Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur
Wocheninfo vom 26.05.2025
- Downgrade für die USA
- Aktien: Kernschmelze an den Märkten
- Anleihen: Deutliche Renditeanstiege
- Devisen: Dollar verliert weiter
- Rohstoffe: Sicherer Hafen gesucht
- Geschäftsklima hellt sich weiter auf
- Höherer BIP-Anstieg im 1. Quartal
- Leicht sinkende Erzeugerpreise
- Euroraum-Verbrauchervertrauen gestiegen
Downgrade für die USA
Als letzte der großen Ratingagenturen hat Moody's amerikanische Staatsanleihen von ihrem Triple-A-Rating herabgestuft. Grund sind die hohen Fiskaldefizite und die Aussicht, dass sich daran auch nichts ändern wird. Auch das als „Big Beautiful Bill“ bezeichnete Gesetzespaket, das vom Repräsentantenhaus angenommen wurde, verheißt keine Verbesserung. Im Zusammenhang mit dem neuen Rating ist die Abkürzung „BBB” möglicherweise auch nicht ganz glücklich gewählt.
Als Folge steigen die Laufzeitprämien für zehnjährige Anleihen – also der Risikoaufschlag, den Investoren bei längerfristigen Anlagen verlangen. Seit dem letzten Downgrade der USA durch die Agentur S&P im Jahr 2011 hat der US-Dollar-Index fast kontinuierlich an Wert gewonnen. Investoren hatten also nicht das Gefühl, überinvestiert zu sein. Aktuell sieht dies jedoch anders aus: Insbesondere preisbereinigt scheint der US-Dollar relativ teuer zu sein, was das Potenzial von Wertverlusten erhöht. Die höheren Zinsen, die Investoren auf US-Produkte im Vergleich zu anderen erhalten, sorgen derzeit nicht für eine höhere Nachfrage nach dem Dollar. Erste Indikatoren deuten auch auf einen Rückgang ausländischer Bieter bei amerikanischen Anleiheemissionen hin. Die letzte Auktion für 20-jährige Anleihen verlief insgesamt schlecht und sorgte für einen starken Anstieg der langfristigen US-Renditen.
Für die US-Regierung, die großen Wert auf die Handelsbilanz legt, mag ein schwächerer Dollar zunächst in die richtige Richtung gehen. Was das jedoch mittelfristig für die weiterhin stark steigenden Fiskaldefizite in den USA bedeutet, scheint man auszublenden. Die US-Verbraucher scheinen bereits beunruhigter zu sein, denn die Inflationserwartungen für die kommenden 12 Monate steigen weiter an. An den – zuweilen auch zum Dramatischen neigenden – Finanzmärkten taucht hinter vorgehaltener Hand bereits Badgehots „Lender of last resort” auf: Im Notfall müsste die Fed eingreifen und lockern.
Aktien: Kernschmelze an den Märkten
So bezeichnete Bundesbankpräsident Nagel die Marktreaktionen im April auf die hohen Sonderzölle der USA. In ihrem Finanzstabilitätsbericht widmet sich die EZB diesem Thema und sieht in den zunehmenden Handelskonflikten eine Belastung für die Finanzstabilität. Vor allem die Aktienmärkte seien anfällig für plötzliche und drastische Korrekturen.
In der vergangenen Woche gingen die US-Aktienmärkte infolge der Herabstufung abwärts. Neue Zolldrohungen aus den USA sorgten auch in Europa für Verunsicherung und Verluste. Zum Wochenschluss verzeichnet der DAX ein Minus von 0,6 % auf 23.629 Punkte.
Anleihen: Deutliche Renditeanstiege
Weltweit verzeichneten längerfristige Anleihe-renditen in jüngster Zeit deutliche Anstiege. In den USA wurde bei 30-jährigen Anleihen unlängst die 5-Prozent-Marke überschritten. Aber auch in Großbritannien liegen die Renditen gegenwärtig höher als beispielsweise während der kurzen „Truss-Regierungskrise“ 2022. Auch Japan verzeichnet einen deutlichen Anstieg und eine steilere Zinsstrukturkurve. Grund scheint die Wahrnehmung zu sein, dass die Renditen die Risiken nicht adäquat widerspiegeln. Die Renditen zehnjähriger amerikanischer Anleihen stiegen auch in der vergangenen Woche weiter an und liegen aktuell bei 4,51 %. Die neuen US-Zolldrohungen sorgten für Nachfrage bei Bundesanleihen und einem Renditerückgang auf 2,57 %.
Devisen: Dollar verliert weiter
Angesichts der Abstufung und der Aussicht auf weitere hohe Defizite verliert der US-Dollar an Wert. Mangelnde fiskalische Disziplin und politische Unsicherheit verunsichern Investoren zunehmend. Auch höhere Renditen ändern daran bislang nichts. Gegenüber dem Euro schließt der Dollar schwächer bei 1,1345.
Rohstoffe: Sicherer Hafen gesucht
Von der Unsicherheit profitierte vor allem der Goldpreis, der auf 3.357 US-Dollar zulegen konnte. Beim Ölpreis kam es hingegen zu Rückgängen auf 64,81 US-Dollar, da sich der Ausblick auf die Nachfrage durch schlechtere Konjunkturdaten eingetrübt hat.
Geschäftsklima hellt sich weiter auf
Im Mai hat sich die Stimmung in den Unternehmen der deutschen Wirtschaft weiter aufgehellt. Der ifo Geschäftsklimaindex stieg gegenüber dem Vormonat um 0,6 Punkte auf 87,5 Punkte. Grund für die jüngste Stimmungsaufhellung waren die Geschäftserwartungen, die von den Unternehmen weniger skeptisch beurteilt wurden. Die aktuelle Lage wurde hingegen von den Umfrageteilnehmern etwas schlechter bewertet.
Differenziert nach Wirtschaftsbereichen hat sich das Geschäftsklima im Mai vor allem im Handel und im Verarbeitenden Gewerbe ver-bessert. Aber auch im Dienstleistungssektor (ohne Handel) und im Bauhauptgewerbe hellte sich die Stimmung auf. Im Bereich Transport und Logistik hat sich das Geschäftsklima nach dem Einbruch vom Vormonat erholt. Maßgeblich für die Entwicklung in diesem vielfach stark exportorientierten Bereich dürfte sein, dass US-Präsident Trump die beim „Befreiungstag“ Anfang April angeordneten Zölle zwischenzeitlich teilweise für 90 Tage ausgesetzt hat.
Die jüngsten Umfrageergebnisse sprechen dafür, dass die Konjunktur in Deutschland langsam wieder Tritt fasst. Mit einer nachhaltigen Belebung ist allerdings erste Ende des Jahres zu rechnen, wenn die Wachstums-impulse der neuen Bundesregierung allmäh-lich wirksam werden.
Höherer BIP-Anstieg im 1. Quartal
Das Statistische Bundesamt hat inzwischen detaillierte Angaben zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands im 1. Quartal veröffentlicht und dabei das wichtigste Resultat seiner Ende April veröffentlichten ersten Angaben nach oben korrigiert. So ist das preis-, kalender- und saisonbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal nicht um 0,2 % gestiegen, wie zuvor berechnet, sondern um 0,4 %.
Zum BIP-Wachstum trugen die privaten Konsumausgaben bei, die – befördert durch zunehmende Realeinkommen um 0,5 % expandierten und damit stärker als in den Vor-quartalen. Wachstumsimpulse gingen zudem von den Ausrüstungs- (+0,7 %) und Bauinvestitionen (+0,5 %) aus, die durch Sondereffekte gestützt wurden, wie das Ende der Warnstreiks in der Automobilindustrie, Vorzieheffekte vor dem Inkrafttreten neuer US-Importzölle und das milde Winterwetter. Einen merklichen Wachstumsbeitrag lieferte auch der Außen-handel, da die Exporte (+3,2 %) stärker stiegen als die Importe (+1,1 %).
Auf das durch Sondereffekte begünstigte BIP-Wachstum dürfte im 2. Quartal eine Gegenbewegung erfolgen. Gemäß jüngsten BVR-Schätzungen zeichnet sich für das laufende Frühjahrsquartal ein BIP-Rückgang um 0,3 % ab, auf dem im 3. Quartal eine stagnierende Entwicklung folgen wird (siehe aktuelles BVR Research Volkwirtschaft Kompakt).
Leicht sinkende Erzeugerpreise
In Deutschland hält der leichte Preisrückgang auf der Erzeugerstufe an. Der Erzeugerpreisindex gewerblicher Güter sank im April um 0,9 % unter seinen entsprechenden Vorjahresmonatswert. Im März hatten die Erzeugerpreise um 0,2 % nachgegeben. Hauptgrund für den Rückgang waren die Energiepreise. Diese verbilligten sich im April um 6,4 %, breit getragen durch die Preisrückgänge bei Mineralölerzeugnissen (-10,4 %), elektrischen Strom (-7,5 %) und Erdgas (-6,2 %).
Insgesamt legen die jüngsten Erzeugerpreis-Daten für die nahe Zukunft eine weiter ab-nehmende Preisdynamik auf der Verbraucher-stufe nahe. Der Verbraucherpreisindex (VPI) war im April gegenüber dem Vorjahresmonat um 2,1 % gestiegen, nachdem er im März um 2,2 % zugelegt hatte.
Euroraum-Verbrauchervertrauen gestiegen
Unter den Verbrauchern des Euroraums hat sich die Stimmung etwas aufgehellt. Wie die EU-Kommission anhand vorläufiger Angaben mitteilte, ist der Indikator des Verbraucher-vertrauens im Mai auf 15,2 Punkte gestiegen. Der Indikator konnte damit den Rückgang vom April auf -16,7 Punkte größtenteils wieder ausgleichen. Zur Erholung des Stimmungs-indikators dürfte die zeitweise Aussetzung von US-Zöllen beigetragen haben.
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR