Aktuelles zu Finanzmärkten und Konjunktur
Wocheninfo vom 31.03.2025
- Neue Zölle beeinflussen Zinsdiskussion
- Kreditwachstum im Euroraum bleibt schwach
- Aktien: Märkte mit Stimmungsschwankungen
- Anleihen:Volatile Seitwärtsbewegung
- Devisen: Euro wertet leicht auf
- Rohstoffe: Öl und Gold notieren höher
- Geschäftsklima hellt sich auf
- Konsumklima ebenfalls verbessert
- Rückläufiges Euroraum-Wirtschaftsklima
- Kraftlose Frühjahrsbelebung am Arbeitsmarkt
Neue Zölle beeinflussen Zinsdiskussion
Die US-Regierung sorgt mit der Ankündigung von Strafzöllen in Höhe von 25 % auf nicht im eigenen Land produzierte Autos und Autoteile für Verunsicherung an den Märkten. Dies scheint unter anderem auch zu intensiveren Diskussionen im EZB-Rat zu führen. In der ersten Wochenhälfte waren noch eher Aussagen zu hören, die auf eine weitere Zinssenkung bei der nächsten Ratssitzung im April hindeuteten. EZB-Direktoriumsmitglied Cipollone äußerte, dass sich die Argumente für eine Zinssenkung verdichtet hätten, da beispielsweise sinkende Energiepreise zu einer früheren Erreichung des Inflationsziels beitragen würden. Nach den jüngsten Zollankündigungen folgten jedoch zurückhaltendere Äußerungen. So erklärte der belgische Notenbankchef, dass die Berücksichtigung der Zölle die nächste Zinsentscheidung erschweren werde. Auch EZB-Vizepräsident de Guindos mahnte angesichts der unklaren Auswirkungen zu mehr Vorsicht, sieht aber eher Wachstumsals Inflationsrisiken durch die Zölle. Die Märkte preisen eine weitere Zinssenkung im April mit einer Wahrscheinlichkeit von zuletzt über 80 % ein, aber die Unsicherheit und die Volatilität haben deutlich zugenommen.
Kreditwachstum im Euroraum bleibt schwach
Die neu veröffentlichten Daten zur Kredit- und Geldmengenentwicklung im Euroraum für den Monat Februar zeigen einen weiteren Anstieg der Wachstumsraten. Die Kreditvergabe an Unternehmen verzeichnete mit 2,2 % die höchste Jahreswachstumsrate seit Juli 2023. Das Wachstum der Kredite an private Haushalte stieg im Februar auf 1,5 %. Diese höheren Zuwächse spiegeln den geringeren Restriktionsgrad der Geldpolitik wider. Gleichzeitig liegen die Werte in beiden Fällen aber immer noch deutlich unter den durchschnittlichen Wachstumsraten vor Ausbruch der Covid-19- Pandemie. Auch die eng gefasste Geldmenge M1, die häufig als Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung herangezogen wird, wuchs mit 3,5 % deutlich stärker. Im Vormonat betrug das Wachstum noch 2,7 %.
Aktien: Märkte mit Stimmungsschwankungen
Es sah nach einer positiven Handelswoche an den US-Börsen aus, als die Indizes deutlich stärker in die Woche starteten. Kurzzeitig machte sich Optimismus breit, dass der Handelsstreit nicht weiter eskalieren würde. Ähnlicher Optimismus machte sich am Dienstag auch an den europäischen Märkten breit und sorgte zusammen mit besseren Konjunkturindikatoren für steigende Kurse. Am Mittwoch folgte dann die Ankündigung der neuen Zölle auf Autos und Autoteile und die Kurse gaben überwiegend nach. Solange das politische Geschehen die Märkte dominiert, dürften die häufigen Stimmungsschwankungen anhalten. Der DAX geht mit einem Minus von 1,9% bei 22.462 Punkten ins Wochenende. Die US-Märkte schließen rund 1 bis 2 % tiefer.
Anleihen: Volatile Seitwärtsbewegung
Auch die Anleihenmärkte werden vom politischen Geschehen dominiert. Schwankende Zinserwartungen sorgten für ein Auf und Ab. In den USA überwiegen die durch den Protektionismus gestiegenen Inflationsrisiken. Die Märkte sehen wenig Anlass für Zinssenkungen entsprechend notiert die zehnjährige Anleihe höher bei 4,26 %. Die zehnjährige Bundes-anleihe notiert etwas tiefer bei 2,73 %.
Devisen: Euro wertet leicht auf
Beim Euro-US-Dollar-Wechselkurs kam es zunächst zu einer leichten Korrektur der zuletzt starken Aufwertung des Euro. In der zweiten Wochenhälfte konnte der Euro wieder zulegen, die Märkte erwarten eine harte Antwort der EU auf die Zölle. Zum Wochenschluss notierte der Euro etwas stärker bei 1,0823 US-Dollar.
Rohstoffe: Öl und Gold notieren höher
Die Ölpreise sind in dieser Woche überwiegend gestiegen. Dazu trugen ein überraschender Rückgang der US-Rohöllagerbestände sowie Sorgen um die weltweite Versorgungslage bei. Rohöl der Sorte Brent kostete zum Wochenschluss 74,06 US-Dollar.
Der Goldpreis profitiert weiter und schließt bei 3.084 US-Dollar auf Allzeithoch. Auch in Euro gerechnet erreicht Gold neue Höchststände.
Geschäftsklima hellt sich auf
Im März hat sich die Stimmung in den Unternehmen der deutschen Wirtschaft verbessert. Der ifo Geschäftsklimaindex ist gegenüber dem Vormonat um 1,4 Punkte auf 86,7 Punkte gestiegen, nachdem er im Februar nahezu stagniert hatte.
Verantwortlich für den Anstieg waren in erster Linie die Geschäftserwartungen. Die Aussichten wurden von den befragten Unternehmen, angesichts der geplanten Staatsausgaben-erhöhungen und der möglichen weiteren Leitzinssenkungen, weniger pessimistisch bewertet als zuvor. Neben den Erwartungen hellten sich aber auch die Lagebeurteilungen auf. Der Saldo der Prozentanteile von „gut“- und „schlecht“-Meldungen zur Geschäftslage befindet sich mit -4,7 Punkten aber weiterhin im negativen Bereich.
Die Aufhellung des Geschäftsklimas war innerhalb der Wirtschaft breit angelegt. Innerhalb des Dienstleistungssektors keimte insbesondere bei Architektur- und Ingenieurbüros wieder vermehrt Hoffnung auf.
Konsumklima ebenfalls verbessert
Nicht nur in den Unternehmen, auch unter den Verbrauchern in Deutschland hat sich die wirtschaftliche Stimmung zuletzt aufgehellt, befördert nicht zuletzt durch die Aussicht auf das von CDU/CSU und SPD geplante große Fiskalpaket. Nach Angaben der Marktforschungsinstitute GfK und NIM haben sich die Konjunktur- und Einkommenserwartungen der befragten Verbraucher im März verbessert, ebenso wie ihre Anschaffungsneigung. Da allerdings auch die Sparneigung zunahm stieg das Konsumklima nur geringfügig um 0,1 auf im langjährigen Vergleich noch immer niedrige -24,5 Punkte.
Insgesamt verdichten sich mit den jüngsten Daten zum Geschäfts- und Konsumklima die Zeichen, dass die Konjunktur langsam anzieht. Die hartnäckige Wirtschaftsflaute könnte ab dem Sommer überwunden werden und einer Belebung weichen.
Rückläufiges Euroraum-Wirtschaftsklima
Im Gegensatz zur Entwicklung in Deutschland hat sich die wirtschaftliche Stimmung im Euroraum als Ganzes im März etwas verschlechtert. Der Wirtschaftsklimaindex der EU-Kommission sank gegenüber dem Vormonat um 1,1 Punkte auf 95,2 Punkte. Der Indikator setzt damit seine seit Ende 2023 feststellbare Seitwärtsbewegung fort.
Maßgeblich für den leichten Rückgang des Gesamtindexes war die Stimmungseintrübung im Dienstleistungsbereich (ohne Handel), im Einzelhandel und unter den Verbrauchern. Hierzu dürfte die in den vergangenen Monaten wieder leicht gestiegene Verbraucherpreisdynamik beigetragen haben.
Im Baugewerbe und im Verarbeitenden Gewerbe blieb das Wirtschaftsklima im Wesentlichen unverändert, trotz der anhaltenden Unsicherheiten über die Folgen der US-Handelspolitik.
Kraftlose Frühjahrsbelebung am Arbeitsmarkt
Im März hat die Frühjahrsbelebung am deutschen Arbeitsmarkt eingesetzt. Wegen der andauernden Wirtschaftsflaute fiel die Belebung aber schwächer aus als üblich. So ist die Arbeitslosenzahl gegenüber Februar zwar um 22.000 auf 2,967 Mio. Menschen gesunken. Saisonbereinigt stieg sie jedoch um 26.000 an. Im Zuge dessen legte auch die saisonbereinigte Arbeitslosenquote leicht zu, von 6,2 % im Februar auf 6,3 % im März.
Angesichts der anhaltenden gesamtwirtschaftlichen Flaute hat sich die saisonbereinigte Erwerbstätigenzahl weiter von ihrem im Mai 2024 mit 46,12 Mio. Personen erreichten Rekordstand entfernt. Sie sank im Februar geringfügig um 12.000 auf 46,04 Mio. Menschen.
In naher Zukunft ist mit einem weiteren Rück-gang der Erwerbstätigenzahl zu rechnen. Hierauf lässt auch das ifo Beschäftigungsbarometer schließen, das im März um 0,3 Punkte auf einen niedrigen Stand von 9,7 Punkte gesunken ist.
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken – BVR