Mitarbeiter, Wissen und Teams verbinden – immer wieder neu

17.06.2021 - Lesezeit: 5 Minuten

© Tandemploy

Wer heute von der Zukunft der Arbeit spricht, der lebt meist noch in der Vergangenheit. Denn das, was in der Regel unter Zukunft der Arbeit verstanden und das, was allgemein mit „New Work“ beschrieben wird – das funktioniert doch längst. So viel wissen Anna Kaiser und Jana Tepe, Gründerinnen des erfolgreichen Tech-Unternehmens Tandemploy, sicher. Ganz sicher sogar seit der Covid-19-Pandemie.

Flexibilität trifft es am besten. Flexibilität bei der Arbeitszeit. Flexibilität beim Arbeitsort. Flexibilität in Denkmustern, Gewohnheiten, Strukturen. „Mir hat eine Gesprächspartnerin kürzlich gesagt: ‚New Work‘ ist ganz viel Mensch“, sagt Anna Kaiser. Am Ende geht es einfach darum, dass wir alles, was wir über gute, produktive und gesunde Arbeit wissen, endlich mal umsetzen“, sagt Anna Kaiser. Gemeinsam mit ihrer Mitgeschäftsführerin Jana Tepe hat sie Tandemploy gegründet. Zu Beginn war das Unternehmen der beiden Frauen eine Jobsharing-Plattform – Jobsharing ist ein Arbeitszeitmodell, bei dem sich zwei oder mehr Arbeitnehmer mindestens eine Vollzeitstelle teilen.

Heute ist aus der Plattform eine Software entstanden, die Jobsharing weiterhin erleichtert -  allerdings: innerhalb von Unternehmen. Und Tandemploy macht noch vieles mehr möglich: „Wir haben eine Matchingplattform entwickelt für Projektteams, für Mentoring-Tandems, für Kurzeinsätze in anderen Abteilungen oder einfach nur für Lunch-Dates. Mittlerweile haben wir um die zehn Themen und davon ist Jobsharing nur noch eines“, erklärt Jana Tepe. Dasselbe Prinzip wie bei der Online-Partnersuche – die Software der Frauen vernetzt in einem Unternehmen gezielt Menschen und deren Wissen. Vom kleinen Mittelstand bis zum DAX-Konzern.

Tandemploy ermöglicht flexible Arbeitsformen, neue Projektteams und Jobsharing

Das funktioniert so: Die Software fragt in einem ersten Schritt nach den bereits vorhandenen Kompetenzen und nach beruflichen Wünschen und Interessen. Es geht also nicht nur darum, was man kann, sondern auch darum, was man können möchte. „Wir machen im Prinzip nichts anderes als: Zuhören. Wir wollen rauskitzeln, wo die Potenziale der Leute in den Unternehmen liegen“, sagt Anna Kaiser. Je größer ein Unternehmen, desto weniger weiß man schließlich über die Stärken und Talente im Kollegium. Projekt-Teams formieren sich auf diesem Weg nicht mit den üblichen Verdächtigen. Sondern mit denen, die wirklich am besten geeignet sind. Talent-Marketplace nennt man sowas.

Mit diesem Talent-Marketplace können Unternehmen ihr Wissen und ihre Mitarbeiter so zusammensetzen, wie sie es für ihre aktuellen Projekte brauchen. Mentoren geben Wissen an neue Teams weiter. Das beugt Silodenken vor. Und auch wenn das eigene Unternehmen zu klein ist für die Software – 500 Beschäftigte sollten es schon sein – so arbeiten Anna Kaiser, Jana Tepe und ihre 22-köpfiges Team in höchstem Maße flexibel (natürlich). „Wir sind auf der ganzen Welt verstreut. Teilweise arbeiten unsere Mitarbeitenden in Jobsharing-Tandems. Jeder Kollege, jede Kollegin kann die wöchentliche Stundenzahl selbst auswählen“, erzählt Jana Tepe und Anna Kaiser ergänzt: „Uns haben die letzten Monate die Augen geöffnet: Noch flexibler geht immer! Wir dachten vor der Pandemie schon an der Spitze von dem zu stehen, was ‚New Work‘ ausmacht. Aber nein – wir stellen gerade fest: Man muss alles immer wieder auf Neue hinterfragen. Wichtig ist: Jede und jeder entscheidet für sich. Diese Flexibilität brauchen wir. Am Ende geht es ganz viel um Vertrauen.“

Unternehmen können Silodenken überwinden

Foto Anna Kaiser
Anna Kaiser

Anna Kaiser setzt sich auch auf politischer und gewerkschaftlicher Ebene für eine vernetzte, innovative und zukunftsgewandte Arbeitswelt ein. Sie sitzt im Ethikbeirat HR-Tech und im Beirat „Junge Digitale Wirtschaft", der die Bundesregierung zu aktuellen Fragen der digitalen Transformation berät. Seit wenigen Monaten ist sie außerdem Vizepräsidentin des Bundesverbandes Digitale Wirtschaft. Grundsätzlich ist die Unternehmerin der Meinung, dass es Aufgabe der Wirtschaft ist, visionär vorauszugehen. „Wir wissen seit vielen Dekaden, wie Politik funktioniert und dürfen nicht warten, bis alles geregelt ist.“ Erst wenn es der Wirtschaft nicht mehr gelänge Rahmenbedingungen zu schaffen, müsse sich die Politik einmischen.

Software setzt Mitarbeiter und deren Wissen für neue Teams, Projekte und Projektteams zusammen

Foto Jana Tepe
Jana Tepe

Jana Tepe ergänzt: „Auch als junges Startup mit wenig Geld haben wir uns nie Gedanken darüber gemacht, ob bei zwei Teilzeit-Mitarbeitenden mehr Sozialabgaben fällig werden als bei einer Vollzeit-Stelle.“ Die beiden Unternehmerinnen haben festgestellt: Die Leute sind motivierter, bleiben gesünder, arbeiten produktiver. Es zahlt sich einfach aus. „Damit die Unternehmen im Controlling gar nicht erst anfangen zu rechnen, haben wir uns in diversen Gremien und Think Tanks trotzdem dafür stark gemacht, dass es finanziell egal sein muss, wie viele sich eine Stelle teilen.“ Überhaupt plädieren beide dafür, dass es mehr menschelt. „Wir müssen unsere Möglichkeiten ausschöpfen, damit es für uns Menschen auf dieser Welt insgesamt einfach besser, schöner oder gerechter wird. Davon profitieren am Ende auch die Unternehmen.“

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