Sterben auf Probe – ein Gedankenspiel

29.02.2024 - Lesezeit: 5 Minuten

Sterben auf Probe - ein Gedankenspiel
© Adobe Stock

Warum sollten sich Unternehmerinnen und Unternehmer um Probleme kümmern, die erst in Jahrzehnten auftauchen? Gegenfrage: Was wäre, wenn sie morgen vor den Bus laufen? Dann sollte zumindest das Unternehmen problemlos weiterlaufen – und genau darum sollten sich Unternehmer*innen schon heute kümmern.

Der Geschäftsalltag fordert Unternehmerinnen und Unternehmern vieles ab. Die Tage sind lang und stressig, randvoll gefüllt mit unbequemen Entscheidungen und unerwarteten Entwicklungen. Wer mag sich da abends oder sonntags noch hinsetzen und über Nachfolge, Vermögensfragen oder Gesellschaftsverträge nachdenken? Eben. Wird schon nichts passieren …

Aber wenn doch? „Sterben auf Probe“ heißt dieses Gedankenspiel bei der Berliner Volksbank. Was würde im Fall der Fälle passieren? Aus vielen Gesprächen kennt Timur Borchert, Leiter von Private Banking Corporates, die Standardantwort: „Alles geregelt, ich habe ein Testament gemacht.“ Der Tonfall dieser Antwort vermittelt häufig abwehrend: „Unangenehmes Thema, lass mich damit in Ruhe.“ Häufig allerdings ist doch nicht „alles geregelt“. Bei drei von vier Gesprächspartnern, so Borcherts Erfahrungswert, knirscht es sowohl bei Nachfolge- als auch bei Vermögensfragen.

Die kritischen Vermögens- und Nachfolge-Fragen

Die Prämisse von „Sterben auf Probe“: Was du heute nicht gemacht hast, wirst du morgen nicht mehr erledigen können – ist also tatsächlich alles geregelt? Mit diesem Gedankenspiel wird Abstraktes plötzlich sehr konkret. Zum Beispiel, wenn es um die Nachfolge geht. Soll der Ehepartner übernehmen, will sie (oder er) überhaupt? Oder ist eines der Kinder für den Chefsessel vorgesehen? Auch hier die Frage: Will und kann das Kind überhaupt? „Wenn das Kind noch minderjährig ist, sitzt plötzlich das Vormundschaftsgericht mit am Tisch. Das will niemand“, sagt Private-Banking-Experte Timur Borchert. Selbst bei erwachsenen Töchtern und Söhnen ist zu hinterfragen, ob sie kaufmännisch wie menschlich eine solche Aufgabe stemmen können. „Die Unternehmerinnen und Unternehmer übergeben immerhin ihr Lebenswerk – und das soll in möglichst fähige Hände gegeben werden“, sagt Borchert.

Ein weiteres Minenfeld sind Vermögensfragen, denn betriebliches und privates Vermögen lassen sich oft nur schwer sauber voneinander trennen. Dazu kommen Liquiditätsanforderungen, mit denen sich Erben herumschlagen müssen. Borchert nennt ein Beispiel: Unter bestimmten Umständen kann es im Erbfall zu einer Neubewertung der durch die Firma genutzten Immobilien kommen. Haben die Immobilien an Wert gewonnen und werden damit stille Reserven gehoben, müssen darauf Steuern gezahlt werden. Ist genügend Liquidität da? Falls nicht: Gibt die Bank überhaupt Kredit an eine*n unerfahrene*n Unternehmer*in?

Borchert erinnert sich an einen Fall, bei dem der Sohn die Immobilie erbte und die Tochter die Firma. Die Tochter musste dafür einen Kredit aufnehmen und bald darauf den Betrieb trotzdem schließen. Vom Erbe, aber auch dem Lebenswerk des Erblassers blieb anschließend wenig übrig. Was fair gedacht war, sorgte für Erbitterung.

Heute schon an morgen denken!

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Was war noch mal mit dem Testament?

Als Gedankenspiel hilft „Sterben auf Probe“ sich zu vergegenwärtigen, dass man manche Aufgaben besser nicht aufschieben sollte. Viele Vermögens- und Nachfolgefragen lassen sich nicht von heute auf morgen lösen. „Das ist ein längerer Prozess, der sich über Monate – manchmal sogar über Jahre – hinzieht“, sagt Timur Borchert. Die Expertinnen und Experten von Private Banking Corporates und des Nachfolge-Teams der Berliner Volksbank begleiten diesen Prozess als feste Ansprechpartner. Sie helfen dabei, den Vermögensübergang zu managen und dafür die passenden Vertragsstrukturen zu schaffen. Und wo nötig, greifen sie auf ihr Netzwerk aus Steuerberatern, Notaren und Wirtschaftsprüfern zurück.

Besonders gern gehen die Expert*innen der Berliner Volksbank übrigens auf das abwehrende „Alles geregelt, ich habe ein Testament gemacht“ ein. Meist handelt es sich nämlich um ein Berliner Testament, und das ist für Unternehmerinnen und Unternehmer selten die beste Wahl. „Damit werden sechsstellige Summen als Freibeträge verschenkt“, erzählt Timur Borchert. Sobald diese Botschaft ankommt, macht „Sterben auf Probe“ das Leben sehr viel erfreulicher.

Timur Borchert
Timur Borchert

Timur Borchert leitet die Abteilung Private Banking Corporates seit 2021. Zuvor war er im Private Banking der Berliner Volksbank als Senior-Relationship Manager tätig. Er ist bereits seit 2001 bei der Berliner Volksbank.

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