stimmungsindikators scheint aber allmählich in eine Seitwärtsbewegung überzugehen. Der auf einer monatlichen Umfrage unter Finanzmarktfachleuten basierende Indikator stieg gegenüber Mai um geringfügige 0,4 Punkte auf einen Stand von 47,5 Punkten. Dämpfend auf die sich allgemein aufhellende Stimmung dürfte die Androhung der EU-Kommission von Ausgleichszöllen für bestimmte chinesische Elektroautos gewirkt haben, die zu einer Verschärfung des Handelskonflikts führen könnte. Bremsend könnte darüber hinaus der leichte Anstieg der deutschen Inflationsrate von 2,2 % im April auf 2,4 % im Mai gewirkt haben, der für sich betrachtet mit etwas höheren Kaufkraftverlusten der Privathaushalte einhergeht. Die nur noch geringfügige Aufhellung der Perspektiven im Juni ist aber auch vor dem Hintergrund ihres bereits hohen Niveaus zu sehen. Insgesamt sprechen die jüngsten ZEWUmfrageergebnisse für eine gesamtwirtschaftliche Belebung in Deutschland. Diese wird gemäß der aktuellen Konjunkturprognose des BVR aber nur moderat ausfallen. Der BVR prognostiziert für 2024 lediglich ein preis-bereinigtes Wirtschaftswachstum um 0,3 %, das sich 2025 auf 1,3 % erhöhen dürfte.
Auftragsbestand abermals zurückgegangen
Der Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe Deutschlands ist im April weiter gesunken. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes verminderten sich die offenen Aufträge gegenüber März saison- und kalenderbereinigt um 0,5 %. Ein weiterer Rückgang war zu erwarten, da — wie bereits zuvor von den Wiesbadener Statistikern gemeldet — die Neuaufträge im April preis-, kalender- und saisonbereinigt leicht um 0,2 % gesunken waren (siehe Abbildung). Maßgeblich hierfür war in erster Linie die geringere Nachfrage aus dem Inland (-0,3 %), während die Bestellungen aus dem Ausland im Wesentlichen stagnierten (-0,1 %). Nach Branchen differenziert trug zum Rückgang des Auftragsbestands im April, wie bereits in den Vormonaten, hauptsächlich die Entwicklung in der Automobilindustrie bei. Auch wegen der auslaufenden Materialengpässe sanken die offenen Aufträge in dieser für die Gesamtentwicklung sehr wichtigen Branche um 3,0 % und damit den 15. Monat in Folge. Wichtige Stimmungsindikatoren lassen für die kommenden Monate eine Belebung der Neuaufträge erwarten. Im Zuge dessen dürfte der Rückgang der Auftragsbestände langsam zu Ende gehen.
Erzeugerpreise geben weiter nach
In Deutschland dauert der Preisrückgang auf der Erzeugerstufe an. Gemäß Angaben des Statistischen Bundesamtes sank der Erzeugerpreisindex gewerblicher Produkte im Mai gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat um 2,2 %. Im April hatten sich die Erzeugerpreise mit einer Rate von -3,3 % noch etwas stärker verbilligt. Hauptgrund für den Rückgang sind weiterhin die Energiepreise, die im Mai um 6,4 % sanken. Der Verlauf der Erzeugerpreise lässt für die Preise auf der Verbraucherstufe tendenziell eine weitere Entspannung erwarten. Die Verbraucherpreise waren im Mai um 2,4 % gestiegen und damit deutlich schwächer als noch zu Jahresbeginn (2,9 % im Januar). Für den Jahresdurchschnitt 2024 rechnet der BVR in seiner aktuellen Konjunkturprognose mit einer Inflationsrate von 2,4 %, die sich 2025 auf 2,2 % vermindern dürfte.
Verbessertes Euroraum-Verbrauchervertrauen
Die Stimmung unter den Verbrauchern des Euroraums hat sich im Juni weiter aufgehellt. Wie die EU-Kommission anhand vorläufiger Angaben mitteilte, ist der Indikator des Verbrauchervertrauens gegenüber Mai leicht um 0,3 auf -14,0 Punkte gestiegen. Zum nunmehr fünften Anstieg des Stimmungsindikators in Folge trugen die vielfach kräftig steigenden Einkommen, der tendenziell abflauende Preisauftrieb und der robuste Arbeitsmarkt bei. Die Aufhellung des Verbrauchervertrauens steht im Einklang mit der Prognose einer allmählichen Belebung des Privatkonsums, der mehr und mehr zum zentralen Treiber des Wirtschaftswachstums werden dürfte.
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR