thermondo-Gründer Philipp Pausder: „Warum soll es weh tun, das Richtige zu tun?“
17.11.2022 - Lesezeit: 4 Minuten
Energiewende bedeutet zugleich Wärmewende: Das war Philipp Pausder schon 2012 klar. Sein Unternehmen thermondo ist heute Deutschlands größter Heizungsinstallateur, doch auf dem Weg dorthin musste Pausder sein Unternehmen mehrfach neu ausrichten. Gerade erfindet sich thermondo wieder neu und setzt auf die Wärmepumpe – jetzt auch zur Miete!
Tut es weh, sich von seiner Geschäftsidee zu verabschieden? Philipp Pausder versteht die Frage nicht. Das mit der Internet-Plattform funktionierte halt nicht, die Kooperation mit den Handwerksbetrieben lief kaum besser – also hat er mit diesen Erfahrungen den nächsten, folgerichtigen Schritt gewagt. „Warum soll es weh tun, das Richtige zu tun?“
Viele Gründer:innen sind rettungslos verliebt in ihre Geschäftsidee und geradezu persönlich beleidigt, wenn die Welt doch nicht darauf gewartet hat. Wer ihre Idee in Frage stellt, stellt auch sie selbst in Frage. Für solche Eitelkeiten hat Philipp Pausder bis heute keine Zeit. Als die 2012 gestartete Online-Plattform heizkostensenken.de mangels Interesse einschlief, bleibt die Idee dahinter – Energiewende bedeutet auch Wärmewende – ja weiterhin richtig. Schließlich macht Wärme rund 25 Prozent der Primärenergie aus. 85 Prozent des Energieverbrauchs in Gebäuden entfallen auf warmes Wasser und warme Räume. Also entwickelte sich thermondo selbst zu einem Handwerksbetrieb, mit deutschlandweit über 750 Mitarbeiter:innen. Spezialität des Berliner Unternehmens: umweltfreundliche Heizungen.
Energiewende = Wärmewende
„Die Idee war schon 2012 richtig – wir waren einfach zu früh dran“, blickt Philipp Pausder zurück. „So richtig losmarschiert ist der Markt ja erst vor zwei, drei Jahren.“ Damals setzte thermondo vor allem auf Gasthermen und experimentierte mit Brennstoffzellen. Den aktuellen Boom der Wärmepumpen hatte das Unternehmen so nicht erwartet.
„Stimmt, bei den Wärmepumpen sind wir eher auf dem letzten Drücker aufgesprungen“, sagt Pausder. Dass der Wärmepumpe langfristig die Zukunft gehört, war ihm durchaus klar. Aber ein solcher Strategiewechsel dauert seine Zeit, selbst für ein Start-up. Im vergangenen Jahr sprach thermondo mit mehr als 40 Herstellern von Wärmepumpen, um sich für einen Lieferanten zu entscheiden. Parallel dazu wurde das Selbstverständnis von thermondo nachjustiert und in einem Markenbuch festgehalten. Die wichtigste Botschaft: thermondo macht sich bereit für die Zeitenwende im Heizungskeller.
Sechs Millionen Wärmepumpen für Deutschland
Wobei: Das ist natürlich nicht die Botschaft. Die kommt deutlich emotionaler rüber. Sechs Millionen Wärmepumpen sollen in Deutschland bis zum Jahr 2030 eingebaut werden, „das ist eine geradezu historische Aufgabe“, sagt Pausder. „Dazu brauchen wir eine ,Yes, we can!‘-Attitüde.“ Die thermondo-Handwerker:innen sollen mit Leidenschaft ans Werk gehen.
Seit dem Sommer haben die thermondo-Mitarbeiter:innen viel zu tun. Woche für Woche installieren sie rund 100 neue Wärmepumpen. Bis Jahresende werden sie hunderte von Wärmepumpen eingebaut haben, Ende 2023 – so das ambitionierte Ziel – sollen es schon 10.000 sein.
Setzt thermondo also komplett auf die Wärmepumpe? Für die Zukunft deutet alles darauf hin. Der Anteil der Wärmepumpen an den verkauften Heizungen nimmt jeden Monat zu. „Das Leasing-Modell für Heizungen war 2016 ein Durchbruch“, sagt Philipp Pausder. „Ohne die Berliner Volksbank hätte das übrigens nie geklappt: Die haben an uns und unser Produkt geglaubt und sind dafür durchaus ins Risiko gegangen.“ Deshalb denkt thermondo auch über weitere Mietmodelle für die Wärmepumpe nach, „das hat sich ja bewährt – der Berliner Volksbank sei Dank.“