Unternehmensnachfolge: Loslassen will gelernt sein
02.09.2022 - Lesezeit: 4 Minuten
Wer will schon zum „alten Eisen“ zählen? Nachfolge ist ein sensibles Thema, mit dem sich Unternehmer:innen ungern beschäftigen. Das rächt sich, wenn entscheidende Weichen nicht mehr gestellt werden können. Deshalb starten die Spezialist:innen der Berliner Volksbank so früh wie möglich einen Zukunftsdialog zur Unternehmensnachfolge mit Unternehmer:innen, um fünf bis zehn, besser noch 15 Jahre an Vorlauf zu nutzen. So wie bei der PCS Professional Conference Systems GmbH.
Jörg Peschka ist selbst Unternehmer, in der Branche für Konferenztechnik gut verdrahtet. Man trifft sich auf Messen und auf Nachfrage läuft natürlich überall immer alles super. Peschka kennt auch jenen Unternehmer gut, der bei ihm anfragt, ob er seine Firma übernehmen will. Er werde langsam alt und wolle sich zurückziehen …ja, warum nicht, mal sehen. Peschka schaut und findet unter anderem veraltete Technik, die Aussicht auf immense Pensionszahlungen – und winkt ab. So wie alle anderen ebenfalls abwinken. Peschka ist ernüchtert: „Die Firma war das Lebenswerk des Unternehmers – und zurück bleibt ein Scherbenhaufen.“
Für ihn ein einschneidendes Erlebnis: Solch ein Schicksal will Jörg Peschka vermeiden. Jetzt steht er „voll im Saft“ und bis zum 60. Geburtstag ist es noch eine Weile hin, doch genau deshalb stellt er jetzt die Weichen für seine Nachfolge. 1995 hat er PCS Konferenztechnik gegründet, gemeinsam mit Dirk Neumann. Das Duo führt das Unternehmen mit seinen mittlerweile rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an den Standorten Berlin, Düsseldorf und München als geschäftsführende Gesellschafter. Ebenso gemeinsam planen die beiden jetzt ihre langfristige Nachfolge. „Loslassen muss man lernen“, sagt Peschka. Die Berliner Volksbank begleitet sie dabei aktiv als Sparringpartner in dem langfristigen Prozess.
Den Zukunftsdialog wagen
2019 wurde Jörg Peschka und Dirk Neumann ein neues Beratungskonzept der Berliner Volksbank vorgestellt. „Genau zum richtigen Zeitpunkt“, erinnert sich Peschka. Das Besondere an dieser Beratung: Die Unternehmer können für diesen Zukunftsdialog die für sie relevanten Themen entscheiden, flexibel priorisieren und umsetzen. Das hat den Vorteil, dass von dem Unternehmer bereits initiierte Themen eingebunden und weitergeführt werden können. 15 Handlungsfelder gibt es, von einer Indikation des Unternehmenswertes über die Qualifikation des Nachfolgers bis hin zur Gestaltung des Ruhestands. Peschka entschied sich zum Auftakt für das Handlungsfeld „Ruhestand gestalten“. Was mache ich den lieben langen Tag, wenn ich nicht mehr Chef sein muss?
Wie soll’s weitergehen: der Zukunftsdialog
Der Zukunftsdialog kann am ehesten mit einer Art Katalysator verglichen werden. Im ersten Schritt wird besprochen, welche Wünsche und Ziele die Unternehmer:innen haben – für die Firma, für die Familie und für sich selbst. Was zuvor vielleicht eher vage Ideen waren, gewinnt im Zukunftsdialog an Kontur und mündet in konkrete Aktionen. So wird der Nachfolgeprozess gemeinsam strukturiert und zielgerichtet Schritt für Schritt umgesetzt. Das gilt für die Firma, die steuerlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen sowie ihre strategische Ausrichtung. Ebenso wichtig und fast noch schwieriger: Wer übernimmt wie die Nachfolge? Es gibt kein fixes Programm: Gesprochen wird darüber, was die Unternehmer:innen aktuell gerade umtreibt. 15 Module und damit Handlungsfelder umfasst der Zukunftsdialog der Berliner Volksbank. Vorgefertigte Antworten gibt es nicht, denn es geht darum, den individuell bestmöglichen Weg zu finden. Das dauert – und diese Zeit nehmen sich alle Beteiligten.
Mittlerweile hat Jörg Peschka einen Bootsführerschein samt Funklizenz und kann sich bestens vorstellen, irgendwann mal kroatische Buchten zu erkunden. Diverse weitere, auch unternehmerische, Ideen kreisen noch in seinem Kopf. In der Zwischenzeit verabschiedet er sich, ebenso wie Co-Gesellschafter Dirk Neumann, peu à peu aus dem operativen Geschäft von PCS Konferenztechnik. Der erste Schritt: Im Herbst 2021 wurden zwei PCS-Mitarbeiter in die Geschäftsleitung aufgenommen. Und gleichzeitig diverse zusätzliche Aufgaben an die beiden „Neuen“ abgegeben. „Du musst trotzdem lernen, denen nicht in die Parade zu fahren“, gibt Peschka zu.
Der nächste Schritt: das Unternehmen wieder auf Vordermann zu bringen. Konferenztechnik war während der Corona-Pandemie weniger gefragt, viele Wettbewerber in der Event-Branche mussten um ihr Überleben kämpfen. „Zum Glück haben wir uns schnell fangen können“, erzählt Peschka. PCS Konferenztechnik ist spezialisiert auf Dolmetsch-Technik und kann diese Expertise auch bei virtuellen Konferenzen einsetzen. Peschka: „Wir haben unsere Mitarbeitenden vorübergehend ins mobile Arbeiten geschickt, stattdessen konnten die Dolmetscher:innen unsere Büros als umgebaute Dolmetsch-Studios für professionelle Streams in alle Welt nutzen – und damit die bestmögliche Technologie für hybride oder digitale Events ausnutzen.“ PCS Konferenztechnik hat zwei harte Jahre vergleichsweise glimpflich überstanden, „gleichwohl gibt es natürlich eine Delle“. Die wollen Peschka und Neumann in den nächsten Jahren auswuchten, damit ihr Unternehmen dann möglichst glänzend dasteht.
Das Unternehmen in gute Hände übergeben
Wie das gelingt? Auch dafür gibt es passende Handlungsfelder im Rahmen des Zukunftsdialoges. „Nachfolge ist immer ein sensibles Thema“, sagt Wolfgang Köppe, Spezialist für Nachfolgeberatung bei der Berliner Volksbank. Bei PCS Konferenztechnik komme noch hinzu, dass die Wünsche und Interessen von gleich zwei Gesellschaftern austariert werden müssen. „Das kann zu Spannungen führen, die von allen Beteiligten ausgehalten, aber auch zielführend gelöst werden müssen“, sagt Köppe. Entscheidend für einen erfolgreichen Zukunftsdialog „ist, dass alle ehrlich kommunizieren, was sie wollen“. Bei PCS Konferenztechnik klappt das.
Ein weiterer Vorteil bei PCS: Der frühe Startzeitpunkt. „Das kann ja gerne noch fünf bis zehn Jahre dauern, trotzdem muss man rechtzeitig vor der geplanten Übergabe mit den Vorbereitungen für die Nachfolge anfangen“, sagt Jörg Peschka. Damit die Unternehmer ihre Firma eines Tages in gute Hände übergeben können – „da hängen ja 40 Familien dran“. Und zwei Lebenswerke.
Der Experte
Wolfgang Köppe hat nach 16 Jahren Erfahrung im Firmenkundengeschäft bei der Berliner Volksbank seit 2019 die Unternehmensnachfolgeberatung der Bank mit aufgebaut.
Er strukturiert jeden Nachfolgeprozess und begleitet Unternehmer:innen gezielt bei der Entwicklung individueller Lösungen für ihre Unternehmensnachfolge.
In der größten Volksbank Deutschlands ist er erster Ansprechpartner für Unternehmensnachfolgen.
Wolfgang Köppe hat neben einem Studium der Betriebswirtschaftslehre in Bayreuth eine Zusatzqualifikation zum CEP Certified Estate Planner absolviert.