EvoLogics: High-Tech mit Delfingesang
07.03.2024 - Lesezeit: 4 Minuten
„Ob eine Bank sich wirklich als Partner versteht, zeigt sich in turbulenten Zeiten“, sagt Fabian Bannasch. Bei EvoLogics läuft es eigentlich bestens, das Berliner Unternehmen hat in seiner Branche, der High-Tech-Ausrüstungen für Unterwasser-Aufgaben, weltweit einen super Ruf. Als trotzdem kürzlich finanzielle Herausforderungen zu stemmen waren, sagt Geschäftsführer Bannasch, „stand die Berliner Volksbank fest an unserer Seite.“ Als Partner.
Unter Wasser funktioniert Funk nicht. Daten, um etwa Tsunamis früh zu erkennen, werden daher mit Schallwellen übermittelt. Doch sobald Schall im Meer auf Hindernisse trifft, entstehen störende Echos. Die Folge: Datensalat. „Warum gelingt es Delfinen trotzdem, kilometerweit miteinander zu kommunizieren?“, fragte sich Dr. Rudolf Bannasch und fing an, damals noch an der Universität, darüber zu forschen. Als Biologe und promovierter Ingenieur brachte er beide Disziplinen wunderbar zusammen. Seine Erkenntnisse über die Signalmodulationen der Delfine übersetzte Dr. Bannasch in Sonar-Module – die können Daten auch unter Wasser problemlos übertragen. Das war im Jahr 2000 der Kickoff für EvoLogics.
Gut zwei Jahrzehnte später hat sich das Unternehmen wunderbar entwickelt. Gerade ist EvoLogics nach Adlershof umgezogen, schon um genügend Platz für weiteres Wachstum zu haben. Am neuen Standort gibt es Wasserbecken, eine Teichanlage, Labors und einen Drucktank, in dem sich Robotereinsätze in 6000 Meter Tiefe simulieren lassen. Die Zahl der Beschäftigten – derzeit sind es rund 70 Mitarbeiter*innen – soll sich in den nächsten Jahren verdoppeln, der Umsatz liegt im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Der Gründer als Mastermind verbindet nach wie vor Biologie und Ingenieurs-Kunst. Mit modernster Technik versehene „Rochen“ überwachen den umweltsensiblen Bergbau in der Tiefsee und Pinguinen nachempfundene Roboter messen beispielsweise Ozeanwirbel. Die Unterwassertechnik von EvoLogics wird genutzt, um die Sicherheit von Häfen zu gewährleisten. Sie erhebt Daten, um Veränderungen im Klima zu protokollieren und sie überprüft die Standfestigkeit von Windparks in der Hochsee. Umweltbehörden setzen EvoLogics-Sensoren für das Monitoring der Wasserqualität in Flüssen ein.
Tempo machen für technologisch hochwertige Lösungen
Mehr als 500 Stammkunden hat EvoLogics mittlerweile, verteilt über 65 Länder. Der Mittelständler ist so international orientiert, dass es die Website www.evologics.de nur auf Englisch gibt. Die Lösungen von EvoLogics werden jedes Mal passend für den jeweiligen Kunden konfiguriert. „Was auf deren Wunschzettel steht, ist mitunter noch gar nicht umzusetzen – weder von uns noch von unseren Wettbewerbern“, sagt Geschäftsführer Fabian Bannasch, der Physik und Physikingenieurswesen studiert hat. „Aber das versuchen wir zu ändern.“
Forschung und Entwicklung sind überlebenswichtig für EvoLogics, das betrifft sowohl konkrete Kundenaufträge als auch Forschungsarbeiten gemeinsam mit Helmholtz-Gemeinschaft, Max-Planck-Instituten, Fraunhofer-Gesellschaft und anderen renommierten wissenschaftlichen Einrichtungen. „Wer mit uns zusammenarbeitet“, sagt Geschäftsführer Bannasch, „weiß, dass wir schnell mit technologisch hochwertigen Lösungen aufwarten können.“
Dieses Tempo können größere Wettbewerber selten mitgehen. „Die Agilität möchten wir uns gern bewahren und nicht durch unser Wachstum in Konzernstrukturen verkrusten“, sagt Fabian Bannasch. Die internen Abläufe so aufzusetzen, dass sie für einen rasch wachsenden Mittelständler passen und trotzdem schlank bleiben – das ist aktuell die Aufgabe. Nach elf Jahren bei der Unternehmensberatung McKinsey ist dem Geschäftsführer vor dieser Aufgabe nicht bange. „Wir stemmen Aufträge, die wir noch vor zwei Jahren hätten ablehnen müssen.“
EvoLogics zieht Strukturen für weiteres Wachstum ein
Um fit zu sein für künftiges Wachstum wird auch die Gesellschafterstruktur nachjustiert – dabei gab es die Turbulenzen, bei denen die Berliner Volksbank sich als Finanzpartner hat bewähren können. „Unsere Firmenkundenberater waren schnell und effektiv, das hat uns sehr gefreut – und geholfen“, sagt Fabian Bannasch.
Kürzlich stand der nächste Schritt an: Gründer Dr. Rudolf Bannasch hat im November 2023 seine Anteile an seine Söhne Fabian und Philipp abgegeben. Auch Philipp Bannasch arbeitet bei EvoLogics, der Mathematiker leitet das Team für Sensorintegration und KI (Künstliche Intelligenz). Brüderlichen Zwist gebe es im Arbeitsalltag keinen, sagt Fabian Bannasch: „Ein klein wenig bin ich selbst überrascht, wie eng und gut wir ohne jede Eifersüchteleien zusammenarbeiten.“
Falls es mal Dissens zwischen den Brüdern und ihrem Vater gab, ist der ausgeräumt. Auch dabei hat die Berliner Volksbank geholfen. Im sogenannten „Zukunftsdialog“ werden sämtliche Fragen zur Nachfolge frühzeitig angesprochen, inklusive Erwartungen und Vorbehalten. „Das ist unter uns gut geklärt“, sagt Fabian Bannasch, „und zwar so, dass alle Beteiligten zufrieden sind.“ Sein Vater bleibt auch ohne Gesellschafteranteile im Unternehmen, darin sind sich alle drei einig. Es gibt ja noch einiges zu erforschen und weiter zu entwickeln – zum Beispiel bei der Sonarkommunikation der Delfine. So hat EvoLogics mittlerweile ein System entwickelt, das Fischtrawler einsetzen, um möglichst umweltverträglich zu fangen. Der Fischbestand im Netz wird in Echtzeit kontrolliert, das Netz am Beifang vorbeigesteuert. Und Delfine werden mittels der Sonarsignale sogar gewarnt.