So hilft die Berliner Volksbank dem Helferbär
07.07.2022 - Lesezeit: 4 Minuten

Berater mit guten Tipps gab es mehr als genug. „Was uns fehlte, war etwas anderes: Geld“, sagt Leonard Winkler. Er brauchte Geld, damit das Startup Helferbär aus einer vielversprechenden Studentenidee heranwachsen konnte zu einem echten Unternehmen. Geld, um die jungen Frauen und Männer zu bezahlen, die mitmachen wollten bei Helferbär. Geld, um Büromiete zu bezahlen und auch die Mitarbeiter:innen für die Formular-Scharmützel mit den Pflegekassen. Leonard Winkler hat das Geld bekommen, dass er brauchte. Dank der Berliner Volksbank.
Tobias Solich von der Berliner Volksbank erinnert sich bestens an das erste Gespräch mit Leonard Winkler und Alessandro Nobbe, beide frühere Studenten der Universität Potsdam, beide Anfang 20. „Die Gründer waren total überzeugend“, sagt Solich. „Mir war klar: Die wissen genau, was sie tun.“ Trotzdem schaute sich der Experte vom GründerCenter Brandenburg den Businessplan von Helferbär kritisch an, checkte ihn auf mögliche Schwachstellen und arg optimistische Zahlen. Er fand: nichts zu kritteln.
Damit war der nächste Schritt klar: Helferbär sollte das dringend benötigte Geld bekommen für Mieten, für Werbung, für Löhne und Gehälter. „Betriebsmittel“ lautet das Fachwort dafür. Für diese Betriebsmittel wurden mithilfe der Berliner Volksbank Fördergelder bei der KfW beantragt – und bewilligt.
„Das Angebot der Berliner Volksbank traf voll ins Schwarze“

„Dieses Angebot der Berliner Volksbank traf voll ins Schwarze“, sagt Helferbär-Gründer Leonard Winkler heute. Schon damals, 2020, engagierten sich mehr als 70 junge Frauen und Männer seit Monaten beim Potsdamer Startup. Die meisten waren „geringfügig beschäftigt“, also Minijobber, trotzdem kam einiges an Gehältern zusammen. Winkler: „Deshalb wollten wir den Kredit unbedingt nutzen.“
Schon weil sich das Geschäftsmodell bereits als Erfolg erwiesen hatte. Die Idee von Helferbär: eine Lücke in der Betreuung pflegebedürftiger Menschen schließen. Weil professionelle Pflegedienste ausgelastet sind mit professionellen Aufgaben, bleibt wenig Raum für anderes. Mal einkaufen, die Wohnung putzen, den Rasen mähen oder eine Runde „Mensch ärgere dich nicht“ spielen? Sorry, keine Zeit. Diese Zeit nehmen sich die Mitarbeiter:innen von Helferbär. Sie bringen den Müll raus, begleiten zum Arzttermin und haben genügend Muße für einen Spaziergang.
Helferbär: Vom Studi-Job zur Freundschaft

Das Besondere an den Helferbär-Mitarbeiter:innen: Sie sind jung, 26 Jahre beträgt das Durchschnittsalter. Die meisten arbeiten hier mit, um sich ihr Studium zu finanzieren – und dabei etwas Gutes zu tun. Jede:r kann wählen, wie stark er oder sie sich einbringen kann und will. Wer nur am Mittwoch nachmittags kann: kein Problem. Eine der Aufgaben von Helferbär besteht darin, passende Matches zu finden. So gibt es beispielsweise einen an Parkinson erkrankten Senior, der jemanden zu finden hoffte, der mit ihm seine Modelleisenbahn bedienen und warten mag. Helferbär fand einen jungen Bauingenieur, der sich ebenfalls für Modelleisenbahn begeistern kann. „Bei uns arbeiten angehende Juristen, Mechatroniker, Betriebswirte – die Arbeit ist für jeden interessant, der eine soziale Ader hat“, sagt Co-Gründer Alessandro Nobbe.
Heute beschäftigt Helferbär rund 150 Mitarbeiter:innen. Einige schnuppern nur kurz hinein, andere bleiben längerfristig dabei – auch nach dem Studium. „Was mit dem Putzen der Wohnung beginnt, kann durchaus mit Kuchenessen im Garten enden“, sagt Leonard Winkler. Es bilden sich häufig enge Bande, fast familiäre Beziehungen.
Die Pflegekassen zahlen die „haushaltsnahen Dienstleistungen“

Was Helferbär anbietet, spricht sich auch bei den Pflegediensten herum, zu vielen entwickeln sich ebenfalls freundschaftliche Bande. Das Helferbär-Angebot ergänzt die Leistungen der Pflegedienste, bezahlt werden beide von den Pflegekassen. Was Helferbär anbietet, ist als „haushaltsnahe Dienstleistungen“ exakt an die Anforderungen im Sozialgesetzbuch angepasst. Damit können alle Leistungen, ohne dass ein Eigenanteil anfällt, schnell und unkompliziert abgerechnet werden.
Zumindest in der Theorie. Die Praxis ist komplizierter. „Das Forderungsmanagement ist ein großes Thema in der Branche“, sagt Leonard Winkler diplomatisch. Kulanz? Fehlanzeige. „Kranken- und Pflegekassen sind eher Behörden als Unternehmen“, hat Winkler erkannt. „Deshalb brauchten wir eine steile Lernkurve, um uns in diesen Formular-Kram einzufuchsen.“ Und sie brauchten dafür mehr Mitarbeiter:innen als anfangs gedacht.
Die Wachstumskurve zeigt exponentiell nach oben
Mittlerweile läuft auch das. Anlass für Leonard Winkler und Alessandro Nobbe, kurz durchzuschnaufen. In Potsdam und in Berlin sind sie jetzt etabliert, auch in Hamburg und Leipzig ist Helferbär vertreten. „Wir haben Pläne für die Expansion in weitere Städte, aber die haben wir bewusst in die Schublade gesteckt“, sagt Winkler. Erst einmal will Helferbär an den vier Standorten verlässliche Strukturen aufbauen, die das derzeit exponentielle Wachstum dauerhaft trägt.
Und danach? „Ziehen wir unsere Pläne wieder aus der Schublade“, sagt Winkler. Wenn das passiert, braucht Helferbär neues Geld für Betriebsmittel wie Miete, Werbung und Löhne. „Um sich zu etablieren, sind an neuen Standorten hohe Anfangsinvestitionen nötig“, sagt Winkler. „Und dann ist wieder die Berliner Volksbank gefragt.“