Junge Familien und Kreative zieht es aufs Land – zum Arbeiten, Netzwerken und Coworken

14.04.2022 - Lesezeit: 4 Minuten

Blick in die Brandenburger Landschaft
© Marcel Schwickerath

Fast jede zweite Berliner Familie mit Kind denkt darüber nach, die Stadt zu verlassen und aufs Land zu ziehen. In der Altersgruppe der 30 bis 39-Jährigen und bei Kreativen, ist die Sehnsucht nach dem Landleben besonders ausgeprägt. Was sie dort wollen? Kreativ Netzwerken und Coworken zum Beispiel. Eine Spurensuche.

Coconat

Wer wie ehedem in einem solchen Salon arbeiten möchte, der braucht sich nur in den Regionalexpress nach Bad Belzig zu setzen. Im Fläming, 100 Kilometer südwestlich von Berlin, empfängt seit 2016 das Coconat, ein Coworking-Space mit angeschlossener Übernachtungsmöglichkeit. Draußen vor dem Hof wimmelt es vor Autos mit Berliner Kennzeichen. Sogar einige Carsharing-Elektroautos haben es bis hierher geschafft.

Coconat Salon
© Marcel Schwickerath

Coconat

Coconat steht für Community and Concentrated Work in Nature. Janosch Dietrich betreibt den Coworking-Space mit Julianne Becker und Iris Wolfer (v.l.n.r). Dietrich kann sich kaum retten vor Anfragen: „Wir sind ausgebucht. Wir wachsen mit 30 Prozent.“

Coconat - Janosch Dietrich, Iris und Julianne
© Marcel Schwickerath

Coconat

Ein halbe Million Euro erwirtschaftet Dietrichs Unternehmung mit der Vermietung und den Nebengeschäften im Jahr. Denn neben den Arbeitsplätzen auf dem Land bietet das Coconat 19 Zimmer, gemeinsames Essen, Yoga, Sauna, Massagen und einen Pizzaofen. Und schnelles Internet gibt es sogar auf dem hauseigenen Floß, Glasfaser sei Dank.

Coconat - Arbeitsplatz am See
© Marcel Schwickerath

The Vield

Louisa Löwenstein empfängt barfuß in Vielitz, einem 250-Seelen-Dorf im Ruppiner Seenland. Sie hat den alten Hof mit ihrem Mann schon 2013 gekauft. Daraus ist „The Vield“ entstanden, ein Ort, an dem Unternehmen kreativ sein dürfen. Seit Ende des Lockdowns ist The Vield ausgebucht.

The Vield - Louisa Löwenstein
© Marcel Schwickerath

The Vield

Viel Geld hat Löwenstein mit ihrem Mann investiert, um den Hof zu sanieren – „sehr viel mehr als ursprünglich geplant“, sagt sie. Dafür zahlen Unternehmen heute auch bis zu 2.500 Euro Miete am Tag. Layer, Piabo PR und Vitra waren schon hier.

The Vield - Hof
© Marcel Schwickerath

The Vield

Das Haupthaus ist kreative Spielwiese – ausgestattet mit Whiteboards und Loungemöbeln, es gibt keine Konferenztische: Denn „die besten Ideen entstehen nicht beim Sitzen am Tisch“, sagt Löwenstein. Ihre neueste Idee: Die Lehren der Permakultur für Manager in einem Workshop zu verpacken: Die Symbiose der Natur als Blaupause für Teams.

The Vield - Haupthaus
© Marcel Schwickerath

The Vield

„Was braucht ein Ort, an dem Innovation entsteht, wirklich“, fragte sich Löwenstein, die früher als Drehbuchautorin und Unternehmensberaterin gearbeitet hat. Herausgekommen sei ein Ort, an dem Teams nicht in alte Muster verfallen, sondern geradezu innovativ arbeiten müssten, sagt die 36-Jährige.

The Vield - Louisa Löwenstein
© Marcel Schwickerath

Pro agro

Kai Rückewold arbeitet dafür, dass möglichst viel von dem bleibt, was gerade in Brandenburg entsteht. Er ist Geschäftsführer des Verbandes pro agro e.V. zur Förderung des ländlichen Raumes in der Region Brandenburg-Berlin. Pro agro unterstützt, vernetzt und vermarket Unternehmen, die regionale landwirtschaftliche Produkte herstellen und naturnahen Tourismus in Brandenburg anbieten.

Pro agro - Kai Rückewold
© Marcel Schwickerath

Pro agro

Jedes Jahr im Juni bringt der Verband auf der Brandenburger Landpartie Produzenten und Verbraucher zusammen. Und auf der Warenbörse in Klaistow 40 treffen sich regionale Erzeuger mit 80 Fachbesuchern aus Handel, Gastronomie, Gemeinschaftsverpflegung oder Online-Plattformen. Seit 2020 unterstützt pro agro auch die Hofbesuche und Workshops der „Gemeinschaft“, einem Zusammenschluss von Berliner Spitzengastronomen wie dem Horvath oder dem Nobelhart & Schmutzig.

Pro agro - Brandenburger Landpartie
© Marcel Schwickerath

Panama

Oh wie schön ist Brandenburg, oh wie schön ist Panama! – „Panama“, so haben sechs Berlinerinnen und Berliner ihren Hof in der Uckermark genannt. Wegen Janoschs Tiger und Bär. Und, weil es vor Berlins Haustür nun mal am schönsten ist.

Panama - Hof
© Marcel Schwickerath

Panama

Erst sollte es nur ein Abenteuerspielplatz für Erwachsene werden, damit nicht jeder von ihnen am Wochenende allein in seinem Schrebergarten hocken muss. Inzwischen haben fast 500 Freunde und Freunde von Freunden Panama besucht und haben die Kreativen inspiriert: Jetzt bauen sie ihre alte Scheune aus dem Jahr 1781 zu einem Retreat für Unternehmen um.

Panama - Hof
© Marcel Schwickerath

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