Für Fair Play auf dem Wohnungsmarkt
22.05.2024 - Lesezeit: 5 Minuten
Wohnungsgenossenschaften sind ausgesprochen gern sowohl Kundin als auch Mitglied der Berliner Volksbank. Warum? Weil man dieselben Werte teilt – und sich gegenseitig hilft. So wie es die Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 eG, Mitglied seit 1963, regelmäßig erlebt.
Als Vermieter sind Genossenschaften ziemlich unschlagbar. Die Mieten sind erschwinglich, es drohen keine Klagen wegen Eigenbedarf und sobald es Probleme gibt, werden sie angegangen und gelöst. Kein Wunder, dass die Wartelisten bei den Wohnungsgenossenschaften in Berlin und Brandenburg immer länger werden. Allein bei der Berliner Bau- und Wohnungsgesellschaft von 1892 eG stehen dort rund 1.000 Namen – bei 19.000 Genossenschaftsmitgliedern. Die „Neuen“ müssen meist lange warten, bis eine Wohnung für sie frei wird. „Das kann schon mal zehn Jahre dauern“, sagt Dirk Lönnecker, Vorstand der kurz „1892“ genannten Wohnungsgenossenschaft, „denn freiwillig zieht bei uns niemand aus.“
Dafür gibt es einen simplen Grund: „Am Wichtigsten ist für uns das Wohlbefinden unserer Mitglieder“, sagt „1892“-Vorstand Lönnecker, „Gewinnmaximierung interessiert uns nicht.“ Dieser Ansatz unterscheidet Wohngenossenschaften von kommerziellen Vermietern, die eine Rendite erwarten. Mit diesem Unterschied machen die Wohnungsbaugenossenschaften deutschlandweit trotz der langen Wartelisten auf sich, aufmerksam. „Damit die Menschen wissen: Es gibt uns – und wir sind die Guten“, sagt Lönnecker.
Wohnungsbau ist „immens schwierig“, anders als gute Nachbarschaft
Die Sitten werden rauer auf dem Berliner Wohnungsmarkt, auf dem die Nachfrage und die Preise gefühlt täglich steigen – während gleichzeitig immer weniger Neubauten entstehen. Das würden die Wohnungsbaugenossenschaften gern ändern, doch es gibt viele Hürden. Dazu zählen neben den steigenden Baukosten die langen Bearbeitungszeiten bei den Bauämtern und die fehlenden Grundstücke. Und wenn es Grundstücke gibt, dann in Berlin meist nur auf Erbpacht, „und das mögen wir – nicht nur auf Grund des Heimfalls – einfach nicht“, sagt „1892“-Vorstand Dirk Lönnecker. Neubauten unter genossenschaftlicher Regie werde es daher auf absehbarer Zeit kaum geben. Also kümmert sich auch die „1892“ um die rund 7.000 Wohnungen im Bestand. Es geht um energetische Sanierungen und vor allem darum, das nachbarschaftliche Miteinander zu fördern.
So gibt es in vielen Siedlungen der „1892“ einen Concierge-Service: Dort sitzen jeweils zwei Mitarbeiter der Wohnungsgenossenschaft und sind für alle Sorgen und Nöte ansprechbar. Der Wasserhahn tropft? Wird behoben. Kopie benötigt? Der Drucker steht in der Ecke. Pakete? Werden hier abgegeben. Und wenn ein Arztbesuch ansteht, werden die Concierges kurz mal zu Chauffeuren. „Eine Tasse Kaffee ist sowieso selbstverständlich“, sagt Vorstand Dirk Lönnecker. „Wir erleben täglich, wie gern unsere Mitglieder dieses Angebot annehmen.“
Wohnungsgenossenschaften: Pioniere für neues Wohnen
Wohnungsgenossenschaften sind zugleich Pioniere, was neue Wohnformen angeht. So gibt es bei „1892“ mittlerweile vier Senioren-Wohngemeinschaften. „Die Menschen wollen in ihrem Kiez und in Würde alt werden – diese Chance wollen wir ihnen geben“, sagt Lönnecker. Zumal die Zahl der älteren Menschen ständig steigt. Bei der „1892“ liegt die Quote der hochbetagten Bewohner schon bei rund 10 Prozent, jedes dritte Mitglied ist mittlerweile im Rentenalter. Darauf versuchen sich auch andere Wohngenossenschaften mit neuen Konzepten und Angeboten einzustellen, fühlen sich dabei allerdings ziemlich allein gelassen. Lönnecker: „Wir müssen die Politik weiter wachrütteln.“
Die Wohnungsbaugenossenschaften mahnen und fordern nicht nur, sie stellen auch kreative und zukunftsweisende Lösungen vor. So wie am Nettelbeckplatz im Wedding, wo eine genossenschaftliche „1892“-Siedlung aus den 1970er-Jahren umfassend erneuert, nachhaltig ausgerichtet und erweitert worden ist – finanziell übrigens unterstützt von der Berliner Volksbank. Der alte Gebäudeteil wurde energetisch saniert, auf die Dächer kam Photovoltaik für Mieterstrom. Im zuvor nicht genutzten Luftgeschoss entstanden Gemeinschaftseinrichtungen, acht Studentenappartments und eine betreute Seniorengemeinschaftswohnung. Ausgestattet sind die fernwärme-beheizten Wohnungen mit Parkettboden und offenen Wohnküchen. Der barrierefreie Zugang wird über automatische Türöffner und Aufzüge in alle Etagen gewährleistet. Das Projekt wurde im Januar mit dem World Habitat Award in Bronze ausgezeichnet.
Denkmalschutz vs. Heizungsgesetz
Solche Projekte würde Dirk Lönnecker gern öfter angehen, daran lässt der „1892“-Vorstand keinen Zweifel. Seine größte Herausforderung ist derzeit allerdings das neue Heizungsgesetz, das den Umstieg auf nachhaltige Energiequellen fordert. In den Plattenbauten in Brandenburg und im Osten Berlins ist das – wenn auch mit hohen Investitionen – möglich, doch für alte Genossenschaften wie die „1892“ mit vielen denkmalgeschützten Häusern ergeben sich ungeahnte Herausforderungen. Sowohl die Gartenstadt Falkenberg in Bohnsdorf als auch der Schillerpark im Wedding, beide vor gut 100 Jahren nach Plänen von Bruno Taut erbaut, zählen zum Weltkulturerbe der UNESCO. Und stehen unter Denkmalschutz. „Da können wir nicht einfach die Fassade dämmen oder Wärmepumpen einbauen“, sagt Lönnecker. Was also tun?
Genossenschaften mögen als Vermieter ziemlich unschlagbar sein, leicht haben sie es nicht. Gesetze und Regularien machen ihnen das Bauen und generell das Wirtschaften schwer. Umso besser, dass sie mit der Berliner Volksbank ein Finanzinstitut an ihrer Seite wissen, das dieselben genossenschaftlichen Werte vertritt: Verlässlichkeit, Tatkraft und Zusammenhalt. Da hält man zusammen, auch wenn es um mehr geht als um Annuitätendarlehen oder andere Geldangelegenheiten.
Die Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 ist nämlich zugleich eine Spareinrichtung: Die Mitglieder können über die „1892“ ihr Geld anlegen, auf Wunsch mit Festzins oder auch mit Sparplan. Die Spargelder fließen ausschließlich in den eigenen Wohnungsbestand. Gleichwohl muss die Wohngenossenschaft die Auflagen der Finanzaufsicht (BaFin) beachten. „Ob es um IT-Fragen oder neue Compliance-Vorgaben geht“, sagt Vorstand Dirk Lönnecker, „im Austausch mit der Berliner Volksbank finden wir immer einen gangbaren Weg und eine Lösung, mit der alle leben können.“ Denn was einer nicht schafft, das schaffen viele.