So verbessern Sie die Bonität Ihres Unternehmens
24.02.2022 - Lesezeit: 7 Minuten
Bonität wird immer wichtiger – nicht nur für Kredite, sondern für jeden Vertrag. Es ist wichtig zu wissen, mit wem Sie es zu tun haben, gerade wenn wie in der Pandemie die Insolvenzantragspflicht ausgesetzt wurde. Das gilt vor allem für kleine und mittlere Unternehmen, denn sie treffen die durch die Corona-Krise ausgelösten Lieferengpässe besonders. Zugleich haben die von der Krise betroffenen Unternehmen wichtige finanzielle Reserven eingebüßt. Das Ergebnis: Bei 39,5 Prozent der Firmen sank laut einer aktuellen KfW-Umfrage das Eigenkapital – was sich auf die Bonität auswirkt. Heute klagen 30 Prozent der Unternehmer:innen über eine gesunkene Bonität. Das können Sie mit diesen Tipps ändern.
1. Aktualisieren Sie Ihre Daten bei der Schufa und der Creditreform
Die Auskunfteien erheben selbst keine Daten, sondern verlassen sich auf ihre Vertragspartner. Wer also seine Bilanzen jahrelang nicht einreicht, erhält ein Ranking, das der tatsächlichen Entwicklung nicht entspricht. Bei einem geschätzten Drittel der Unternehmen ermitteln Schufa und Creditreform die Bonität aufgrund veralteter oder fehlender Daten zu u.a. Bilanzen, Mitarbeiter:innen, Umsätzen und Standorten. Das betrifft besonders kleine und mittlere Unternehmen. Sie sollten die eigenen Daten bei Schufa und Creditreform auf dem Laufenden halten, damit sie auch weiterhin eine gute Ausgangsposition haben, wenn es darum geht, einen Kredit aufzunehmen oder dessen Konditionen zu verhandeln. „Spätestens vor einer Kreditanfrage sollten Sie Ihre Daten bei Auskunfteien aktualisieren und Einkommensunterlagen wie Jahresabschluss oder die aktuelle BWA (betriebswirtschaftliche Auswertung) einreichen,“ sagt Bernd Jatzlau, Produktmanager für Firmenfinanzierung bei der Berliner Volksbank. Dafür stellt die Berliner Volksbank in Kooperation mit der VR Smart Finanz ein Online-Tool, den kostenlosen Bonitätsmanager, zur Verfügung. Wenn Sie zum Beispiel bis Mitte des Jahres noch keinen Jahresabschluss eingereicht haben, oder seit über einem Quartal keine BWA, erhalten Sie eine Erinnerungsmail. Zudem können Sie als Kund:innen online Bilanzen, vollständige Jahresabschlüsse, EÜR, BWA und Stammdaten aktualisieren und sich in wenigen Minuten einen Überblick über ihre Bonität bei Schufa und Creditreform verschaffen. Das Online-Tool zeigt auch an, wie Ihr Unternehmen im Vergleich zu anderen in der selben Branche und Region dasteht und klärt über individuelle Bonitätsthemen und Finanzierungschancen auf.
2. Schätzen Sie die Bonität aller Geschäftspartner:innen ein
Mit der fortschreitenden Digitalisierung der letzten Jahre werden Auskunfteien insbesondere im B2B-Bereich immer wichtiger -– und zwar nicht nur für Kredite. Auskunfteien sammeln nämlich nicht nur Informationen über Bankkonten und Kreditkarten, sondern auch über Mobilfunk-, Leasing- und Kreditverträge, Ratenzahlungsgeschäften, Bürgschaften, Jahresabschlüsse und gerichtliche Eintragungen. Die meisten Einträge sind positiv und enthalten Angaben zu vertragsgemäßem Verhalten, zu Krediten und anderen Verträgen. Immer häufiger werden sie von beiden Vertragspartner:innen abgefragt. „Vor zwanzig Jahren wurden finanzielle Entscheidungen zwischen Unternehmen noch überwiegend von Menschen getroffen. Das hat sich geändert. Je kleiner der Betrag, desto eher verlässt man sich heute für eine erste Bonitätseinschätzung auf Schufa und Co.“, sagt Bernd Jatzlau. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, bietet der Bonitätsmanager jetzt auch die Möglichkeit, Bonitätseinschätzungen von Firmen und Privatpersonen abzufragen. Mit wenigen Klicks können Sie Schufa-Auskünfte zu Kund:innen und Geschäftspartner:innen online abrufen und so Risiken für Zahlungsausfälle besser einschätzen. Gerade bei neuen Geschäftsbeziehungen ist es wichtig zu erfahren, mit wem Sie es zu tun haben. Aber auch bei Bestandskund:innen kann sich die Bonität gerade in Krisenzeiten schnell ändern, zumal vielen Unternehmen günstige staatliche Kredite eingeräumt wurden, deren Rückzahlungen bald beginnen.
3. Sichern Sie Ihre Forderungen ab
Bei kleinen und mittleren Unternehmen entstehen Zahlungsengpässe oft durch Forderungen, die noch nicht zur Zahlung fällig sind. Neben langen Zahlungszielen beklagen Geschäftsführer:innen den Aufwand, den die Überwachung der Zahlungseingänge, Zahlungserinnerungen und Mahnungen inzwischen beanspruchen. Um sofort planbare Liquidität zu erhalten, vor Zahlungsausfällen gesichert zu sein und damit die Arbeitszeit auf das Kerngeschäft zu konzentrieren, können Sie Ihre Forderungen an ein vertrauenswürdiges Factoring-Institut verkaufen, das nicht nur die Vorfinanzierung und Überwachung der Zahlungseingänge sondern auch das Ausfallrisiko übernimmt.
Alternativ bieten sich Warenkreditversicherungen an, die sich bereits in der Finanzkrise 2008 bewährt haben. „Gerade in Krisen wie Corona sollten Unternehmen eine Versicherung für den Fall eines Forderungsausfalls abschließen. Die kostet zwar etwas, aber dafür sind Warenlieferungen und Dienstleistungen abgesichert und der Cashflow garantiert“, sagt Experte Bernd Jatzlau. Unternehmen, Selbstständige und Freiberufler aus vielen Branchen sichern zum Beispiel mit der R+V-Warenkreditversicherung Forderungen gegen Zahlungsverzug oder Zahlungsunfähigkeit von Geschäftspartner:innen ab.
Bernd Jatzlau arbeitet seit 1988 bei der Berliner Volksbank und seit 2008 im Produktmanagement – zuständig für Firmenfinanzierungen. Dazu gehören auch der Bonitätsmanager, das Factoring, die Warenkreditversicherung und VAI.
4. Nutzen Sie unterschiedliche Liquiditäts-Bausteine
Zahlungsengpässe, die sich auf die Bonität auswirken, lassen sich auch durch viele verschiedene Finanzierungsbausteine vermeiden. Bei Krediten zahlt sich eine langfristige Planung aus. „Maschinen oder Anlagen sollten Sie eher nicht über den Kassenbestand oder Bankguthaben erwerben, sondern über langfristige Kredite oder Leasing finanzieren“, rät Bernd Jatzlau.
Zudem können Sie im Zahlungsverkehr Alternativen zu Bargeld nutzen. Durch die Digitalisierung ist eine Vielzahl anderer Optionen wie Debitkarten, Sofortüberweisungen im Onlinebanking und mobile Zahlungen entstanden, die Ihr Finanzmanagement flexibler machen. Zudem sind diese weniger aufwendig, da das manuelle Einbuchen entfällt. Dabei kommt es darauf an, welche Zahlungsmöglichkeiten zu Ihren Kund:innen und vor allem zu Ihrem Unternehmen passen.
Darüber hinaus gibt es weitere Liquiditätsbausteine. Mittlerweile nutzen verschiedene Branchen Liquiditätskredite: Handwerksbetriebe verlängern damit die Zahlungsziele für Baumaterialien, Bekleidungshersteller finanzieren Stoffe. So bietet Ihnen VAI Trade (eine Tochtergesellschaft der Berliner Volksbank) innerhalb von 48 Stunden ein verlängertes Zahlungsziel von bis zu 120 Tagen und bis zu einer Höhe von 150.000 Euro an. Auch für Händler:innen bietet VAI Trade ein optimales Finanzierungswerkzeug, besonders bei Saisongeschäften. Sie erhalten schnell und unkompliziert zusätzliche Liquidität, um außergewöhnliche Gelegenheiten zu nutzen oder rechtzeitig Ihre Regale zu füllen.
5. Behalten Sie den Überblick über Kredite und Karten
Ein durch die Bank gekündigtes Darlehen oder offene Rechnungen schaden der Kreditwürdigkeit und führen zu negativen Einträgen bei Auskunfteien. Bei einer Vielzahl an Krediten kann es schon mal vorkommen, dass man vergisst, dass noch eine Rate eingezogen wird. Um den Überblick zu behalten und um Kosten bei den Abschlüssen zu sparen, kann sich unter Umständen ein größerer Kredit lohnen. Außerdem ist es sinnvoll, ungenutzte Girokonten und Kreditkarten zu kündigen. So verringert sich für Sie die Gefahr, den Überblick zu verlieren, fällige Gebühren zu versäumen und so unerwünschte negative Einträge bei Schufa oder Creditreform zu kassieren.