Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur

Wocheninfo vom 27.11.2023

  • Abwartende Notenbanken
  • Aktien: Rally dauert an
  • Anleihen: Leicht steigende Renditen
  • Devisen: Eurokurs fester
  • Rohstoffe: Rückläufige Ölpreise
  • BIP-Rückgang bestätigt
  • Geschäftsklima erneut gestiegen
  • Erzeugerpreise um 11,0% gesunken
  • EU-Verbrauchervertrauen festigt sich

Abwartende Notenbanken

Zu den marktbeherrschenden Themen zählte in der zurückliegenden Woche erneut die weitere geldpolitische Entwicklung dies- wie jenseits des Atlantiks. Äußerungen der EZB-Präsidentin Christine Lagarde wurde an den Märkten als weiteres Zeichen dafür interpretiert, dass die Notenbank die Leitzinsen bei den nächsten Sitzungen konstant halten wird. Lagarde sagte im Rahmen einer Veranstaltung des Bundesfinanzministeriums am Dienstag, dass Zinsanhebungen erst mit Verzögerung vollständig auf die Wirtschaft wirken. Man wolle den durch die Geldpolitik angestoßenen Faktoren etwas Zeit geben, um sich zu entfalten.

Auch die US-Notenbank Fed scheint nach den rasanten Zinsanstiegen der Vergangenheit nun abwarten zu wollen. Dies signalisieren die am Dienstag veröffentlichten Protokollen der jüngsten Fed-Sitzung von Anfang November. Demnach waren sich die Notenbanker einig, dass man nunmehr in einer Position sei, behutsam vorzugehen. Sie schlossen eine weitere geldpolitische Straffung aber nicht aus, wenn die Fortschritte zur Erreichung des Inflationsziels von 2 % unzureichend wären. Zuletzt war die US-Inflationsrate von 3,7 % im September auf 3,2 % im Oktober gesunken. An den Märkten gilt nun eine weitere Leitzinsanhebung als wenig wahrscheinlich. Vielfach wird nun mit einer ersten Lockerung im Mai 2024 gerechnet.

Angesichts der anhaltenden Diskussion um die Zinspolitik der großen Notenbanken sind geopolitische Themen in den Hintergrund gerückt. Beim Nahostkonflikt begann am Freitag eine mehrtägige Feuerpause und ein Austausch von Geiseln der Hamas gegen Gefangene Israels. Beunruhigend wirkte aber die Nachricht, dass jemenitischen Kämpfer einen Autofrachter auf einer wichtigen Handelsroute im Roten Meer kaperten. Auch die Probleme um den Bundeshaushalt beeinflussten das Marktgeschehen kaum. Als Konsequenz aus dem Verfassungsgerichtsurteil plant die Bundesregierung für 2023 abermals die Schuldenbremse auszusetzen, begründet mit einer Notlage, die der Deutsche Bundestag an diesem Freitag erklären soll.

Aktien: Rally dauert an

Befördert von der zunehmenden Spekulation auf ein Ende der Leitzinsanhebungen blieben die Aktienkurse im Aufwind. Kurssteigernd wirkten auch positive Konjunkturnachrichten, wie der weitere Anstieg des ifo Geschäftsklimaindexes für die hiesige Wirtschaft. Der Deutsche Aktienleitindex DAX schloss am Freitag, dem 24. November, bei 16.029 Punkte. Er legte damit gegenüber dem Freitag der Vorwoche um 0,7 % zu. Das US-Börsenbarometer Dow-Jones stieg im Wochenvergleich um 1,3 % auf 35.390 Punkte.

Anleihen: Leicht steigende Renditen

Die Aussicht auf ein Ende des Zinserhöhungszyklus und perspektivisch wieder sinkender Leitzinsen führte an den Anleihemärkten zunächst zu sinkenden Renditen. Zum Ende der Woche zogen die Renditen aber wieder an, auch befördert von robusten Konjunkturdaten. Bundesanleihen mit zehnjähriger Restlaufzeit rentierten am Freitag bei 2,64 %, 6 Basispunkte über ihrem Vorwochenendstand. Die Rendite zehnjährige US-Staatsanleihen kletterten zeitgleich um 4 Basispunkte auf 4,48 %.

Devisen: Eurokurs fester

Der Wechselkurs des Euro geriet zum Wochenmittel gegenüber dem US-Dollar etwas unter Druck. Hierzu trug unter anderem der Einkaufsmanagerindex für die Gesamtwirtschaft des Euroraums bei. Der Index stieg im November zwar leicht um 0,6 Punkte auf 457,1 Zähler; er liegt damit aber weiter unter der 50-Punkte-Marke, die Wachstum signalisiert. Zum Ende der Woche notierte der Euro aber wieder fester und schloss am Freitag bei 1,09 US-Dollar, 0,3 % über seinem Vorwochenultimo.

Rohstoffe: Rückläufige Ölpreise

Die Ölpreise gaben auf Wochensicht etwas nach. Ein Grund hierfür war, dass Vertreter der OPEC+-Staaten ein für das vergangene Wochenende geplantes Treffen auf Ende November verschoben haben. Medienberichten zufolge soll es Unstimmigkeiten über die Produktionspolitik geben. Der Preis für Rohöl der Nordseesorte Brent verminderte sich im Wochenvergleich um 1,7 % auf 79,82 US-Dollar je Barrel.

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BIP-Rückgang bestätigt

Das Statistische Bundesamt hat inzwischen detaillierte Angaben zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands für das 3. Quartal vorgelegt. Das zentrale Ergebnis seiner Ende Oktober veröffentlichten vorläufigen Angaben wurde dabei bestätigt. So ist das preis-, kalender- und saisonbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal um 0,1 % gesunken. Damit setzt sich die bereits seit Ende 2022 andauernde Schwächephase der deutschen Wirtschaft fort, die in den Vorquartalen zu einer im Wesentlichen stagnierendem BIP-Entwicklung führte. Zum Rückgang der Wirtschaftsleistung im 3. Quartal trugen die Konsumausgaben der privaten Haushalte bei, die im Zuge der nur langsam schwindenden Inflation um 0,3 % nachgaben. Die Investitionskonjunktur zeigte sich gespalten. Während in Ausrüstungen und Bauten (+1,1 und +0,4 %) mehr investiert wurde, gaben die Lagerinvestitionen merklich nach und verminderte die BIP-Rate um 0,4 Prozentpunkte. Auch der Außenbeitrag dämpfte die gesamtwirtschaftliche Entwicklung um 0,4 Prozentpunkte, da die Importe deutlich stärker sanken als die Exporte (-0,8 % gegenüber -1,3 %).

Geschäftsklima erneut gestiegen

In der deutschen Wirtschaft hat sich die Stimmung weiter aufgehellt. Der ifo Geschäftsklimaindex ist im November gegenüber dem Vormonat um 0,4 auf 87,3 Punkte gestiegen, nachdem er bereits im September und Oktober zugelegt hatte. Das Geschäftsklima hat sich damit weiter von der deutlichen Eintrübung während der Sommermonate erholt. Grund hierfür war sowohl die aktuelle Lage als auch die Perspektiven für die nächsten sechs Monate. So haben die befragten Unternehmen ihre Geschäftslage per Saldo etwas häufiger mit „gut“ bewertet als zuvor. Zudem blickten sie der künftigen Entwicklung weniger skeptisch entgegen. Alles in allem signalisieren die jüngsten Umfrageergebnisse, dass die Wachstumsschwäche in Deutschland allmählich überwunden wird.

Erzeugerpreise um 11,0% gesunken

In Deutschland hält der Preisrückgang auf der Erzeugerstufe an. Der Erzeugerpreisindex gewerblicher Güter lag im Oktober um 11,0 % unter seinem entsprechenden Vorjahresmonatswert. Im September waren die Erzeugerpreise allerdings noch stärker gesunken, um 14,7 %. Die Entwicklung wird weiterhin spürbar durch den Basiseffekt sehr hoher Vorjahrespreise geprägte. Im August und September 2022 waren die Erzeugerpreise infolge des Kriegs in der Ukraine um jeweils 45,8 % gestiegen und damit so stark wie noch nie seit Beginn der Erhebung. Im Vormonatsvergleich blieben die Preise im Oktober nahezu unverändert (-0,1 %). Insgesamt lässt der Verlauf der Erzeugerpreise ein weiteres Abschwächen des hohen Preisdrucks auf der Verbraucherstufe erwarten. Die Verbraucherpreise waren im Oktober um 3,8 % gestiegen, nachdem sie sich im September um 4,5 % verteuert hatten.

EU-Verbrauchervertrauen festigt sich

Angesichts des allmählich nachlassenden Inflationsdrucks hat sich die Stimmung unter den Verbrauchern des Euroraums weiter stabilisiert. Nach vorläufigen Angaben der EU-Kommission stieg der Indikator des Verbrauchervertrauens im November gegenüber dem Vormonat um 1,0 Punkte auf -16,9 Punkte, nachdem er im Oktober im Wesentlichen stagniert hatte. Die zur Jahresmitte 2023 eingetretene Abwärts-bewegung des Indikators scheint damit ausgelaufen zu sein. Dies stimmt optimistisch, dass von den Konsumausgaben der Privathaushalte bald wieder merkliche Wachstumsimpulse ausgehen werden. Im 1. und 2. Quartal 2023 hatte der Privatkonsum im Euroraum noch stagniert. Erste amtliche Angaben zur Entwicklung der Konsumausgaben im 3. Quartal wird Eurostat voraussichtlich am 7. Dezember veröffentlichen.

Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR