Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur

Wocheninfo vom 25.11.2024

  • Euro-Schwäche setzt sich fort
  • Aktien: Leichte Kursgewinne
  • Anleihen: Anleihekurse erholen sich etwas
  • Devisen: Euro wertet weiter ab
  • Rohstoffe: Ölpreis erhöht sich
  • Weiter steigende Unternehmensinsolvenzen
  • BIP-Zuwachs minimal abwärtsrevidiert
  • Erzeugerpreise nochmals gesunken
  • Leichte Eintrübung des Euroraum-Verbrauchervertrauens

Euro-Schwäche setzt sich fort

Die europäische Gemeinschaftswährung hat ihren Abwärtskurs fortgesetzt. Am Ende der Woche kostete der Euro 1,041 US-Dollar. Das war der niedrigste Stand seit fast zwei Jahren.

Die Abschwächung des Euro dürfte sich auch weiter fortsetzen. Die Konjunkturdaten zeichnen ein schwaches Bild von der europäischen Konjunktur. Zum Ende der Woche wurde ein Rückgang des Einkaufsmanagerindex für die Industrie und die Dienstleister von 50,0 auf 48,1 Punkte im November gemeldet und damit ein Absinken unter die neutrale Marke von 50 Punkten. Dies dürfte mit einem leichten Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im vierten Quartal und damit einer rezessiven Tendenz kompatibel sein. Für die Industrie allein ist der Index schwächer als der Gesamtindex und die Performance in Deutschland liegt auch unter dem Durchschnitt des Euroraums.

Demgegenüber sind die Konjunkturaussichten in den USA freundlicher. Dies gilt zum einen für die aktuellen Zahlen, zum anderen aber auch für die Konjunkturerwartungen. Wachstumshoffnungen werden aus den geplanten Senkungen der Unternehmenssteuer und weiteren Maßnahmen aus der Agenda Donald Trumps genährt. Mit der erwarteten expansiven Fiskalpolitik in der neuen Trump-Präsidentschaft einher geht ein Anstieg der Zinsen und der Ausweitung des Zinsspreads zwischen den US-amerikanischen und den deutschen Bonds als Benchmark für den Euroraum. Aktuell liegt der Spread bei 216 Basispunkten, dem höchsten Stand seit mehr als sechs Monaten.

Die dritte Kraft, die gegen den Euro wirkt, sind die Risiken aus dem Ukrainekrieg. Dieser hat durch den Einsatz von Fernwaffen aus westlicher Produktion eine neue Eskalationsstufe erreicht. Russland hat offenbar mit dem Einsatz einer Mittelstreckenrakete geantwortet. Von den Risiken sind die europäischen Staaten, die in der Reichweite russischer Mittelstreckenraken liegen, besonders betroffen.

Aktien: Leichte Kursgewinne

Der DAX hat die Handelswoche mit einem kleinen Plus beendet. Am Freitag schloss er mit 19.322 Punkten um 0,6 % höher als eine Woche zuvor. Doch bleibt die Stimmung am Aktienmarkt trotz der Verteidigung der Marke von 19.000-Punkten angeschlagen. Die Eska-lation des Ukrainekriegs und die Unsicherheiten über die künftige Wirtschaftspolitik des gewählten Präsidenten Donald Trump verunsichern die Anleger. Und ebenso sind die Wirtschaftszahlen sowohl aus Deutschland als auch aus Europa enttäuschend. Mit 44.296 Punkten und einem wöchentlichen Zuwachs um 2,0 % entwickelte sich der US-Aktienmarkt deutlich besser als sein deutsches Pendant.

Anleihen: Anleihekurse erholen sich etwas

Die Anleihekurse sind in der vergangenen Handelswoche etwas angestiegen. Eine Ursache war, dass sich die Zinssenkungsfantasien aufgrund der schlechten Konjunktur-daten verstärkt haben, wovon vor allem das kurze Laufzeitende profitierte. Allerdings wurde mit 5,4 % im Oktober für den Euroraum eine extrem dynamische Erhöhung der Tarif- Löhne gemeldet. Die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen lag am Ende der Woche mit 2,25 % um 10 Basispunkte niedriger als eine Woche zuvor. In den USA verringerte sie sich um 3 Basispunkte auf 4,42 %.

Devisen: Euro wertet weiter ab

Der Euro hat seine Schwächephase fortgesetzt. Er wertete um 1,2 % auf 1,041 US-Dollar ab. Grund waren die unterschiedlichen Zinsperspektiven für beide Währungsräume.

Rohstoffe: Ölpreis erhöht sich

Ängste vor einer weiteren Eskalation des Ukrainekriegs haben die Energiepreise in der vergangenen Woche nach oben getrieben. Rohöl der Sorte Brent verteuerte sich um 3,8 % auf 74,96 Dollar pro Barrel. Die USA und Großbritannien haben der Ukraine erlaubt, Fernwaffen einzusetzen. Russland hat offenbar mit dem Einsatz einer Mittelstrecken-rakete geantwortet. Die Ölpreise könnten insbesondere steigen, wenn die Ukraine erfolgreich die russische Energieinfrastruktur angreifen würde.

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Weiter steigende Unternehmensinsolvenzen

Vor dem Hintergrund der hartnäckigen Wirtschaftsflaute und der hohen Kostenbelastungen sind die Firmenpleiten in Deutschland erneut gestiegen. Von den Amtsgerichten wurden im August 1.764 Unternehmensinsolvenzen gemeldet. Die Fallzahl legte gegen-über dem Vorjahresmonat um 13,4 % zu, deutlich schwächer als noch im 1. Halbjahr, als in manchen Monaten Anstiege von über 30 % zu verzeichnen waren. Für die nahe Zukunft zeichnen sich weiter zunehmende Fallzahlen ab. Hierauf lässt auch der amtliche Schnell-indikator zu den Regelinsolvenzen schließen, der im Oktober seinem Vorjahresmonatswert um 22,9 %. übertraf.

BIP-Zuwachs minimal abwärtsrevidiert

Im Sommer hat sich die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Deutschland etwas stabilisiert. Die konjunkturelle Grunddynamik ist aber weiterhin schwach. Nach neuen Angaben des Statistischen Bundesamtes legte das preis-, kalender- und saisonbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands im 3. Quartal gegenüber dem Vorquartal leicht um 0,1 % zu. Die Wiesbadener Statistiker haben damit ihre Ende Oktober veröffentlichte erste Schätzung (+0,2 %) minimal abwärtsrevidiert. Im 2. Quartal war das BIP noch um 0,3 % zurückgegangen.

Maßgeblich für den BIP-Zuwachs waren die privaten Konsumausgaben, die von kräftig gestiegenen Löhnen und einer rückläufigen Inflation befördert um 0,3 % expandierten. Auch der Staatsverbrauch stieg, um 0,4 %. Die Ausrüstungs- und Bauinvestitionen gaben hingegen um 0,2 % und 0,3 % nach, gedämpft durch die enormen Unsicherheiten und die noch immer erhöhten Finanzierungskosten. Auch der Außenhandel verminderte den BIP-Anstieg, da die Importe zunahmen, während die Exporte sanken (+0,2 % gegenüber -1,9 %).

Die jüngste Eintrübung wichtiger Stimmungs-indikatoren signalisiert für das 4. Quartal ein Andauern der hartnäckigen Konjunkturflaute.

Erzeugerpreise nochmals gesunken

In Deutschland hält der Preisrückgang auf der Erzeugerstufe noch an. Der Erzeugerpreisindex gewerblicher Produkte unterschritt im Oktober seinen entsprechenden Vorjahresmonatswert um 1,1 %. Im Vergleich zum Vormonat legten die Erzeugerpreise jedoch erneut zu, was für die nächsten Monate ein Auslaufen des Preisrückgangs in Vorjahresbetrachtung erwarten lässt. Gegenüber September lagen die Erzeugerpreise um 0,2 % im Plus, getrieben vor allem durch eine kräftige Erhöhung der Energiepreise (+0,6 %) im Zuge steigender Rohölnotierungen.

Insgesamt geht von den Erzeugerpreisen ein moderater Preisdruck auf die Verbraucherpreise aus. Die Inflationsrate, gemessen an der jährlichen Veränderung des Verbraucherpreis-index (VPI), war zuletzt von 1,6 % im September auf 2,0 % im Oktober gestiegen. Für November zeichnet sich angesichts der Basis-effekte der Ende 2023 gesunkenen Energiepreise ein weiterer Anstieg der Inflationsrate auf etwa 2,5 % ab. Der BVR rechnet in seiner aktuellen Inflationsprognose damit, dass der Verbraucherpreisindex im Jahresdurchschnitt 2024 gegenüber dem Vorjahr um 2,3 % steigen wird.

Leichte Eintrübung des Euroraum-Verbrauchervertrauens

Im Euroraum hat sich die wirtschaftliche Stimmung unter den Verbrauchern jüngst nicht weiter verbessert. Wie die EU-Kommission anhand vorläufiger Umfragedaten mitteilte, sank der Indikator des Verbrauchervertrauens im November gegenüber dem Vormonat leicht um 1,2 auf -13,7 Punkte.

Ein Grund für den leichten Rückgang dürfte die jüngste Preisentwicklung sein. So ist die Inflationsrate des Euroraums, basierend auf der jährlichen Veränderung des Harmonisierten Verbraucherpreisindexes (HVPI), von 1,7 % im September auf 2,0 % im Oktober gestiegen, was die Kaufkraft der Haushaltseinkommen etwas stärker dämpft.

Trotz der jüngsten Eintrübung bleibt der Stimmungsindikator aufwärtsgerichtet. Sein Verlauf signalisiert, dass die privaten Konsumausgaben im Euroraum im 3. Quartal gestiegen sind und zum Jahresende weiter steigen könnten.

Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR