Richtig Netzwerken für gute Kontakte: Erst geben, dann nehmen
20.01.2022 - Lesezeit: 6 Minuten
Netzwerke, Kontakte und eine gute Reputation sind für Menschen essenziell. Es sind Beziehungsgewebe, innerhalb derer Informationen ausgetauscht und Allianzen geschmiedet werden. Netzwerke geben Menschen Zugänge zu Gruppen, die anderen verschlossen bleiben. Hier holen sie sich Rat und Unterstützung oder sichern sich den nächsten Job. Mehr als jede dritte Stelle wird in Deutschland über persönliche Kontakte vergeben. „Die Mitgliedschaft in einem Netzwerk bedeutet auch, mehr Macht zu haben“, sagt die Soziologin Jutta Allmendinger. Wer zu elitären Kreisen zählt, stärke die eigene Reputation, finde auch bei anderen mächtigen Personen mehr Gehör und könne so gesellschaftlichen Druck und Wandel ermöglichen. Zahlreiche Netzwerke gibt es auch in Berlin und Brandenburg. Wir stellen sechs von ihnen vor.
1) u-Institut
Christoph Backes ist Geschäftsführer des u-Instituts, das im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums und der Beauftragten für Kultur und Medien das Kompetenzzentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes gegründet hat. Und er ist Initiator der Auszeichnung Kultur- und Kreativpilot:innen Deutschland, die jedes Jahr im Namen der Bundesregierung 32 Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft prämiert. Seit Beginn der Preisverleihung im Jahr 2010 dürfen sich mehr als 400 Kreativfirmen zu diesem Netzwerk zählen. Backes sagt, „ein gutes Netzwerk muss Dich durch jede Tür bringen. Und darf das nicht nur behaupten.“ Ein stabiles Netzwerk basiere genau auf diesem Vertrauen, dass sich eine Tür auch wirklich öffne. Und es lebe vor allem davon, dass alle auch geben. „Und das bedeutet eben auch, eine Rückmeldung zu geben, wie es war, wenn man durch die Tür gekommen ist“, sagt Backes. Das würden viele Menschen vergessen.
2) Die Weiberwirtschaft und andere Frauennetzwerke
„Geben und Nehmen“, darauf komme es an, sagt Katja von der Bey. „Und zwar in dieser Reihenfolge.“ Von der Bey führt seit 1999 die Geschäfte der Berliner Weiberwirtschaft, eines Netzwerks von und für Gründerinnen. Die Weiberwirtschaft wurde schon 1987 gegründet, es ist das älteste Frauennetzwerk Europas. Mehr als 2.000 Frauen haben Anteile an der Genossenschaft gezeichnet. 65 von ihnen arbeiten in subventionierten Büros in einem sanierten Fabrikgebäude in der Anklamer Straße in Berlin-Mitte. Seit Corona haben Frauennetzwerke einen fast schon historischen Zulauf. Die Working Moms etwa, das Netzwerk berufstätiger Mütter, oder die „Global Digital Women“, die eigenen Angaben zufolge 2020 nicht nur 20.000 neue Mitglieder und damit neue Kontakte, sondern auch die Strategieberatung McKinsey als Partner hinzugewannen. Frauen organisieren sich vermehrt in eigenen Kreisen, um an Einfluss zu gewinnen, sich gegenseitig zu stärken. Und „eigentlich arbeiten wir auch an unserer Abschaffung, also daran, dass es irgendwann keine reinen Frauenzirkel mehr braucht“, sagt Katja von der Bey.
3) re:publica
Andreas Gebhard ist Geschäftsführer der re:publica – 2019 mit mehr als 25.000 Besuchern Europas größte Konferenz für die digitale Gesellschaft. In Pandemiezeiten hat nur noch ein kleiner Teil der re:publica digital stattfinden können. Und seither denkt Andreas Gebhard darüber nach, wie solche Netzwerk-Events so organisiert sein könnten, dass diejenigen, die physisch anwesend sind, beim nächsten Mal nicht sagen, online dabei zu sein, hätte auch gereicht. Und dass sich diejenigen, die sich nur zuschalten, nicht grämen, dass sie nicht vor Ort dabei sein konnten. „Damit sich vor Ort- und Digitalbesucher vernetzen können, fehlen noch die richtigen Schnittstellen“, sagt Gebhard. „Doch egal wo – es wird bei der re:publica immer darum gehen, Orte zu schaffen, an die es Menschen zieht, weil sie spüren, dass sie sich dort gerne mit anderen Menschen umgeben und auf die Kraft des Zufalls vertrauen können“, sagt er. Zufälliges zu ermöglichen sei schließlich Veranstaltungskunst in Vollendung.
4) Viele schaffen mehr
Neue Bälle für die Freizeithandballer, eine Schaukel für die Kita, ein Barfußpfad für den Park – gemeinnützige Vereine und Initiativen gibt es in fast jeder Nachbarschaft. Sie bringen Menschen zusammen und entwickeln dabei immer wieder Ideen für ihren Kiez. Über die Crowdfunding-Plattform „Viele schaffen mehr“ können Vereine für ihre Vorhaben Menschen finden, die sie gemeinsam als Crowd finanziell unterstützen. Die Berliner Volksbank ist eine von 139 Genossenschaftsbanken, die sich diesem Netzwerkprojekt mit einer eigenen lokalen Plattform angeschlossen haben. Sie richtet sich vor allem an soziale und gemeinnützige Projekte. Jede Initiative stellt auf der Plattform ihr Projekt vor, lädt Fotos hoch und wirbt um Unterstützer. Für Kunden verdoppelt die Berliner Volksbank jede Spende bis zu einem Betrag von 50 Euro. Mitglieder profitieren doppelt: Sie erhalten eine Starthilfe in Höhe von 500 Euro und eine Verdopplung jeder Spende bis zu einem Betrag von 50 Euro.
5) Wirtschaftsforum Brandenburg
Seit der Gründung 1992 haben sich mehr als 1.000 Mitglieder über das Wirtschaftsforum Brandenburg miteinander vernetzt. Biotechniker oder Bäcker, Bauunternehmer oder Entsorger, Pharmaunternehmer oder Stahlproduzent, Spitzenbanker oder Triebwerksbauer. Sie treffen sich auf Konzerten, Vernissagen, den Brandenburger Unternehmertagen sowie auf zahlreichen Veranstaltungen mit wirtschaftsrelevanten Themen, um Kontakte auszutauschen und um ihr Netzwerk zu vergrößern. Die Veranstaltungen sind hochkarätig besetzt mit Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur. Das Wirtschaftsforum Brandenburg wird von der Berliner Volksbank unterstützt. Durch die Mitgliedschaft in regionalen Netzwerken bringt die Bank Unternehmen der Region in Verbindung und trägt so zu einer Förderung der regionalen Wirtschaft bei.
6) media:net
Seit 2001 ist media:net berlinbrandenburg eines der größten und erfolgreichsten regionalen Netzwerke der Medien- und digitalen Wirtschaft in Deutschland. Zu den mehr als 400 media:net-Mitgliedern gehören sowohl global agierende Medienfirmen als auch Start-ups und junge Unternehmen. media:net unterstützt sie auf über 100 Veranstaltungen im Jahr, darunter auch auf großen Messen wie der gamescom oder der dmexco. In seiner Veranstaltungsreihe „Highnoon“ hatte das Netzwerk die Spitzenkandidaten der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus vorgestellt. Netzwerkveranstaltungen wie diese sind vor allem eine Plattform für Kontakte und fördern den Aufbau eigener Netzwerke.