Wie die Bank russische Sanktions-Trickser erkennt
22.03.2022 - Lesezeit: 3 Minuten

Russland kommt wegen der verhängten Sanktionen nicht an seine Devisen im Ausland, zumindest nicht auf legale Weise. Nun schließen deutsche Banken die illegalen Schlupflöcher, indem sie alle Privat- und Geschäftskund:innen mit russischem Pass und russischen Verbindungen überprüfen. Das Ziel: Geldwäsche verhindern, die Putins Kriegskasse füllt.
„Was passiert mit dem Geld, wofür wird es eingesetzt? Auf diese Fragen hin überprüfen wir derzeit alle Finanztransaktionen, bei denen russische Staatsbürger involviert sind“, sagt Sascha Schoenheit, Leiter des AuslandsCenters der Berliner Volksbank. Diese Kontrollen betreffen Kund:innen, die in Russland leben – Privatpersonen ebenso wie deutsche Unternehmen mit russischen Verfügungsberechtigten und Gesellschafter:innen. So will die Berliner Volksbank sicherstellen, nicht unwissentlich gegen die EU-Sanktionen zu verstoßen.
„Know Your Client“, abgekürzt KYC, nennt sich die gesetzliche Vorgabe für Banken, ihre Kund:innen zu durchleuchten, bevor sie Geschäftsbeziehungen aufnehmen. Wird diese Aufgabe vernachlässigt, drohen hohe Strafen. KYC soll ebenso wie das Transparenzregister, das es seit 2017 gibt, Geldwäsche und andere kriminelle Transaktionen erschweren.

Sascha Schoenheit leitet bei der Berliner Volksbank seit 2018 das BeratungsCenter für Firmenkunden und bereits seit 2016 das AuslandsCenter - die Anlaufstelle für internationale Firmenkunden. Er befasst sich täglich mit Exportfinanzierungen und dem Auslandszahlungsverkehr.
Bei Verdacht auf Geldwäsche: Anzeige
Die Vorgaben jetzt auf russische Kund:innen anzuwenden, ist allerdings schwierig, wenn eigentlich sanktionierte Unternehmen und Personen sich tarnen. Oft würden Strohmänner und -frauen bei größeren Finanztransaktionen vorgeschoben, sagt Experte Sascha Schoenheit, der das Muster aus dem Bereich der Organisierten Kriminalität kennt: „Da wird entweder jemand Unbescholtenes vorgeschickt, auf den im Hintergrund reichlich Druck ausgeübt wird, oder ein bislang Unauffälliger hinten rum beteiligt.“
Doch vom ausgeübten Druck weiß die Bank nichts. „Das von außen zu durchblicken ist nicht leicht“, gibt Schoenheit zu. Deshalb hinterfragt die Berliner Volksbank derzeit alle ihre Privat- und Geschäftskund:innen mit russischen Verbindungen und stellt im Zweifelsfall eine entsprechende Anzeige, etwa wegen vermuteter Geldwäsche oder Sanktionsbetrug, „sobald uns irgendetwas auffällt“.
Drei Szenarien für Sanktions-Trickser
Der Leiter des AuslandsCenters der Berliner Volksbank nennt drei Szenarien, wie sogenannte Finanzagenten die EU-Sanktionen gegen Russland auszutricksen versuchen:
Szenario 1: Eine deutsche GmbH hat zwar einen deutschen Gesellschafter, Geschäftsführer allerdings ist ein russischer Staatsbürger, der in seiner Heimat wohnt. Diese Konstellation kann komplett harmlos sein. Sollte allerdings der Geschäftsführer den Gesellschafter unter Druck setzen – wird es schwieriger.
Szenario 2: Bestimmte russische Bürger (etwa Oligarchen oder auch Duma-Abgeordnete) stehen auf den Sanktionslisten. Sie können unbescholtene Bürger vorschicken, die in ihrem Auftrag Finanztransaktionen abwickeln. Schoenheit: „Wir können dies nur sehr schwer nachverfolgen, was mit diesem Geld in Moskau gemacht wird“, sagt Schoenheit. „Hier müssen wir ganz wach im Rahmen der Mittelherkunft sein.“
Szenario 3: Deutsche Kontoinhaber benennen (russische) Bevollmächtigte für ihr Konto. Hierbei müssen Banken genau prüfen, ob die Kontoinhaber unter Druck gesetzt werden, um bestimmte Finanztransaktionen auszuführen.
Augen auf bei Finanztransaktionen
Was die Banken aktuell tun: feststellen, ob ihnen bei den Finanztransaktionen selbst etwas merkwürdig vorkommt. Eine Sisyphos-Aufgabe, die die Mitarbeiter:innen der Berliner Volksbank derzeit mit Elan angehen: Ihre Ergebnisse können helfen, einen kleinen Beitrag zu leisten, den Krieg gegen die Ukraine schneller zu beenden. Das motiviert.