Wie die Agentur SHITSHOW Unternehmen beim Thema mentale Gesundheit berät
29.09.2022 - Lesezeit: 3 Minuten
Bei immer mehr jungen Menschen in Deutschland werden Depressionen oder Angststörungen diagnostiziert. SHITSHOW berät Unternehmen und Institutionen zu Früherkennung und Prävention. Was bei den Workshops, Trainings und Ausstellungen zu lernen ist, darüber haben wir mit Gründerin Nele Groeger gesprochen.
SHITSHOW ist eine Agentur für mentale Gesundheit. Warum der Name?
Wir hatten zuerst mit der Ausstellung zum Thema mentale Gesundheit begonnen. In dem psychoedukativen Format mit Objekten wie einer Taucherglocke oder einem Würger haben wir versucht, psychosomatische Symptome von Depressionen und Angststörungen körperlich erlebbar zu machen. Der Name der Ausstellung war »The SHITSHOW«. Dieser Name verpflichtet, auch schwere Themen anzusprechen und Tabus aufzubrechen.
Sie beraten vor allem Unternehmen und Institutionen. Welche Probleme begegnen Ihnen am häufigsten?
Eines der größten Probleme ist nach wie vor die Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Belastungen oder Erkrankungen. Meist liegt das am Unwissen oder an einer gewissen Unbeholfenheit. Das führt natürlich im Arbeitsalltag zu Problemen, bestätigt Vorurteile oder verändert die Kommunikation im Team. Dem versuchen wir mit unseren Workshops und Trainings entgegenzuwirken.
Was können Unternehmenslenker von euch lernen?
Wir richten uns vor allem an Führungskräfte, um sie zu befähigen, sich früher und besser des Themas anzunehmen. Dass sie ein Klima schaffen, in dem es möglich ist, früh über Schwächen zu sprechen. Oft gibt es auch schon ganz tolle Programme, aber die Menschen haben Angst, diese wahrzunehmen. Da gehen wir rein und versuchen, Mythen und Ängste abzubauen.
Woran können Kollegen eine solche Belastung möglichst früh erkennen?
Jeder Mensch ist natürlich anders. Und es geht auch nicht darum, eine Diagnose zu stellen oder ein Urteil über den oder die Betroffene zu fällen. Sondern darum, zu beobachten, ob eine Person unter Druck steht. Kennt man sie gut, ist es natürlich leichter, festzustellen, ob sich ihr Verhalten verändert hat. Ist eine eigentlich aktive Person plötzlich apathisch, zieht sie sich sozial zurück, kommt nicht mehr zum gemeinsamen Mittagessen, wirkt unkonzentriert? All so etwas bahnt sich ja langsam an, aber die Sinne dafür sensibel zu schärfen, dafür treten wir an. Denn klar ist auch: Je länger psychische Belastungen andauern oder je mehr eine Krankheit sich chronifiziert, desto schwieriger wird es, gegenzusteuern.
Die drei Gründerinnen Nele, Luisa und Johanna führen die Geschäfte der gerade frisch gegründeten GmbH zusammen mit Benthe, einer Psychologin. SHITSHOW - Agentur für psychische Gesundheit beschäftigt sechs Mitarbeiter und arbeitet mit einem Netzwerk von psychologischen Beraterinnen und Beratern. Die Agentur für mentale Gesundheit hat unter anderem bereits mit der Deutschen Bahn, Zalando oder der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zusammengearbeitet. 2019 hat die Bundesregierung das junge Unternehmen als Kultur- und Kreativpiloten ausgezeichnet.