Klimawandel in Brandenburg: Wenn aus Anpassung eine Chance wird

09.09.2021 - Lesezeit: 8 Minuten

Traktor fährt unter Sonneneinstrahlung auf einem Feld
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Der Klimawandel macht auch vor Berlin und Brandenburg nicht Halt. Auch hier erhöht sich die Durchschnittstemperatur, der Regen wird stärker, die Tropennächte länger. Eine Herausforderung, die erhebliche Auswirkungen auf die Landwirtschaft rund um die Hauptstadt haben wird. Heiko Franzke, Marktgebietsleiter für Firmenkunden in Brandenburg, hat mit Landwirtinnen und Landwirten in Brandenburg gesprochen und erfahren, wie man aus den Veränderungen echte Chancen werden lässt.

Landwirtschaft in Brandenburg: Ein Überblick

Status Quo: Wie tickt das Klima in Brandenburg?

Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) und Brandenburgischem Landesamt für Umwelt (LfU) wird sich die Durchschnittstemperatur in Berlin und Brandenburg bis zum Jahr 2050 um ca. 1,6 Grad erwärmen. Dazu kommen Extremniederschläge, die man in Teilen Deutschlands bereits in diesem Sommer sehen konnte. Der Klimawandel kommt in Brandenburg nicht plötzlich. In 2017 fegte der Herbststurm "Xavier" mit 137 Kilometern pro Stunde über das Land und verursachte enorme Schäden. Bereits im Jahr 2016 wurden außerdem 2,5 Milliarden Euro Sachschaden verzeichnet – allein durch direkte Klimafolgen, wie zum Beispiel:

  • Höhere Temperaturen
  • Längere, heißere Hitzeperioden im Sommer
  • Lange Dürreperioden im Sommer
  • Niederschlagsphasen auch außerhalb des Sommers
  • Weniger Frost- und Eistage
  • Stärkere Winterstürme

Was das für die Landwirtschaft in Brandenburg bedeutet? Es muss gehandelt werden. Aber wie gehen Brandenburgs Landwirtinnen und Landwirte mit diesen Herausforderungen um?

Klimaanpassung in Brandenburg – Zwei Betriebe machen es vor

Bewässerung eines Ackers
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"In den letzten beiden Jahren setzen wir zunehmend auf die Bewässerung. Hierzu haben wir in neue Beregnungsanlagen investiert. Damit können wir hochwertiges und vor allem ausreichend Futter für unsere Milchkühe produzieren", erklärt Antonius van Leeuwen vom Milchhof Groß Neuendorf. Van Leeuwen, der aus den Niederlanden stammt, hat den Hof im Jahr 2000 übernommen. Damals wurde in Bad Freienwalde eine Fläche von 1.600 ha bewirtschaftet und 250 Kühe gehalten; mittlerweile sind es 2.500 Kühe.  

Die Produktion von hochwertigen Lebensmitteln wird in der Zukunft immer schwieriger und am Markt können nur noch ökonomische Betriebe überleben. Für uns bietet sich so die Chance besserer Absatzmöglichkeiten, aber eben nur, weil wir Chancen nutzen und uns auch nicht vor Investitionen scheuen. Nur so kann der Klimawandel zur Chance werden.

Antonius van Leeuwen

Klimaanpassung ist in Brandenburg ein großes Thema, das auch von der Politik immer wieder neu definiert und vor allem gefördert wird. Bereits 2008 hat der Bund einen Rahmen für entsprechende Aktivitäten unterschiedlicher gesellschaftlicher Akteure geschaffen.

Familie Jung
Familie Jung

"Das Wetter bleibt für uns der größte Einflussfaktor", erklärt Mathias Jung. Der Agrarökonom leitet einen Landwirtschaftsbetrieb in langjähriger Familientradition und ist dabei auf den Ackerbau, die Vermarktung von Marktfrüchten, die ökologische Mutterkuhhaltung, die selbstständige Forstbewirtschaftung sowie auf die Pferdezucht und Vermarktung spezialisiert. Auch die Erzeugung von Solarenergie gehört zu seinem Schwerpunkt.

Familie Jung arbeitet bereits an Anpassungen und stellt sich den klimatischen Veränderungen mit neuer Anbauplanung. "Unser Ackerbau findet jetzt differenzierter statt und mit breiter Fruchtfolge", so Jung. Es werden vor allem die Aussaat und die Bodenbearbeitung stets an das Wetter angepasst und effizienter gestaltet. Für Matthias Jung ist klar, dass es in den folgenden Jahren zu größeren und extremeren Klimabedingungen kommen wird. "Die Extreme scheinen sich zu häufen, aber die Landwirtschaft musste sich schon immer anpassen", so Jung.

Mit Effizienz gegen den Klimawandel

Bereits 2008 hat das Land Brandenburg einen "Maßnahmenkatalog zum Klimaschutz und zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels" herausgebracht. So wurden Klimaziele im Bereich der Energiewirtschaft, Energieeffizienz sowie in der Wasserwirtschaft und weiteren Bereichen formuliert. "Doch Investitionen in energieeffiziente Technik stellt für die meisten Landwirtschaftsbetriebe eine Hürde dar", erklärt van Leeuwen und plädiert für gezielte Förderprogramme und Berater:innen vom Land Brandenburg, die Landwirtschaftsbetrieben die Möglichkeit geben, sich frühzeitig zu informieren.

Klimaanpassung bedeutet auch in Brandenburg nicht nur, dass Aussaaten anders geplant und neue Früchte angebaut werden. Auch kostenintensivere Maßnahmen wie Investitionen in effizientere Maschinen stehen zur Verfügung, um die Betriebe langfristig auf das vorzubereiten, was in den nächsten 50 Jahren kommen wird. "Unterm Strich sind Energieeffizienz und Kostendeckung für jede Landwirtin und jeden Landwirt möglich", so van Leeuwen.

Van Leeuwen hat in den letzten Jahren schon in die Zukunft investiert. Durch effizientere, datenbasierte und wassersparende Bewässerungsverfahren konnte er seinen Betrieb nachhaltig entwickeln. Gleichzeitig hat er bereits 2010 zwei Biogasanlagen gebaut, 2018 an drei Standorten Fotovoltaikanlagen installiert und 2020 in eine 1,8 Mega Watt Solaranlage für den Eigenverbrauch investiert.

Der Klimawandel ist in Brandenburg schon vor Jahren angekommen. Das bedeutet jedoch nicht, dass sich Konzepte und Maßnahmen komplett ändern müssen – sie müssen aber angepasst werden, um weiterhin nachhaltig und effizient zu funktionieren.

Wir sind für Sie da

Unsere Agrar-Spezialist:innen sind auch bei Fragen zu Investitionen und Fördermöglichkeiten für Sie da – gern vor Ort in Ihrem landwirtschaftlichen Betrieb.

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