Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur

Wocheninfo vom 27.02.2023

  • Die Inflationserwartungen steigen und nähren sich aus der Gegenwart
  • Aktien: Leichte Rückgänge
  • Anleihen: Ruhige Woche auf Anleihemärkten
  • Devisen: Euro fällt weiter
  • Rohstoffe: Statik beim Ölpreis
  • Konjunkturerwartungen hellen sich auf
  • Januar-Inflationsrate bestätigt, Jahreswert 2022 abwärtsrevidiert
  • Leichte Aufwärtskorrektur der Euroraum-Inflationsrate
  • BIP im 4. Quartal stärker gesunken

Die Inflationserwartungen steigen und nähren sich aus der Gegenwart

Die mittelfristigen Inflationserwartungen liegen seit März 2022 über dem Ziel der EZB. Im Median wurden per Consumer Expectations Survey der EZB zuletzt 3 % Inflation für 2025, erwartet. Der mittlere Konsument der Eurozone erwartet also, dass noch in drei Jahren das Ziel der EZB um dieHälfte überschritten wird.

In einem am Freitag, dem 24. Februar, veröffentlichten, Research Bulletin befassten sich Forscher der EZB mit dieser Erwartungsbildung. Sie fanden, dass auch und gerade die Erwartungen von Konsumenten, die Preise und Löhne aushandeln, über dem Ziel der EZB liegen. Für 2025 gingen sie zuletzt (November 2022) im Durchschnitt von circa 5 % Inflation aus. Der Durchschnitt wird zwar von Ausreißern verzerrt und liegt daher oberhalb des verlässlicheren Medians. Mit 5 % liegt die Erwartung der relevanten Gruppe von Preis- und Lohnsetzern allerdings leicht über dem Durchschnitt aller Befragten und deutlich zu hoch.

Die Forscher beobachten parallel auch, dass das Vertrauen der Konsumenten in die EZB leicht abgenommen hat, seit die Inflation steigt. Auch hier sei die negative Entwicklung bei den Preis- und Lohnsetzern stärker, aber bei allen Gruppen noch sehr moderat. Jedoch korreliere das sinkende Vertrauen stark mit den steigenden Preisen und Preiserwartungen.

Diese Situation kann selbstverstärkend werden, da die Erwartungen der Konsumenten stark von der aktuellen Lage geprägt werden. Bleibt die Inflation weiter hoch, könnte die Notenbank weiteres Vertrauen verlieren. Dann würden die Wirtschaftssubjekte auf Basis ihrer gestiegenen Inflationserwartungen handeln und entsprechende Lohn- wie Preiserhöhungen durchzusetzen versuchen. Die gegenwärtige Forderung für einen zweitstelligen Lohnanstieg im öffentlichen Dienst könnte hierfür bereits ein Vorbote sein.

Für die Notenbank folgt hieraus: Sie muss deutlicher kommunizieren, wie und dass ihre Politik die Inflation senkt. Andererseits aber deuten die schnell gestiegenen Inflationserwartungen darauf hin, dass die Inflationserwartungen womöglich erst sinken, wenn es die Inflation tut.

Aktien: Leichte Rückgänge

In der vergangenen Woche gingen die Kurse an den Aktienmärkten leicht zurück. Einerseits lieferten Unternehmen schlechter als erwartete Jahresberichte für 2022 oder Ausblicke für 2023 ab. Andererseits verdunkelte sich der Ausblick der Finanzmärkte vor allem in den USA durch ein stärkeres Einpreisen länger anhaltender hoher Inflation. In Summe verlor der breite S&P 500 -2,67 % auf 3.970,04 Punkte und der DAX 1,76 % auf 15.209,74 Punkte.

Anleihen: Ruhige Woche auf Anleihemärkten

Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe veränderte sich um geringe 6,9 Basispunkte auf 2,53 %. Damit bewegt sie sich weiterhin im oberen Bereich ihrer Dreimonatsspanne, den sie aufgrund der für März angekündigten Zinserhöhung der EZB höchstens nach oben verlassen dürfte. Auch die zehnjährige US-Anleihe stieg in der vergangenen Woche ebenfalls auf eine Rendite von 3,95 % (+12 Basispunkte).

Devisen: Euro fällt weiter

Da die jüngsten Inflationsdaten der USA höher ausfielen und die Konjunktur zugleich robuster blieb als erwartet, preisen die Finanzmärkte wieder höhere Zinsschritte der Fed ein. Dadurch verlor der Euro, ebenso wie andere Währungen, gegenüber dem Dollar. Zum Wochenschluss notierte die Gemeinschaftswährung mit einem Preis von 1,055 Dollar 1,37 % im Minus.

Rohstoffe: Statik beim Ölpreis

Die Referenzsorte Brent stieg in der vergangenen Woche um 2,61 % auf 84,11 Dollar pro Barrel. Der Rückgang geht auf das Konto der bereits erwähnten höheren Zinserwartungen – und damit einer vermutlich stärkeren oder längeren konjunkturellen Abkühlung im Westen. Jedoch haben sich die Handelsflüsse im vergangenen Jahr bedeutend geändert. Vor allem China, aber auch Indien, beziehen größere Mengen Rohöl aus Russland, während Europa seinen Bedarf stärker aus dem Nahen Osten deckt als zuvor. Durch die Sanktionen gegen russische Ölexporte wurde der Handel mit diesen zudem intransparenter. Die Transaktionen, die den Preis von Brent oder auch dem US-Standard WTI bestimmen, sind damit andere als noch vor einem Jahr – und die Preise als Indikatoren damit womöglich weniger aussagekräftig.

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Konjunkturerwartungen hellen sich auf

Im Februar wurden die konjunkturellen Aussichten Deutschlands von Finanzmarktfachleuten und Unternehmen deutlich optimistischer bewertet als zuvor. Die auf einer monatlichen Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) unter Finanzmarktexperten beruhenden ZEW-Konjunkturerwartungen sind gegenüber Januar um 11,2 Punkte auf 28,1 Punkte gestiegen. Sie legten damit bereits den fünften Monat in Folge zu. Neben den Erwartungen haben die Umfrageteilnehmer auch die aktuelle Lage besser beurteilt. Der entsprechende ZEWLage- Indikator kletterte um 13,5 Punkte auf 45,1 Punkte. Er befindet sich damit aber noch immer deutlich im negativen Bereich. Auch unter den vom ifo Institut befragten Unternehmen verbesserten sich die Perspektiven. Der Saldowert der prozentualen Anteile von „günstiger“- und „ungünstiger“-Meldungen zu den Geschäftserwartungen legte von -18,9 Punkten im Januar auf -15,4 Punkte im Februar zu. Hingegen sank der Geschäftslagesaldo im Vormonatsvergleich minimal um 0,4 Punkte auf 14,0 Punkte. Der Geschäftsklimaindex schließlich, als verdichtetes Maß der Lage- und Erwartungssalden, stieg von 90,1 Punkten im Januar auf 91,1 Punkte im Februar. Alles in allem signalisieren die noch negativen Lagebeurteilungen in Verbindung mit der merklichen Aufhellung der Konjunkturerwartungen, dass die deutsche Wirtschaft die milde Rezession vom Winterhalbjahr 2022/23 bald hinter sich lassen wird. Ab dem Frühjahr ist angesichts abnehmender Inflations- und Lieferkettenprobleme mit einer gesamtwirtschaftlichen Belebung zu rechnen.

Januar-Inflationsrate bestätigt, Jahreswert 2022 abwärtsrevidiert

Das Statistische Bundesamt hat inzwischen detaillierte Angaben zur Entwicklung der Verbraucherpreise Deutschlands für den Monat Januar veröffentlicht. Mit den Januarangaben wurden auch Werte für die Vorjahre vorgelegt, die routinemäßig umbasiert und im Zuge dessen mit neuen Gewichtungsanteilen an die aktuellen Verbrauchsgewohnheiten angepasst wurden. Das Basisjahr des Verbraucherpreisindex (VPI) ist von 2015 = 100 auf 2020 = 100 umgestellt worden, wobei zur Neugewichtung größtenteils ein Durchschnitt der Jahre 2019 bis 2021 verwendet wurde, da das außergewöhnliche Pandemiejahr 2020 allein kaum als Basis geeignet ist. Für die Preisentwicklung im Januar wurde das zentrale Ergebnis erster vorläufiger Schätzungen bestätigt: Die Inflationsrate, gemessen an der jährlichen VPI-Verände rung, lag bei 8,7 %. Sie ist damit gegenüber Dezember um 1,0 % gestiegen, wofür nicht zuletzt der Wegfall der einmaligen Übernahme des Gasund Wärmeabschlags durch den Bund verantwortlich war. Die steigernden Effekte dieses Wegfalls fielen offensichtlich stärker aus als die dämpfenden Effekte der zu Jahresbeginn in Kraft getretenen staatlichen Gas-, Wärme- und Strompreisbremsen. Die Inflationsrate für 2022 wurde hingegen merklich abwärtsrevidiert. Nach neuem Rechenstand verteuerten sich die Verbraucherpreise im Jahresdurchschnitt um 6,9 % und damit weniger stark als zuvor ermittelt (+7,9 %). Der größte Teil dieser Revision beruht auf Änderungen im Wägungsschema: Während unter anderem der Bereich Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke ein stärkeres Gewicht erhielt, hat sich insbesondere der Wägungsanteil im Bereich Wohnung, Wasser, Strom, Gas und andere Brennstoffe deutlich vermindert, sodass die teilweise kräftigen Preissteigerungen in diesem Bereich nun weniger auf die Inflationsrate durchschlagen.

Leichte Aufwärtskorrektur der Euroraum-Inflationsrate

Auch Eurostat hat neue detaillierte Angaben zur Entwicklung der Verbraucherpreise im Januar veröffentlicht. Das zentrale Ergebnis der vorläufigen Schätzungen zur Euroraum-Inflationsrate wurde dabei leicht nach oben korrigiert. Nach aktuellem Datenstand übertraf der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) seinen Vorjahresmonatswert nicht um 8,5 %, wie zuvor gemeldet, sondern um 8,6 %. Gleichwohl ist die Inflationsrate damit gegenüber dem Vormonat (9,2 %) erneut zurückgegangen.

BIP im 4. Quartal stärker gesunken

Im Zuge der Energiekrise ist das preis-, kalender und saisonbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands im 4. Quartal stärker gesunken als zunächst vom Statistischen Bundesamt gemeldet. Gemäß jüngsten amtlichen Angaben gab das BIP gegenüber dem Vorquartal, nicht um 0,2 %, sondern um 0,4 % nach. Der Rückgang fiel damit genauso stark aus, wie vom BVR im Rahmen der Dezember- Konjunkturprognose erwartet. Maßgeblich für den Rückgang waren die privaten Konsumausgaben, die im Zuge der hohen Inflation um 1,0 % nachgaben. Darüber hinaus entwickelten sich auch die Ausrüstungs- (-3,6 %) und Bauinvestitionen (-2,9 %) deutlich negativ, wozu die weiterhin enormen Unsicherheiten, die anhaltenden Material- und Personalengpässe, die schwache Weltwirtschaft und die steigenden Zinsen beitrugen.

Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR